Das Schloss am See: Mittsommerherzen (German Edition)
zurück – noch.
„Bist du sicher, dass du das wirklich willst? Ich möchte nichts tun, was du vielleicht danach bereust.“
„Wen kümmert schon, was danach ist“, flüsterte sie. Dann zog sie sein Hemd aus der Hose und fuhr mit den Händen darunter.
Seine glatte Haut unter ihren Fingern zu spüren ließ Lisbet für einen Moment alle Zweifel vergessen. Zu hören, wie er scharf einatmete, gab ihr ein Gefühl von Macht, wie sie es noch nie zuvor in ihrem Leben verspürt hatte. Kein Mann, mit dem sie je zusammen gewesen war, hatte ihr so deutlich gezeigt, was ihre Berührungen in ihm auslösten. Selbst Ruben war stets irgendwie reserviert geblieben, als wolle er seine wahren Empfindungen vor ihr zurückhalten.
Aber nicht Hannes. Er machte kein Geheimnis daraus, dass er sich nach ihr sehnte. Und als er nun seinerseits die Knöpfe ihrer Bluse einem nach dem anderen öffnete, hielt Lisbet ihn nicht davon ab, obgleich sie wusste, dass es Wahnsinn war.
Noch immer zitterte sie unwillkürlich bei dem Gedanken, wie er reagieren würde, wenn sie vollkommen unbekleidet vor ihm stand. Doch als Hannes den Stoff ihrer Bluse auseinanderschob und mit seinen Lippen eine feurige Spur aus Küssen über ihren Hals und ihr Dekolleté zog, war ihre Furcht wie ausgelöscht.
Zum ersten Mal seit ihrem Unfall dachte sie nicht darüber nach, welche Reaktion ihr Anblick bei einem anderen Menschen hervorrufen würde. Die Welt um sie herum versank in einem Nebel der Bedeutungslosigkeit, und alles, woran sie denken konnte, war, dass sie mit Hannes zusammen sein wollte.
Der Punkt, an dem ein Umkehren noch möglich gewesen wäre, war längst überschritten. Jetzt gab es nur noch alles oder nichts.
Mit geschickten Bewegungen öffnete Hannes den Verschluss ihres schlichten Baumwoll-BHs. Einen Moment lang ruhte sein bewundernder Blick auf ihren Brüsten, dann neigte er sich herab und umschloss die festen rosigen Knospen mit seinen Lippen.
Das Gefühl, das Lisbet durchfuhr, war mit Worten nicht zu beschreiben.
Ein atemloses Stöhnen entrang sich ihrer Kehle, während immer höher und höher steigende Wogen der Erregung durch ihren Körper brandeten. Was Hannes in ihr auslöste, war so süß und so köstlich, dass es schon fast schmerzte. Sie stand förmlich in Flammen, und sie wusste nicht, wie lange sie es noch ertragen konnte, ehe sie ihn anflehen würde, ihr die Erfüllung zu gewähren, die seine Küsse versprachen.
„Oh Hannes!“, seufzte sie in sein Ohr, griff mit beiden Händen in sein dichtes Haar und presste seinen Kopf an ihre Brust. „Hannes …!“
Doch als er schließlich zuerst den Knopf und dann den Reißverschluss ihrer Hose öffnete, kehrte für einen kurzen Augenblick die alte Angst zurück, die sie nun schon so lange quälte.
Sie entwand sich ihm. „Nein, bitte nicht!“
Der gequälte Klang von Lisbets Stimme ließ Hannes innehalten. Fragend schaute er sie an. „Was bedrückt dich so?“, erkundigte er sich leise. „Warum kannst du dich nicht einfach fallen lassen und den Augenblick genießen?“
Sie wandte sich ab. „Ich … kann es einfach nicht,
okej
?“
„Natürlich ist es in Ordnung, wenn du nicht darüber reden willst. Ich verspreche dir, dich zu nichts zu drängen, Lisbet, aber …“ Er legte ihr die Hände auf die Schultern. „Manchmal tut es gut, sich etwas von der Seele zu reden. Du sollst wissen, dass ich für dich da bin und dir zuhöre.“
Noch immer zögerte sie – und als sie sich zu ihm umdrehte, schimmerten Tränen in ihren Augen. „Es ist sechs Jahre her“, begann sie stockend. „Sechs Jahre, seitdem ein betrunkener Autofahrer mein Leben von einem Tag auf den anderen veränderte. Ich war glücklich und beruflich erfolgreich, aber dann … alles vorbei.“
„Du hattest einen Unfall?“
Sie nickte. „Es brach ein Feuer im Wagen aus. Als die Feuerwehr mich aus dem Wrack zog, hatten meine Beine bereits schwerste Verbrennungen davongetragen. Die Ärzte taten alles in ihrer Macht Stehende, um mir zu helfen. Aber auch nach unzähligen Hauttransplantationen waren die Folgen des Unfalls noch zu sehen.“ Sie lachte bitter auf. „Weißt du, was mein damaliger Verlobter zu mir gesagt hat, als er mich zum ersten Mal …
so
sah? Er sagte: ‚Tut mir leid, ä
lskling
. Du weißt, ich mag dich, aber ich kann unmöglich mit einer Frau zusammenbleiben, bei deren Anblick es mich eiskalt überläuft.‘“
Hannes spürte, wie brennende Wut in ihm aufstieg. Lisbet hatte etwas Besseres verdient.
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