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Das Schloss am See: Mittsommerherzen (German Edition)

Das Schloss am See: Mittsommerherzen (German Edition)

Titel: Das Schloss am See: Mittsommerherzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pia Engström
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über Lisbet? Die Frage war nicht so leicht zu beantworten.
    „Rönquvist sagt, dass es noch einen Brief Ihrer Großtante gibt, den er jedoch erst nach Ablauf eines Jahres nach ihrem Tod an Sie und Lisbet Carlsson aushändigen darf.“
    „Ein Brief?“ Hannes runzelte die Stirn. Was hatte das nun wieder zu bedeuten? Tante Hilda war doch immer wieder für eine Überraschung gut. „Und was soll das für ein Brief sein?“
    Lennartsson räusperte sich. „Leider war der Brief in einem versiegelten Umschlag, sodass ich über den Inhalt nichts herausfinden konnte. Der Notar kannte ihn selbst nicht.“
    „Schon gut.“ Ich werde es schon noch erfahren, dachte Hannes. Jetzt gibt es erst einmal Wichtigeres. „Kommen wir zu Lisbet. Was haben Sie über sie herausgefunden?“
    Papier raschelte. „Lisbet Carlsson entstammt einer Künstlerfamilie. Der Vater war Theaterschauspieler, und durch seine ständig wechselnden Engagements reisten die Carlssons überall in Schweden herum. Die Mutter war Sängerin. Beide Eltern starben bei einem Fährunglück, als Lisbet gerade achtzehn Jahre alt war. Sie eiferte daraufhin ihrer Mutter nach und trat vornehmlich in kleinen Clubs in Stockholm als Sängerin auf. Mit Anfang zwanzig gründete sie zusammen mit einem Duettpartner namens Ruben Rusgården die Gruppe
Mia.
Sie hatten einige sehr erfolgreiche Hits hier in Schweden, und Branchenkenner prophezeiten dem Duo eine internationale Karriere. Doch mit gerade einmal dreiundzwanzig verschwand Lisbet Carlsson schlagartig aus dem Rampenlicht. Rusgården machte allein weiter, jedoch mit eher mäßigem Erfolg. Wo Lisbet abgeblieben war, war nicht so leicht herauszufinden, aber …“
    Hannes hatte genug gehört. Er kannte selbst ein oder zwei Songs von
Mia
, die auch von deutschen Radiosendern gespielt worden waren – doch er wäre nie darauf gekommen, dass es sich bei der Sängerin um
seine
Lisbet handeln könnte!
    Plötzlich erschienen ihm die Dinge in einem völlig neuen Licht. Der Erfolg mit
Mia
hatte aus Lisbet vermutlich keine Millionärin gemacht, aber sie müsste eigentlich genug verdient haben, um ein sorgloses Leben mit einigem Komfort zu führen.
    Dass sie trotzdem bei seiner Großtante untergekrochen war, konnte nur eines bedeuten: Sie hatte ihr Geld durch Partys, Luxus und einen ausschweifenden Lebensstil innerhalb kürzester Zeit aus dem Fenster geworfen, so wie man es von den meisten Stars und Sternchen kannte. Und als sie dann Hilda kennenlernte, wählte sie den einfachen Weg und ließ sich von der gutmütigen alten Dame aushalten.
    „Wir telefonieren später noch einmal“, fiel er Lennartsson, der noch immer redete, ins Wort; dann beendete er das Gespräch.
    Wut und Enttäuschung brodelten in ihm. Er wusste nicht, was er schlimmer fand: dass Lisbet die Gutmütigkeit seiner Großtante so schamlos ausgenutzt hatte, oder die Lügen, mit denen sie ihn schon seit dem Tag seiner Anreise hinters Licht zu führen versuchte.
    Er fand sie in der Küche. Ihm fiel auf, dass sie blass und unglücklich wirkte, doch er zwang sich, es zu ignorieren. Vermutlich gehörte auch das zu ihrer Fassade der selbstlosen und hilfsbereiten Samariterin – doch sie konnte ihn nicht länger täuschen. Endlich hatte er Lisbet durchschaut!
    „Du hast mich angelogen“, konfrontierte er sie direkt.
    Sie blickte auf. Wie echt ihr irritiertes Blinzeln doch wirkte. Waren das Tränen, die in ihren herrlichen blaugrünen Augen glitzerten? Eines musste man ihr lassen: Sie war wirklich eine gute Schauspielerin! Vermutlich hatte sie das von ihrem Vater geerbt.
    Nun runzelte sie die Stirn. „Wovon sprichst du eigentlich?“
    „Ich glaube, das weißt du ganz genau!“, entgegnete er eisig. „Es existiert überhaupt keine Vereinbarung zwischen dir und meiner Großtante! Ich sollte dich auf der Stelle rauswerfen, Lisbet Carlsson!“
    Sie erbleichte.
    Lisbet fühlte sich, als hätte ihr jemand mit einem kräftigen Ruck den Boden unter den Füßen weggerissen.
    Hannes wusste Bescheid. Sie hatte gewusst, dass es früher oder später so kommen musste. Und für sie war es nun an der Zeit, sich den Konsequenzen ihres Handelns zu stellen.
    Langsam stand sie auf und trat ihm entgegen. Ihr Herz hämmerte wie verrückt, und ihr war eiskalt. Sie hatte Angst. Was, wenn Hannes seine Drohung wahr machte und sie vor die Tür setzte? Das Recht dazu besaß er. Beringholm Slott gehörte ihm. Sie, Lisbet, hatte allenfalls einen moralischen Anspruch auf das Schloss – wobei sie sich

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