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Das Schloß der blauen Vögel

Das Schloß der blauen Vögel

Titel: Das Schloß der blauen Vögel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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wollen nichts unversucht lassen. Allen kriminalistischen Erfahrungen nach kommt nichts dabei heraus. Gerade auf dem Land wird jeder Fremde unter die Lupe genommen. Tauchte dort ein Unbekannter mit einer so auffälligen Frau auf, so wüßten wir das schon längst! Aber in der Stadt achtet keiner darauf.«
    Sassner schien diese Gefahr zu spüren. Sie kam mit dem Wind über die Wälder, er saugte sie ein wie ein giftiges Gas. Auf einmal tat er Dinge, die er nie zuvor getan hatte. Sinnlose Sachen, bei denen man ihn nicht stören durfte, sonst verwandelte er sich in ein brüllendes Ungeheuer.
    Er stapelte im Gastraum die Stühle aufeinander, dann die Tische, zuletzt baute er aus den Gläsern bizarre Gebilde und brach in Tränen aus, wenn sie zusammenfielen und zerschellten. Er begann die Wände mit Kreide zu bemalen, und als ihn das zu sehr anstrengte, rief er Luise und Ilse Trapps, stellte sich an die Wand und befahl, seine eigenen Konturen in Kreide nachzuziehen. So wanderte er durch das ganze Haus, von Zimmer zu Zimmer, und ließ seine Umrisse an die Wände malen. Als dies geschehen war, lief er herum, mit weit ausholenden Gebärden, und schrie mit triumphaler Stimme: »Man wird mich nicht auslöschen können! Ich lebe ewig! Ich bin überall! Wohin man sieht, bin ich! Ich! Ich!«
    Dann hockte er wieder im Turmzimmer und spürte die herankriechende Gefahr. Er weinte vor sich hin, biß in die Fäuste und zerfloß in grenzenloser Angst.
    Ilse Trapps verkroch sich vor ihm. Der schnelle Verfall Sassners brachte für sie andere Probleme als für Luise, die nur darauf achtete, daß Gerd nicht Hand an sich selbst legte oder irgendeine Waffe in die Finger bekam. Der ›OP‹ war ausgeräumt; alle Messer, Beile, Zangen, Scheren und Hämmer hatte Luise im Keller versteckt.
    »Er wird uns umbringen!« schrie Ilse Trapps, als sie den ›OP‹ leergeräumt fand.
    Aber Sassner schien seine Entwaffnung nicht zu merken. In den stillen Stunden, wo er nicht umräumte oder am ganzen Körper zitternd von Fenster zu Fenster rannte und wie ein Tier lauschte, zog er lediglich seinen weißen Arztkittel an und machte Visite.
    Er ging von Bett zu Bett und beugte sich herunter, untersuchte den unsichtbaren Patienten, sprach mit ihm und setzte ihn auf den Operationsplan. Bei diesen Visiten mußte Ilse Trapps zur Stelle sein, in ihrer gewohnten ›Schwesterntracht‹, der kleinen Schürze auf dem nackten Leib. Bleich vor Angst, machte sie das grausame Spiel mit und setzte sich erschöpft auf ihr Bett, wenn Sassners Runde beendet war.
    »Nichts werden wir tun«, erwiderte Luise entschlossen.
    »Sollen wir uns abschlachten lassen? Er weiß ja bald nicht mehr, was er tut.«
    »Wir werden warten, bis alles von selbst vorbei ist.« Luise hörte, wie Sassner wieder in sein Turmzimmer kletterte. »In ein paar Tagen wird er erlöst sein.«
    »Oder er überlebt uns!« schrie Ilse Trapps. »Ich will aber nicht so vor die Hunde gehen! Als er noch leidlich normal war … gut, wir haben eine tolle Zeit miteinander gehabt. Genau betrachtet war ich verrückt. Aber ich konnte nicht anders. Wenn er mich ansah, wenn er mich anfaßte, hatte ich einfach keinen eigenen Willen mehr. Aber jetzt ist Schluß!«
    Luise beugte sich vor. Ihre blauen Augen waren hart. »Du bleibst«, sagte sie langsam. »Du bleibst, wie ich bleibe!«
    »Um dann ins Zuchthaus zu gehen? Nein!« Ilse Trapps sprang auf. »Meine Zeit hier ist um. Ich gehe nach Freiburg. Dort finde ich in irgendeiner Kneipe eine Stelle, und ein Kerl wird bestimmt so dämlich sein, mich zu heiraten! Bei diesem Körper!« Sie drehte sich vor Luise und lachte hell. »Wenn ich hier 'raus bin, beginnt das neue Leben!«
    Sie wollte zur Tür, aber Luise vertrat ihr den Weg. »Gerd ist das Opfer seiner Krankheit, aber du bist zusammengesetzt aus Gemeinheit, Geilheit und Satanerie! Was er getan hat, weiß er ja nicht … du aber weißt genau, was drüben im Operationssaal geschehen ist. Du hast mit vollem Verstand zugesehen, wie er mordete, du hast ihm geholfen, seine Opfer anzulocken und dann zu verstümmeln, du hast ihn bei allem, was er getan hat, begleitet, mit vollem Wissen! Er kann nicht sühnen … aber du!«
    »Sühnen! Nun rede keinen Quatsch!« Ilse Trapps wollte Luise zur Seite schieben, aber sie unterschätzte die Kraft, die in Luise war. »Wir spielen hier keine Operette … es geht um lebenslänglich! Gib die Tür frei!«
    »Nein!«
    »Aha! Du willst mich ans Messer liefern?«
    »Ja!«
    »Aus Rache, weil ich

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