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Das Schloß der blauen Vögel

Das Schloß der blauen Vögel

Titel: Das Schloß der blauen Vögel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Professoren Haberstock, Ilmenau, Popitz, Zacharias und Abendroth. Sie haben eine Aktionsgemeinschaft Dorian gegründet und sind dreimal in Bad Wiessee zusammengekommen. Sie werden das alles leugnen, aber ein Bekannter von mir, der Hausdiener Sepp im Hotel, wo die Professoren wohnten, hat Fotos von ihnen gemacht. Und der Kellner Aloys hat Gespräche über Sie gehört. Sie sind im Hotel Seeblume beschäftigt. Bitte, verzeihen Sie mir, Herr Professor … ich war verzweifelt, aber ein Lump bin ich nicht. Poldi.«
    Es stimmte, ein Lump war er nicht. Dorian legte den Brief auf den Schreibtisch. »Herr Kamphusen, möchten Sie gern nach Bad Wiessee fahren?« Kamphusens Fischaugen leuchteten.
    »Ich bringe Ihnen alle Sprengmittel mit, die diese ›Aktionsgemeinschaft‹ in die Hölle feuern!«
    »Sie können gleich fahren. Aber vorher noch der andere Brief.« Dorians Gesicht wurde kantig. »Er kommt wieder aus Basel. Er ist kurz:
    Verehrter Herr Kollege, ich wende mich an Sie mit einem Problem. Bisher ist es mir gelungen, die Dummheit aus den Hirnen zu schwemmen und die Schwerkraft des Menschen zu entfernen, um ihn den Vögeln gleich zu machen. Nun habe ich einen Menschen hier, der ein Rehlein ist. Meine Frage: Kann man auch aus einem Reh einen Vogel machen? Veröffentlichen Sie Ihre Ansicht bitte im Baseler Anzeiger. In herzlicher Verbundenheit
    Ihr großer Boss.«
    Dorian ließ den Brief sinken. Die Ärzte sahen betreten zu Boden. Nur in Kellers Gesicht zuckte die Erkenntnis, die gleiche, die auch Dorian sofort gehabt hatte, als er den Brief gelesen hatte.
    »Mein Gott«, stotterte Dr. Keller. »Da muß sofort etwas geschehen …«
    »Ganz recht.« Dorian legte die geballte Faust auf den Brief aus Basel. »Dieses Schreiben beweist, daß der Irre kein anderer ist als Gerd Sassner. Rehlein, so nannte er seine Gattin! Doktor Keller, meine Tochter und ich haben das oft gehört. Er sprach seine Frau nie anders an. Seit einigen Tagen ist Frau Sassner auf der Autobahn verschwunden, ihr Wagen wurde gefunden. Der Kreis hat sich geschlossen: Sassner hat seine eigene Frau in der Gewalt, und der Brief beweist, daß er sie anscheinend nicht erkennt. Warum sonst diese Anfrage. Aber dieser Brief beweist auch noch etwas anderes.« Professor Dorian hob den Kopf, wie er es immer tat, wenn er in seinen Vorträgen zu besonders wichtigen Sätzen kam. »Er beweist, daß meine Operation ein Fehlschlag war. Ich habe Sassner von seiner Wahnvorstellung geheilt und statt dessen eine Bestie aus ihm gemacht. Die Operation hat ein Ergebnis gebracht, das niemand voraussehen konnte. Ich halte es für meine Pflicht, meine Herren, Ihnen das zu sagen. Man muß auch Niederlagen eingestehen.« Er nickte kurz. Die Ärzte verließen das Chefzimmer. Nur Dr. Keller und Angela blieben zurück.
    »Was nun?« fragte Keller, als sie allein waren.
    »Ich werde Kriminalrat Quandt verständigen. Und ich werde im Baseler Anzeiger antworten. Ich werde Sassner vorschlagen, daß wir uns treffen, um die neue Operationsmethode auszutauschen. Vielleicht geht er darauf ein …«
    »Wenn es nicht schon zu spät ist!«
    »Wer kann das sagen?« Dorian zerknüllte den Brief unter seinen Fingern. Die Auswirkungen seiner Operation belasteten ihn ungeheuerlich und machten ihm das Atmen schwer. »Es ist fürchterlich«, sagte er leise, »daran zu denken, daß meine Hände solch eine Bestie geschaffen haben. Es muß gelingen, Sassner unschädlich zu machen …«
    Mehrere Tage lebte Sassner nun schon mit den beiden sich hassenden Frauen in seinem halbdunklen, verriegelten Schloß der blauen Vögel, als die Zeichen des inneren Zusammenbruchs immer deutlicher wurden.
    Unruhig lief er durch das Haus und räumte die Möbel um, oder er saß oben in seinem Türmchen und starrte über den Wald. Eine dunkle Ahnung machte ihn nervös. Es war, als ob er spürte, daß Kriminalrat Quandt eine unendliche Kleinarbeit begonnen hatte: Die Sonderkommission hatte das Gebiet zwischen den beiden Autobahnen in Planquadrate eingeteilt. Polizeistreifen kämmten diese Gebiete durch und durchsuchten jedes einsam liegende Haus, befragten die Dorfbewohner, ließen Lautsprecherwagen durch die Kleinstädte fahren und forderten die Bevölkerung auf, jeden unbekannten Mann mit einer rothaarigen Frau der Polizei zu melden.
    »Bis wir alle Planquadrate durch sind, dauert es ein halbes Jahr!« sagte Quandt. Er hielt an seiner Theorie fest, daß Sassner sich nur in einer Großstadt unbemerkt aufhalten könne. »Aber wir

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