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Das Schloß der blauen Vögel

Das Schloß der blauen Vögel

Titel: Das Schloß der blauen Vögel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ganz Hohenschwandt eingeäschert. »Ich sehe nur verschleierte Augen! Was soll das? Es ist doch gar nichts geschehen, was wir nicht vorausgesehen und erwartet hätten!« Er ging forschen Schrittes zu seinem Schreibtisch, zog das Schlüsselbund ab und reichte es Dr. Keller. »Bitte, Bernd.«
    Dr. Keller rührte sich nicht. »Der Chef sind und bleiben Sie«, sagte er. »Daran ändern weder Staatsanwaltschaft, noch Ärztekammer oder Innenministerium etwas!«
    »Wir werden jeden von dieser Seite, der es noch einmal wagen sollte, Hohenschwandt zu betreten, aus dem Haus boxen!« rief Dr. Kamphusen mit hochrotem Gesicht.
    »Sieh an, unser Kamphusen entwickelt sich zum Sportsmann.« Professor Dorian lächelte schwach. »Meine Herren … keine Palastrevolution! Wir kennen unsere Gegner. Sie erwarten von uns, daß wir jetzt Unbesonnenheiten begehen und ihnen damit neue Angriffsflächen bieten. Reagieren wir gelassen und überlegen.« Dorian sah hinüber zu Dr. Keller. »Wir blasen auch die Pressekonferenz ab.«
    »Aber gerade sie ist doch –«
    Dorian winkte ab. »Zwei Tage wird man in den Zeitungen von uns sprechen, dann vergißt man uns wieder. In einer Woche wird man bei dem Namen Dorian an ein neues Waschmittel denken. So ist nun mal unsere Zeit, meine Herren. Erwarten wir von ihr keine Aufwallungen. Jeden Tag liest der Bürger in seiner Zeitung den neuesten Bericht aus Vietnam. Er erfährt von Raketenangriffen, von Napalmbomben, von zerfetzten Frauen und Kindern – und beißt mit Wonne in sein knackfrisches Morgenbrötchen, trinkt seinen Kaffee und blättert um zum Sport. Graimlinger SV gegen Putlacher 09 haben 2 : 1 gespielt … Das ist doch wichtiger als verbrannte Kinder dort hinten, weit weg in Asien. Meine Herren, wer soll sich da über einen Dorian und seine Hirnforschungen erregen? Die Trägheit der Masse ist wie zäher Schlamm, der unsere Erdkugel überzieht. Wir als Psychiater sollten das doch genau wissen.« Er hielt wieder das Schlüsselbund hoch. »Bitte Bernd …«
    »Ich nehme es nicht!« rief Dr. Keller erregt. »Wenn ich die kommissarische Leitung nicht abgelehnt habe, so nur deshalb, um keinen Fremden hier zu haben! Um Zeit zu gewinnen …«
    »Wenn man uns Zeit läßt!« Dorian legte die Schlüssel auf den Tisch zwischen Röntgenplatten, Berichte und Zeitschriften. »Wie ich Doktor Hugenbeck kenne, wird er eine Möglichkeit finden, einen Beobachter zu uns zu senden.«
    »Er wird der einsamste Mann auf Hohenschwandt sein, dafür garantiere ich«, sagte Dr. Janson. »Niemand wird mit ihm reden.«
    »Warten wir es ab.« Dorian lächelte seine Ärzte dankbar an. »Sehen Sie mich an … ich bin frohen Mutes! Ich habe die Kraft in mir, offensiv zu werden, aber ich werde es nicht! Sie glauben, der alte Dorian ist tot und werden mit offenem Visier an den Kadaver herantreten. Darauf warte ich: Ich will ihre verlogenen Gesichter sehen!«
    Das war gegen acht Uhr morgens. Um zehn Uhr kam die Post nach Hohenschwandt. Die Sekretärin gab sie ungeöffnet an Dorian weiter, vor allem, als sie die Absender von zwei Briefen sah. Angela, die neben ihrem Vater auf der Couch saß, schlitzte sie auf und gab sie weiter.
    »Die Würfel sind gefallen«, sagte Dorian mit einem leisen Zittern in der Stimme und faltete die Briefe zusammen. Dann ging er zu der Ringsprechanlage, die mit allen Stationen der Klinik verbunden war, und drückte die Haupttaste herunter.
    »Bitte, alle Ärzte zu mir!« sagte er.
    Dann zögerte er, umkreiste seinen Schreibtisch und setzte sich dann doch dahinter, als das erste Klopfen an der Tür ertönte.
    Er war der Chef! Jetzt um so mehr, nachdem der eine Brief in seine Hand gelangt war.
    Nach zehn Minuten standen alle Ärzte wieder vor ihrem Chef. Sie spürten die große Spannung körperlich wie eine Elektrizität. Dorian kam ihnen jünger vor, elastischer, wie nach einer gründlichen Erholung.
    »Eben kamen zwei Briefe an«, sagte Dorian mit seiner hellen Stimme. »Ich darf Ihnen zunächst den einen vorlesen:
    Lieber Herr Professor.
    Wenn Sie diesen Brief erhalten, bin ich tot. Ich sehe keinen anderen Ausweg mehr, nachdem sie mich alle betrogen haben. Sie wissen, daß man mir Geld geboten hat, wenn ich bei Ihnen sabotiere und spioniere. Ich brauchte das Geld. Jetzt erfahre ich durch den Rechtsanwalt Dr. Fussegger, daß man mir keinen Pfennig zahlen will. Man hat mich vernichtet. Mich ekelt diese Welt an, darum gehe ich. Aber vorher sollen Sie wissen, wer Sie und Ihr Werk vernichten will. Es sind die

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