Das Schloss am See: Mittsommerherzen (German Edition)
Kinder und der Tiere so sehr daran. Aber ohne dich, Hannes, hätte das alles keinen Sinn mehr für mich. Selbst wenn ich das Schloss jetzt verloren habe, ich …“
„Du hast es nicht verloren“, unterbrach er sie.
Lisbet blinzelte überrascht. „Soll das heißen …?“
„Ich habe meinen Vater davon überzeugen können, in Beringholm Slott zu investieren. Wir werden einen Ort daraus machen, mit dem man gleichermaßen Geld verdienen und Menschen helfen kann – gemeinsam mit dir, wenn du es noch immer willst.“
„Träume ich?“, flüsterte Lisbet. „Ich kann nicht glauben, dass das wirklich wahr ist.“
Anstatt zu antworten, beugte er den Kopf zu ihr herab und küsste sie so leidenschaftlich und voller Zärtlichkeit, dass sie glaubte, vor Glück verrückt zu werden.
„Fühlte sich das wie ein Traum an?“
„Allerdings“, erwiderte sie ein wenig atemlos. „Aber ich hoffe, dass ich nie, nie wieder daraus erwachen werde.“
Er lachte. „Dafür werde ich sorgen, verlass dich darauf.“ Zärtlich zog er sie in seine Arme und verschloss ihren Mund erneut mit seinen Lippen.
EPILOG
L isbet und Hannes heirateten zwölf Monate später im Garten von Beringholm Slott, am selben Tag, an dem auch das Tiertherapiezentrum und das Hotel feierlich eröffnet wurden. Es war eine Menge Arbeit gewesen, das Schloss auf Vordermann zu bringen, doch es hatte sich gelohnt. Kristof Steen wäre grün vor Neid geworden, hätte er es in seinem jetzigen Zustand sehen können: Wie Juwelen funkelten die Fensterscheiben im strahlenden Sonnenschein. Doch Steen würde vorerst nur das Panorama genießen können, das ihm das Fenster seiner Gefängniszelle bot. Man hatte nämlich einen der Motorradrocker erwischt, die Hilda und Lisbet so lange das Leben schwer gemacht hatten, und der Mann hatte ohne zu zögern seinen Auftraggeber angeschwärzt – niemand anderen als Kristof Steen. Nicht einmal vor solchen Mitteln war er also zurückgeschreckt. Nun, genützt hatte es ihm nichts.
Lisbet kam es vor, als blühten die Blumen in Hildas Garten heute ganz besonders prachtvoll. Vermutlich lag es einfach nur daran, dass Tränen des Glücks ihren Blick verklärten – doch ihr gefiel der Gedanke, dass Hilda ihr auf diese Weise einen Gruß schickte, wo auch immer sie jetzt sein mochte.
„Ich kann dir gar nicht sagen, wie glücklich ich bin“, sagte Hannes, als sie etwas später die Hochzeitsfeier mit dem ersten Tanz eröffneten. „Ich danke Gott jeden Tag dafür, dass wir beide uns getroffen haben.“
Lisbet strahlte, und ihr ging das Herz über vor lauter Zuneigung zu diesem wunderbaren Mann. Auch sie konnte kaum in Worte fassen, wie sehr sie Hannes liebte. Für sie stand fest, dass er der Mensch war, mit dem sie den Rest ihres Lebens teilen wollte.
„Schön, dass dein Vater ebenfalls gekommen ist“, sagte sie, während sie sich im Takt der Musik wiegten. „Wer weiß, vielleicht bessert sich eure Beziehung ja jetzt, da deine Stiefmutter und ihr Sohn ihn nicht länger beeinflussen.“
Richard Westenberg hatte durch einen Zufall herausgefunden, dass Nadine ihn mit ihrem Tennislehrer betrog, und sie und Albert kurzerhand vor die Tür gesetzt. Da Hannes wusste, dass er niemals würde beweisen können, ob und wie die beiden in den Tod seines Bruders Tobias verwickelt waren, musste ihm dies als Strafe genügen – und das tat es auch.
Er hatte mit Lisbet ein neues Leben angefangen und die Vergangenheit endgültig hinter sich gelassen.
„Schon möglich“, sagte er, und er meinte es tatsächlich ernst. Seltsam, er hätte früher nie gedacht, dass sich nach all den Jahren etwas an ihrem Verhältnis ändern würde, aber sein Vater schien wirklich bemüht, ihm wieder näherzukommen. Dann fiel ihm etwas ein, und er lächelte. „Ich habe übrigens etwas für dich.“
„Eine Überraschung?“ Sie strahlte. „Was ist es?“
Als das Lied endete, nahm er sie bei der Hand und führte sie von der Tanzfläche. In einer ruhigen Ecke des Gartens blieb er stehen, zog ein Blatt Papier aus der Innentasche seines Jacketts und reichte es Lisbet. „Hier.“
„Was ist das? Warum …“ Sie faltete es auseinander, und ihre Augen weiteten sich, als sie Hildas Handschrift erkannte. „Nein, ist das etwa …?“
„Ein Brief von Hilda an uns beide. Er war beim Notar hinterlegt und sollte uns auf ihren Wunsch hin erst nach einem Jahr ausgehändigt werden.“
Lisbet fing an zu lesen …
Liebe Lisbet, lieber Hannes
,
wenn ihr diese Zeilen hier lest,
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