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Das Schloß der blauen Vögel

Das Schloß der blauen Vögel

Titel: Das Schloß der blauen Vögel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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hochgekrempelten Ärmeln. Er stellte sich neben das Rad, faßte den Lenker, ließ die Klingel fröhlich rappeln und schwang sich sogar auf den Sattel, allerdings ohne anzufahren.
    Das Mädchen blieb stehen und ärgerte sich. Angst kannte sie nicht. Es war ein heller Tag, auf der Autobahn schoben sich Kolonnen nach Süden, auch auf dem Rastplatz standen bestimmt mehrere Wagen mit Touristen, die jetzt ihre Campingstühle auspackten und die Thermostaschen aus dem Kofferraum holten.
    Mittagspause. Kartoffelsalat und Wurst. Pudding. Hartgekochte Eier und Dauerwurstbrote, Kaffee und Coca-Cola. Und Vater kommt endlich dazu, die Zeitung zu lesen und sich über Bonn zu ärgern.
    »Gefällt Ihnen das Rad?« fragte das Mädchen keck. Sie kam nach der eingehenden Musterung des Mannes näher, die Blumen vor die jungen, spitzen Brüste gedrückt.
    »Sehr! Ein wunderschönes Rad. Weihnachtsgeschenk?«
    »Nein. Zum Geburtstag.«
    »Gratuliere.« Der Mann stieg vom Sattel und lehnte das Rad wieder an die dicke Birke. Dann sah er in den Himmel und zeigte plötzlich auf ein paar Vögel, die aus dem Wäldchen aufflatterten. »Wie leicht sie fliegen. Möchtest du auch fliegen?«
    Das Mädchen lachte und nickte. Sie war nun ganz nahe bei dem Mann und sah verwundert und etwas betroffen die großen Narben an beiden Seiten des Kopfes.
    »Es muß schön sein, mit einem Flugzeug zu fliegen. Von oben sieht die Welt bestimmt ganz anders aus. Ich habe eine Schulfreundin, die ist mal nach Rom geflogen. Sie war ganz begeistert.«
    »Man kann auch fliegen ohne Maschine, weißt du das?« Der Mann sah das Mädchen aus merkwürdig leuchtenden Augen an. »Mit den eigenen Armen … so …« Er machte einige Schwingbewegungen; es sah so komisch aus, daß das Mädchen hell auflachte.
    »Wenn man das könnte, das wäre was!«
    »Du kannst es!« Der Mann griff plötzlich zu, krallte die Finger in die Schultern des Mädchens und riß sie zu sich heran. Die Blumen fielen zur Erde. »Ich mache aus dir einen Vogel!«
    Das Mädchen hing zuerst wie erstarrt in den Händen des Mannes, dann wehrte sie sich mit beiden Fäusten und begann zu schreien.
    »Hilfe! Hilfe!«
    Gerd Sassner atmete tief. Mit seinem ganzen Gewicht warf er sich auf das Mädchen, fiel mit ihr auf den weichen Waldboden und drückte die Hand flach auf das schreiende Gesicht. Mit der anderen Hand zerriß er das bunte, mit Blumen und Blättern bedruckte Kleidchen und küßte die Schultern und die sich aufbäumenden jungen Brüste.
    »Sei still«, sagte er dabei. »Sei doch still … sei still! Einen Vogel mache ich aus dir. Du wirst fliegen können, über die Wälder, die Berge, die Seen, die Felder. Du wirst unter der Sonne wohnen. Die Erde wird dir gehören, es gibt keine Grenzen mehr. Du bist ein Vogel, der die Weite erobert. Sei doch still … ich bitte dich … sei doch still …«
    Das Mädchen streckte sich plötzlich und lag wie versteinert. Ihre großen blauen Augen starrten Sassner flehend an. Zum Widerstand war sie zu schwach, nun verlegte sie sich aufs Bitten. Sassner nahm seine Hand von ihrem Mund, aber sein schwerer Körper drückte das Mädchen noch immer auf den Waldboden. Seine rechte Hand ruhte auf den jungen Brüsten.
    »Tun Sie mir nichts«, stammelte das Mädchen. Die blauen Augen wurden von Tränen überschwemmt. »Bitte, bitte, tun Sie mir nichts. Ich bin noch unschuldig. Ich flehe Sie an … Lassen Sie mich laufen!«
    Sassner nahm die Hand von der Brust und hob den Kopf, witternd wie ein Wolf. Vom nahen Rastplatz klang Radiomusik herüber. Dazwischen Kinderlachen. Sie können nicht kommen, dachte er beruhigt. Mitten durch den Wald haben sie einen Drahtzaun gezogen. Es wird keinem einfallen, darüber zu klettern und mich zu stören.
    »Wie heißt du?« fragte Sassner.
    »Violetta Müller.«
    »Wie?« Sassner hob sich etwas von dem Mädchen ab. »Tatsächlich Violetta Müller?«
    »Ja. Wenn Sie es nicht glauben, können Sie meine Schulhefte ansehen. Dort, auf dem Gepäckträger. Bitte, lassen Sie mich los …«
    »Violetta Müller!« Sassner gab das Mädchen frei. Er kniete neben ihr im Gras; als sie sich aufrichten wollte, drückte er sie zurück. »Ein Mädchen mit einem solchen Namen kann kein Vogel werden. Unmöglich! Violetta und Müller – welch eine Wortverbindung!«
    Sassner stand auf, klopfte Gras und Blätter von Hemd und Hose und half dem Mädchen beim Aufstehen. Sie zog das zerrissene Kleid zusammen und hielt es vor den Brüsten zu.
    »Kann … kann ich jetzt

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