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Das Schloß der blauen Vögel

Das Schloß der blauen Vögel

Titel: Das Schloß der blauen Vögel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Pauli, billig, weil es über einer Fischbraterei lag und der Fischdunst durch alle Ritzen zog.
    Erst einmal Fuß fassen, dachte Ilse Trapps. Erst einmal untertauchen. Und wenn es im Gestank von gebratenem Fisch ist. Es gibt Parfum genug, um ihn zu überdecken.
    Sie bezahlte die Miete einen Monat im voraus und noch zwanzig Mark darüber. Die Hauswirtin, eine dicke Frau mit verquollenen Augen, grunzte kurz.
    »Wenn Sie Kerle mit aufs Zimmer nehmen, ich weiß von nichts«, sagte sie. »Aber die sollen sich die Schuhe ausziehen. Schuhwichse geht schlecht bei der Wäsche 'raus!«
    Ilse Trapps nickte und schob die Dicke aus dem Zimmer.
    Erreicht! In Hamburg! Ein Tropfen im Millionenmeer.
    Erschöpft ließ sie sich aufs Bett fallen und schlief sofort ein. Erst am späten Morgen wachte sie wieder auf. Vor dem Haus wurden Heringstonnen ausgeladen. Jemand schimpfte. Ein Hund bellte heiser und ununterbrochen.
    Um elf Uhr stand Ilse Trapps in einer Telefonzelle des Hauptpostamtes und warf vier einzelne Markstücke in den Geldschlitz. Dann wählte sie die Nummer der Stuttgarter Sonderkommission. Sie hatte sie aus der Zeitung ausgerissen.
    Eine junge Männerstimme meldete sich in Stuttgart.
    »Polizeipräsidium.«
    »Bitte, die Sonderkommission Sassner«, sagte Ilse Trapps.
    »Was wollen Sie denn?«
    »Das geht Sie gar nichts an.«
    Es knackte ein paarmal in der Leitung, dann war eine andere Stimme da. »Kriminalinspektor Burr. Sie wollten mich sprechen?«
    »Sind Sie die Sonderkommission Sassner?«
    »Ja.«
    »Ich weiß, wo Sassner ist.«
    »Ach! Und wer sind Sie?«
    »Das tut nichts zur Sache.« Ilse Trapps freute sich, daß zwischen Stuttgart und Hamburg fast tausend Kilometer lagen. »Wollen Sie den Tip?«
    »Sind Sie die rote Helferin?«
    »Ich bin ein Engel und spreche aus dem Himmel!« Ilse Trapps lachte laut. »Hören Sie zu: Sie fahren bei Emmendingen von der Autobahn ab und nehmen die Bundesstraße drei nach Kenzingen. Auf dieser Strecke biegt eine Landstraße ab in den Wald. Nach zwei Kilometern geht davon wieder eine Straße nach Retzingen ab. An dieser Straße liegt ein Gasthaus. ›Zur Eiche‹ heißt es. Dort finden Sie Sassner mit seiner Frau Luise. Aber machen Sie schnell, sonst hat er sich selbst den Kopf an der Wand eingerannt.«
    Sie hängte ein, bevor der Inspektor noch etwas fragen konnte, und bekam sogar noch zwei Mark aus dem Automaten zurück.
    Das war das Ende meines alten Lebens, dachte Ilse Trapps, als sie langsam die Mönckebergstraße hinunterging. Das war der Schlußstrich unter allem. Nun sind sämtliche Türen zugefallen.
    Sie setzte sich in ein Café, bestellte Kaffee und Schwarzwälder Kirschtorte und aß mit Genuß und ohne Reue.
    Vom Nebentisch her sah sie ein Herr an. Er lächelte, als sie seinen Blick erwiderte und sich aufrechter setzte, was ihre Brüste sofort vorschob.
    Ein neuer Anfang war bereits gemacht. Eine Ilse Trapps fällt immer auf die Beine wie eine Katze.
    In Stuttgart gab es in diesen Minuten Alarm. Kriminalrat Ulrich Quandt leitete selbst die Aktion. Die Polizei in Emmendingen stand bereit, aus Freiburg rasten die Polizeiwagen mit Blaulicht und Sirene über die Autobahn. Mit einem Hubschrauber flog Quandt nach Emmendingen, um selbst am Ort zu sein. Vorher hatte er Professor Dorian angerufen.
    »Wir scheinen ihn zu haben«, hatte er gesagt. »Eine heiße Spur! Eine Anruferin gab sie. Es kann das rote Aas gewesen sein, das sich nun absetzte. Es deutet alles darauf hin, daß Luise Sassner sie vertrieben hat oder daß Sassner reinen Tisch machen wollte und der rote Satan gerade noch entweichen konnte. Auf jeden Fall machen wir uns auf einiges gefaßt! Ich rufe Sie wieder an, wenn wir Sassner in der Grünen Minna haben.«
    Um drei Uhr nachmittags zog sich der Ring um das ›Gasthaus zur Eiche‹ zusammen. Quandt war in einem unauffälligen Privatwagen allein daran vorbeigefahren. Ein verlassenes, totes Gebäude. Ein paar Krähen, die um das kleine Türmchen auf dem Dach kreisten.
    Quandt fuhr weiter bis zur nächsten Straßensperre und stieg dort in den Polizeiwagen um.
    »Es ist unfaßbar!« sagte er betroffen. »So nahe an der Autobahn. Ein verlassenes Haus, das allgemein bekannt ist. Und keiner schöpft Verdacht, weil diesen Egon Trapps und seine Frau jeder kannte und man sich sagte, sie seien in die Stadt abgewandert. Ich nehme an, daß sogar Polizeistreifen mehrmals daran vorbeigefahren sind.« Er sah auf seine Uhr. Der Funker mit dem Sprechfunkgerät nickte.
    »Die Wagen neun

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