Das Schloss am See: Mittsommerherzen (German Edition)
– erstaunt erkannte sie, dass sie selbst es war, die diese Laute der Lust ausstieß.
Sie bäumte sich auf, wand sich unter seinen Berührungen und flehte ihn an, endlich zu ihr zu kommen.
Er tat es. Mit einem kraftvollen Stoß eroberte er sie. Die Welt schien den Atem anzuhalten, und die Zeit stand still.
Nie zuvor hatte Lisbet etwas Vergleichbares empfunden. Und als Hannes begann, sich in ihr zu bewegen – zuerst langsam und vorsichtig, dann immer schneller und fordernder – passte sie sich wie von selbst seinem Rhythmus an. Wie zwei Adler schwangen sie sich empor in immer größere Höhen, bis Lisbet fast glaubte, die Wolken berühren zu können.
In dem Augenblick, als Hannes die Erfüllung fand, erreichte auch sie einen unvergleichlichen Höhepunkt, der sie zitternd und bebend vor Leidenschaft zurückließ.
Erschöpft schmiegte Lisbet sich in Hannes’ Armbeuge. Sein Herz klopfte an ihrer Wange, und sein männlich-herber Duft hüllte sie ein. Ihr Atem ging noch immer schwer, doch ihr Puls beruhigte sich bereits, und langsam konnte sie wieder klar denken.
Du musst verrückt sein, dich auf so eine Geschichte einzulassen, Lisbet Carlsson! Hannes hat eine Existenz zu Hause in Hamburg. Du kennst sein Leben nicht und hast darin nichts verloren. Dir ist doch wohl klar, dass du nicht mehr für ihn bist als ein netter Zeitvertreib für die Dauer seines Aufenthaltes in Dalarna? Er wird dir wehtun, so wie einst Ruben …
Nej
, dachte Lisbet und brachte so ihre innere Stimme zum Schweigen. Es war müßig, über eine Zukunft mit Hannes nachzudenken, weil es eine solche für sie nicht geben würde. Aber musste sie deshalb auch auf das verzichten, was er ihr zu geben bereit war?
Sie atmete tief durch. Was passiert war, erschien ihr noch immer wie ein Wunder. In ihren Augen brannten Tränen, als sie daran dachte, wie zärtlich er sie behandelt und wie bewundernd er sie angesehen hatte. Dabei war sie so sicher gewesen, dass er sie zurückweisen würde.
Zum ersten Mal seit sehr langer Zeit befand sich Lisbet wieder im Einklang mit sich – und das hatte sie nur Hannes zu verdanken.
Aber wie sollte es jetzt weitergehen?
Sie wusste, dass Hannes Beringholm Slott verkaufen und so schnell wie möglich wieder nach Deutschland zurückkehren wollte. Und das Einzige, was ihn daran hinderte, war sie …
Doch wie lange konnte sie ihn mit der Lüge von der schriftlichen Nutzungsvereinbarung noch hinhalten? Zwei Tage? Eine Woche? Einen Monat?
Sie presste die Handballen auf die Augen, bis Sterne vor ihren Netzhäuten zu explodieren schienen. Mit Hannes zu schlafen hatte die ganze Sache noch komplizierter gemacht. Denn nun konnte sie nicht mehr so tun, als empfände sie nichts für ihn.
Es war verrückt: Sie befand sich auf dem besten Wege, sich ausgerechnet in den Mann zu verlieben, der ihr alles wegnehmen wollte, was ihr im Leben etwas bedeutete. Was für eine grausame Ironie des Schicksals!
Dabei war ihr vollkommen klar, dass sich zwischen Hannes und ihr niemals mehr entwickeln konnte. Es gab zu viel, was dem im Wege stand. Und deshalb durfte so etwas wie gerade auf keinen Fall noch einmal geschehen.
Energisch blinzelte Lisbet die Tränen fort. Sie durfte sich jetzt nicht von albernen Träumen von einer Zukunft beeinflussen lassen, die es ohnehin nie geben konnte.
Es wurde Zeit, dass sie sich wieder auf das konzentrierte, was wirklich zählte.
Beringholm Slott.
Wenn es ihr nicht gelang, Hannes von der Wichtigkeit ihres Projekts zu überzeugen, war alles verloren. Sie musste ihm begreiflich machen, dass er das Schicksal aller – das der Kinder und der Tiere, aber auch ihres – in seinen Händen hielt.
Vorsichtig setzte sie sich auf und wischte die verräterischen Tränenspuren weg. Hannes drehte sich mit einem schläfrigen Seufzen zur Seite. Leise stand Lisbet auf, sammelte ihre im Stall verstreuten Kleidungsstücke zusammen und zog sich an.
Sie war froh darüber, sich Hannes jetzt noch nicht wieder stellen zu müssen. Und sie hoffte, dass er sie nicht auf das ansprechen würde, was zwischen ihnen geschehen war.
Auf diese Weise konnte sie vielleicht einfach so tun, als sei überhaupt nichts gewesen.
Hannes wartete, bis Lisbet den Stall verlassen hatte. Dann schlug er die Augen auf und atmete tief durch. Er wusste, dass es ein Fehler gewesen war, mit ihr zu schlafen. Doch er konnte sich einfach nicht dazu bringen, es zu bereuen.
Mit Lisbet zusammen zu sein brachte eine Saite in ihm zum Klingen, von der er nicht
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