Das Schlimmste kommt noch oder Fast eine Jugend
für kleine Kinder. Lass mich in Frieden mit deinem ranzigen Melodrama.«
Wieder teilte sich das Gestrüpp, und Lt. Beechcroft stand da. Missions und Beechcroft starrten
einander an.
»Ich nehme Sie hiermit gefangen!« schrie Beechcroft.
»Ich nehme Sie hiermit gefangen!« brüllte Missions.
Ich konnte richtig spüren, wie fickrig und aufgebracht die beiden waren.
Beechcroft zog seinen Säbel. »Ergeben Sie sich, oder ich durchbohre Sie!«
Missions drehte sein Gewehr herum und packte es am Lauf. »Kommen Sie hierher, oder ich haue Ihnen die gottverdammte Rübe runter!«
Nun wurde es im ganzen Unterholz lebendig. Das Gebrüll hatte sowohl die Blauen als auch die Grünen angelockt. Ich saß da an meinem Baum, während sie sich in den Nahkampf stürzten. Es wurde gerangelt und gefochten, der Staub wallte auf, und ab und zu hörte man das böse Geräusch, das ein Gewehrkolben macht, wenn er auf einen Schädel trifft. »Oje! Oh! Mein Gott!« Einige lagen jetzt am Boden. Gewehre gingen verloren. Sie knallten mit den Köpfen zusammen und lieferten sich Faustkämpfe. Ich sah sogar zwei Grüne in tödlicher Umarmung. Dann erschien Col. Sussex. Er blies seine Trillerpfeife mit solcher Wucht, dass er ringsum Spucke versprühte. Dann zückte er seine Reitgerte und drosch auf seine Truppen ein. Das machte er wirklich gut. Die Gerte knallte wie eine Peitsche und schnitt ins Fleisch wie ein Rasiermesser. »Scheiße! Ich ergebe mich!« »Nein! Aufhören! Mein Gott! Gnade!« »Mama!«
Die verfeindeten Parteien trennten sich, standen da und starrten einander an. Col. Sussex hob sein Clipboard vom Boden auf. Seine Uniform hatte keinen einzigen Knitter. Seine Medaillen hingen alle noch an ihrem Platz. Seine Mütze saß in korrektem Winkel auf seinem Kopf. Er warf sein Stöckchen in die Luft, fing es auf und marschierte davon. Wir trotteten hinterher. Wir bestiegen wieder unsere alten Armeelastwagen mit den zerfledderten Planen. Die Motoren sprangen an, und es ging wieder heimwärts. Wir saßen uns auf den langen Holzbänken gegenüber. Zum Manöver waren wir getrennt gekommen, die Blauen im einen LKW, die Grünen im anderen. Jetzt saßen wir alle durcheinander. Die meisten von uns starrten auf ihre abgestoßenen, eingestaubten Schuhe. Wir ließen uns hin und her und auf und nieder rütteln und schaukeln, während die Lastwagen über alte Wege und Straßen voller Schlaglöcher rumpelten. Wir waren müde, wir waren besiegt, und wir waren frustriert. Der Krieg war vorbei.
41
Wegen des R.O.T.C. kam ich nicht dazu, mich sportlich zu betätigen, während die anderen jeden Tag trainierten. Sie kamen in die Schulmannschaft, gewannen Auszeichnungen und bekamen die Mädchen ab. Ich verbrachte meine Tage größtenteils in Marschordnung und schwitzte mir da einen ab. Das einzige, was man sah, waren die Ohren und der Hintern des Vordermanns. Ich hatte den militärischen Drill ziemlich bald satt. Die anderen polierten ihre Stiefel auf Hochglanz und schienen bei den Manövern mit Begeisterung bei der Sache zu sein. Ich konnte darin keinen Sinn sehen. Sie wurden nur in Form gebracht, um sich später die Eier aus dem Sack pusten zu lassen. Andererseits konnte ich mich auch nicht in blauweißer Kluft sehen, die Nummer 69 auf dem Rücken, einen Footballhelm auf dem Kopf und die Schulterpolster angeschnallt, wie ich einen gemeinen Hundesohn vom anderen Ende der Stadt abblockte oder irgendeinen vierschrötigen Gorilla, dessen Atem nach Tacos stank, aus dem Weg zu räumen versuchte, damit der Sohn des Staatsanwalts auf der linken Seite durchbrechen und sechs Yards gutmachen konnte. Das Problem war, dass man immer nur die Wahl zwischen zwei Übeln hatte, und wofür man sich auch entschied, sie säbelten einem Scheibe um Scheibe ab, bis nichts mehr übrig war. Mit fünfundzwanzig waren die meisten erledigt. Eine ganze gottverdammte Nation von Arschkrücken, die Auto fuhren, aßen, Kinder kriegten und alles verkehrt machten; z. B. ihre Stimme dem Präsidentschaftskandidaten gaben, der sie am meisten an sie selber erinnerte.
Ich hatte keine Interessen. Nichts konnte mich begeistern, und ich hatte auch keine Ahnung, wie ich da herauskommen sollte. Die anderen fanden wenigstens halbwegs Geschmack am Leben. Sie schienen etwas zu verstehen, wozu es mir nicht reichte. Vielleicht hatte ich ein Manko. Durchaus möglich. Ich fühlte mich oft minderwertig. Ich wollte nur weg von ihnen. Aber es gab keinen Ausweg. Und Selbstmord? Ach Gott, das war ja schon
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