Das Schloss am See: Mittsommerherzen (German Edition)
Slott nichts zu suchen – doch warum interessierte sie das überhaupt? Der Eindringling war Lisbets Problem, nicht ihres!
Er lächelte jetzt, aber das Lächeln erreichte seine Augen nicht. „Mein Name ist Kristof Steen“, sagte er. „Und ich habe genug gesehen, um zu erkennen, dass du und Lisbet Carlsson nicht gerade beste Freundinnen seid. Wie du sie vorhin angeschaut hast, als sie diesen Westenberg küsste … Er gefällt dir, hm? Wie heißt du denn?“
Aleksandra zögerte. Sie wusste, dass es nicht besonders klug war, sich mit einem Fremden zu unterhalten, der sich zudem unberechtigt auf dem Grundstück herumtrieb. Doch sie war neugierig geworden. Und außerdem brauchte sie nur zu schreien, wenn sie Hilfe brauchte – oben im Schloss würde man sie garantiert hören.
„Aleksandra“, antwortete sie. „Aber was geht Sie das alles überhaupt an?“
„Nun ja, im Grunde überhaupt nichts – aber ich wüsste da vielleicht einen Weg, wie du dir freie Bahn bei Westenberg verschaffen könntest.“
„Ach ja?“ Aleks horchte auf. „Und wie?“
Steen lächelte verschwörerisch. „Du musst mir jetzt einfach nur genau zuhören …“
9. KAPITEL
„I ch sagte: Lass mich los! Hörst du nicht, du sollst mich loslassen!“ Fauchend versuchte Lisbet, Hannes ihren Arm zu entwinden – doch sein Griff blieb unnachgiebig. „Glaub nicht, dass du alle Probleme aus der Welt schaffen kannst, nur indem du mich küsst!“
Seit zwei Tagen ging sie ihm nun schon aus dem Weg, wo immer sie konnte. Doch ihre Gefühle für Hannes waren nicht, wie erhofft, abgekühlt – ganz im Gegenteil. Dieser Kuss gerade im Stall war das beste Beispiel gewesen.
Hannes war einfach zu ihr in den Stall gekommen und hatte versucht, ihr ein Gespräch aufzuzwingen. Doch sie wollte nicht über das sprechen, was zwischen ihnen vorgefallen war. Es würde auch so schon schwer genug werden, über ihn hinwegzukommen.
Dann, als er mit Reden nicht weitergekommen war, hatte er sie einfach geküsst. Und anstatt Hannes für diese Unverschämtheit zurechtzuweisen, war sie wie Wachs in seinen Händen dahingeschmolzen. Es war zum Verzweifeln!
„Und du kannst nicht ewig vor mir davonlaufen“, entgegnete er gereizt. „Verdammt, Lisbet, wir müssen dringend einige Dinge miteinander klären, denkst du nicht auch?“
„Ach, und was? Dass wir miteinander geschlafen haben, ändert doch nichts zwischen uns. Oder hast du es dir anders überlegt und willst Beringholm Slott plötzlich doch nicht mehr verkaufen?“
„Nein, ich … Doch, natürlich, aber …“
„Dann haben wir auch nichts mehr zu besprechen!“ Ruckartig machte sie sich von ihm los und lief weiter. Wieder kämpfte sie gegen die Tränen an.
Als sie die Küche erreichte, warf sie die Tür hinter sich ins Schloss, setzte sich an den Küchentisch und barg das Gesicht in den Händen. Sie wusste einfach nicht mehr, wie es weitergehen sollte. Hannes hatte schon recht: Auf Dauer konnte sie nicht vor ihm davonlaufen. Vor allem, weil das ihre Probleme auch nicht lösen konnte.
Denn bei den wirklich wichtigen Dingen trat Lisbet auf der Stelle.
Sie hatte sich inzwischen in der Umgebung nach geeigneten Immobilien umgeschaut, um ihr Projekt dort fortzuführen. Es gab ein stillgelegtes Sägewerk, das als Ersatz für Beringholm Slott durchaus infrage gekommen wäre. Doch die Preisvorstellung des Verpächters war so absurd hoch, dass Lisbet den Eltern ihrer Schützlinge gut und gerne das Doppelte von dem abnehmen müsste, was sie bisher zahlten. Und selbst dann wären noch nicht alle Kosten gedeckt.
Eine weitere Möglichkeit, die auf den ersten Blick recht vielversprechend erschienen war, war das alte Kloster knapp zwei Kilometer flussaufwärts. Das dazugehörende Grundstück bot zwar nicht so viel Platz wie die Ländereien von Beringholm Slott, aber es war immerhin groß genug, um alle Tiere darauf unterzubringen. Gestern hatte sich Lisbet mit dem Makler zu einer Besichtigung getroffen. Das Ergebnis war ernüchternd gewesen.
Der Zustand, in dem sich das Kloster befand, war bestenfalls als katastrophal zu bezeichnen. In der Hälfte aller Fenster fehlte das Glas, und die meisten Fußböden waren so marode, dass ein falscher Schritt ausreichte, um durchzubrechen. Und im ehemaligen Dormitorium wimmelte es nur so von Ratten.
Eine Sanierung würde ein kleines Vermögen verschlingen – Geld, über das Lisbet nun mal nicht verfügte. Ihr gesamtes Erspartes war in die Instandhaltung von Beringholm Slott
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