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Das Schloß der blauen Vögel

Das Schloß der blauen Vögel

Titel: Das Schloß der blauen Vögel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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fahre einen weißen Kombiwagen, wahrscheinlich Typ Opel-Caravan.
    Das war der Augenblick, wo Luise Sassner mit einem hellen Schrei auffuhr.
    Der Kombiwagen auf dem Rastplatz!
    Er fuhr an ihr vorbei, parkte zehn Meter weiter im Dunkeln, und nichts rührte sich in ihm. Als er wieder anfuhr, sah sie kurz das Nummernschild und das Zeichen von Emmendingen.
    Gerd … es war Gerd gewesen! Es gab keinen Zweifel mehr. Zehn Meter hatte sie von ihm entfernt gestanden, und keiner hatte es gewußt. Er hatte sicherlich den kleinen Sportwagen beobachtet und war dann weitergefahren, weil ihn der Porsche Dr. Kellers störte.
    Luises Herz begann zu hämmern. Was wäre geschehen, wenn sie allein gewesen wäre? Hätte Gerd den Wagen verlassen, wäre er zu ihr gekommen? Und dann? Wenn sie gesagt hätte: »Guten Abend, Gerd. Wo bist du so lange geblieben? Komm, steig ein. Wir fahren nach Hause …«
    Wäre er mitgekommen? Hätte er sie sofort erkannt? Oder hätte er sie überwältigt wie alle anderen Opfer?
    Eine rothaarige Frau …
    Luise Sassner schloß die Augen. Dieser Schmerz saß jetzt wie ein Giftstachel in ihr. Es war schwer, darüber nicht zu verzweifeln.
    Er hat eine Frau bei sich …
    Luise stellte das Fernsehen ab. Sie konnte die nüchterne Stimme nicht mehr ertragen, die die Bevölkerung aufrief, bei der Suche mitzuhelfen.
    »… zweckdienliche Angaben nimmt jede Polizeidienststelle entgegen …«
    Wir haben uns getroffen, dachte Luise immer wieder. Wir waren nur wenige Meter voneinander getrennt. Warum kann es nicht wieder so sein? Warum sollte dies ein einmaliger Zufall gewesen sein? Sollte man es wagen … noch einmal wagen?
    Dr. Keller war am Morgen abgereist, zurück nach Hohenschwandt. Er hatte einen Anruf erhalten, war daraufhin blaß geworden und hatte große Eile, wegzukommen. Höflich, aber sichtlich verwirrt, verabschiedete er sich von Luise Sassner und fuhr mit einem Taxi davon. Warum er so verstört war, sagte er nicht.
    Eine Frau! Eine rothaarige Frau.
    Es war ein Karussell, das in Luises Kopf immer wieder diese Worte sang. Es klingelte und gellte, schrie und flüsterte.
    Eine Frau bei Gerd. Eine Frau …
    Sie ließ aus Heilbronn ihre Schwester mit einem Taxi holen.
    Noch an diesem Abend handelte Luise.
    »Frag nicht, Lilo«, sagte sie, als die Schwester mit hundert Fragen auf sie einstürmte. »Kümmere dich um die Kinder. Und wenn ich länger wegbleiben sollte, hab keine Angst! Mir geschieht nichts.«
    Sie nahm einen kleinen Koffer mit und hatte das Sportkostüm angezogen, das Gerd so gern an ihr sah und das sie gemeinsam in Paris gekauft hatten. Ein flottes grünes Jackenkleid mit einem Kollereinsatz aus grünem Wildleder. Dazu zog sie hohe, weiche Stiefel an.
    »Mein Jägermädchen«, hatte Gerd sie damals genannt. »Ich gestehe es: Du hast mein Herz getroffen!«
    Um 0 Uhr 11 war sie auf der Autobahn und raste zur Abzweigung Karlsruhe. Dann fuhr sie die Baseler Autobahn nach Süden. Sie ließ sich Zeit, bog auf jeden Rastplatz ab und hielt kurz an.
    Sie hatte keine Angst mehr. Eine große Ruhe war über sie gekommen; nur wenn sie an die rothaarige Frau dachte, zuckte es in ihrem Herzen. Ab und zu begegneten ihr Polizeistreifen. Hinter Baden-Baden kam sie in eine Kontrolle hinein, die alle Wagen auf dem Parkplatz der Autobahntankstelle untersuchte. Auf zwei Rastplätzen warteten Polizisten mit schweren Motorrädern. Da fuhr sie gleich wieder hinauf auf die Autobahn.
    Als sie sich nach 3 Uhr langsam der Ausfahrt Bad Krotzingen näherte, sah sie plötzlich eine winkende Gestalt am Rand der Fahrbahn. Im Scheinwerfer erkannte Luise, daß es eine Frau war, die ihr hinkend entgegenlief. Sie bremste, fuhr auf den schmalen Parkstreifen und kurbelte das Fenster herunter. Die Frau keuchte heran, sichtlich müde und erschöpft, klammerte sich an den vorderen Kotflügel, als stürze sie gleich um, und schwankte bedrohlich.
    »Helfen Sie mir!« rief die Frau. »Nehmen Sie mich bitte mit. Man hat mich überfallen …«
    Luise stockte der Atem. Sie stieg aus und ging um den Wagen herum. Die Fremde sah Luise flehend an. Ihre blonden Haare waren zerzaust, das Kleid war eingerissen, ein Strumpf hing herab, das runde, hübsche Gesicht war dreckbeschmiert. Ihr wohlgerundeter Körper zitterte heftig.
    »Was ist denn mit Ihnen los?« fragte Luise. »Mein Gott, wie sehen Sie aus! Wer hat Sie überfallen?«
    Die Frau beugte sich vor und legte die Stirn auf das kalte Autoblech. »Zwei Fernfahrer, Mistkerle alle! Ich wollte per

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