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Das Schlimmste kommt noch oder Fast eine Jugend

Das Schlimmste kommt noch oder Fast eine Jugend

Titel: Das Schlimmste kommt noch oder Fast eine Jugend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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wieder Arbeit. Am liebsten hätte ich fünf Jahre an einem Stück geschlafen. Aber sie ließen mich nicht. Also war ich weiter in der Chelsey High, immer noch im R.O.T.C., immer noch mit meinen Pickeln. Die erinnerten mich immer daran, wie verkorkst ich war.
    Schließlich kam unser großer Tag. Wer in seinem Zug beim Exerzieren mit dem Gewehr am besten abgeschnitten hatte, trat zur Endausscheidung an. Irgendwie hatte ich das Griffe kloppen in meinem Zug gewonnen. Ich hatte keine Ahnung, wie es dazu gekommen war. Ich war kein Streber.
    Es war ein Samstag, und zahlreiche Mütter und Väter saßen auf den Tribünen. Jemand blies auf einem Signalhorn. Ein Degen blitzte auf. Kommandos hallten über den Platz. Gewehr rechts, Gewehr links. Gewehrschäfte knallten auf Schultern, Gewehrkolben knallten auf den Boden und Schäfte wieder auf Schultern. Allerhand Mädchen saßen auf den Tribünen in ihren blauen und grünen und gelben und orangefarbenen und rosaroten und weißen Kleidern. Es war heiß, es war langweilig, es war die schiere Verblödung. »Chinaski, Sie verteidigen die Ehre unseres Zugs!« »Ja, Corporal Monty.«
    All diese Mädchen auf den Tribünen, und jede wartete darauf, dass ihr Lover, ihr zukünftiger leitender Angestellter den Sieg davontrug. Es war traurig. Einige Tauben, aufgeschreckt von einer Zeitungsseite, die der Wind hochwirbelte, suchten geräuschvoll das Weite. Ich sehnte mich danach, mir einen Bierrausch anzutrinken. Ich wollte sonst wo sein, nur nicht hier. Wer einen Fehler gemacht hatte, trat einen Schritt zurück. Bald standen nur noch sechs in der Reihe, dann fünf, dann drei. Ich war immer noch dabei. Ich hatte kein Bedürfnis, der Erste zu werden. Ich wusste, dass ich nicht gewinnen würde. Bald würde auch ich ausgeschieden sein. Ich wollte nur weg hier. Ich war müde und gelangweilt. Und voll von Pickeln. Der Ruhm, dem sie hier nachjagten, war mir keinen Pfifferling wert. Doch ich konnte keinen absichtlichen Fehler machen. Damit hätte ich Corporal Monty gekränkt.
    Dann waren wir nur noch zu zweit. Andrew Post und ich. Post war bei allen beliebt. Sein Vater war ein großer Strafverteidiger und saß mit Andrews Mutter auf der Tribüne. Post kam ins Schwitzen, doch er ließ nicht locker. Wir wussten beide, dass er gewinnen würde. Ich konnte seine Energie und Entschlossenheit fast körperlich spüren.
    Macht nichts, dachte ich. Er braucht das. Er und seine Eltern und all die anderen. So ist es eben. Und so soll’s wahrscheinlich auch sein.
    Wir machten weiter und weiter und wiederholten die ganzen Handgriffe aus der Exerziervorschrift. Aus den Augenwinkeln konnte ich die hohen Torstangen am Ende des Spielfelds sehen. Wenn ich mich mehr reingekniet hätte, war ich jetzt vielleicht ein erstklassiger Footballspieler, dachte ich.
    »GEWEHR …!« schrie der Kommandeur, und ich rammte den Bolzen ins Schloss. Es gab nur einen Klick — neben mir klickte es nicht. Andrew Post stand da wie erstarrt. Ein schwaches Stöhnen drang von den Tribünen herüber.
    »… ÜBER!« kam der Rest des Kommandos, und ich schulterte das Ding. Post tat dasselbe, aber sein Gewehrschloss stand offen …
    Bei der Siegerehrung war ich zum Glück nicht allein. Es gab noch andere, die auch irgendeine Auszeichnung bekamen. Mit ihnen stand ich da und wartete, in Linie angetreten, während Col. Sussex von einem zum anderen ging. Meine Pickel waren schlimmer denn je, und wie immer, wenn ich diese juckende Uniform aus braunem Wollstoff trug, brannte die Sonne besonders heiß herunter, so dass ich jede einzelne Faser dieses verfluchten Hemds auf der Haut spürte. Alle wussten, dass ich als Soldat nicht viel taugte. Ich hatte nur gewonnen, weil mir die ganze Geschichte so wenig bedeutete, dass ich kein bißchen aufgeregt war. Für Col. Sussex tat es mir leid, denn ich wusste, was er dachte. Und er wusste wahrscheinlich auch, was ich dachte: Dass mir die von ihm geschätzte Art von Hingabe und Mut als nichts Besonderes erschien. Dann war er vor mir angelangt. Ich stand in Habt-acht-Stellung da und durfte nicht die Augen bewegen. Trotzdem gelang es mir, einen kurzen Blick auf ihn zu werfen. Die Speichelfäden flatterten ihm ums Kinn, denn trotz der Hitze wehte ein frischer Westwind. Wahrscheinlich musste er erst richtig verbittert sein, ehe sein Speichelfluß versiegte. Er pinnte mir die Medaille an. Dann streckte er mir die Hand hin, und ich ergriff sie.
    »Meinen Glückwunsch«, sagte er. Und ehe er weiterging, lächelte er

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