Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schloß der blauen Vögel

Das Schloß der blauen Vögel

Titel: Das Schloß der blauen Vögel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
und doch besitzergreifend. Sassner überkam eine herrliche Müdigkeit. Er lächelte und wollte nicken, aber es war ihm, als läge er auf Watte.
    Dorian beugte sich weit vor. Dr. Keller stand hinter Sassners Kopf. Neben ihm, auf einem Tischchen, lag ein Mikrofon, das zu dem Tonbandgerät führte.
    »Nun schließen Sie die Augen …« überspülte die monotone Stimme Dorians Sassners Willen. »Sie sind ganz ruhig … ruhig … entspannt … gelöst von aller Schwere … Sie sind ruhig … entspannt … ruhig … so ruhig, als ob Sie gleich einschlafen wollten … Sie sind so ruhig … nun werden die Arme schwer, die Beine werden schwer … alles wird schwer … ganz schwer … Sie schlafen … schlafen … ganz schwer alles … ruhig … schlafen …«
    Sassner lag mit geschlossenen Augen da und atmete tief und regelmäßig. Dorian hob die Augenlider hoch … die Augäpfel waren nach oben gedreht. Dr. Keller reichte einen Reflexhammer hinüber.
    »Jetzt öffnen Sie langsam die Augen wieder«, sagte Dorians zwingende Stimme. »Ja … so ist es schön … und sehen Sie auf die Spitze des Hammers … Fixieren Sie die Spitze …« Er ließ die Hammerspitze in 40 cm Abstand hin und her pendeln, und Sassners Augen folgten ihr, als würden sie durch Stricke gelenkt. »Immer auf die Spitze sehen … die Spitze … die Spitze … und nun werden Ihre Augen müde … so müde … schrecklich müde … sie fallen Ihnen zu … sie fallen zu … zu …«
    Sassners Kopf sank zur Seite. Er lag nun in tiefem hypnotischen Schlaf. Dorian gab den Reflexhammer an Dr. Keller zurück, rückte den Stuhl neben Sassners Kopf und legte seine Hand auf die Stirn des Patienten. Dann nahm er das Membranstethoskop aus der Tasche und horchte die Herztätigkeit ab.
    »Katalepsie-Kontrolle«, sagte er leise. Seine Hand blieb auf Sassners Stirn liegen. »Sie sind jetzt ganz steif … Der Arm, das Bein, der Nacken, der ganze Körper … alles ist steif … nichts können Sie mehr bewegen … nichts … nur ich kann es … ich lege einen Arm zur Seite … er bleibt so liegen … ganz steif …« Dorian winkelte einen Arm des Patienten vom Körper ab. Man sah, wie sich Sassner in der Hypnose bemühte, den Arm zurückzuziehen. Es war unmöglich ….
    »Anästhesie-Kontrolle.« Dorian nickte Dr. Keller zu. Zu Sassner sagte er monoton: »Sie haben gar keine Schmerzen … alles ist schmerzlos … Sie spüren gar nichts … alles ist unempfindlich … die Hand, der Arm, die Beine … ich steche jetzt zu, aber was Sie spüren, ist wie ein Kitzeln …«
    Dr. Keller nahm die lange Nadel und stach Sassner in den Unterarm. Sassner lächelte breit, als kitzele ihn wirklich jemand. Sein Gesicht war völlig entspannt, sein Lächeln von unwirklicher Schönheit.
    Professor Dorian wollte ganz sichergehen. Er exerzierte alle Phasen einer Tiefenhypnose durch, ehe er in die Seele Sassners griff.
    »Lähmungskontrolle!« Die tiefblauen Augen starrten auf die geschlossenen Lider des Patienten, als gäbe es für sie keine natürlichen Jalousien. Der tiefe Blick in das Innere eines Menschen fand keinen Widerstand mehr. »Ihr Arm ist ungeheuer schwer … so schwer … Sie können ihn nicht mehr heben … Sie sind wie gelähmt … ja gelähmt … nun heben Sie das rechte Bein, aber es geht nicht … es geht nicht … Sie sind so schwer, wie gelähmt … so schwer … es geht nicht …«
    Sassners Bein zuckte, die Fußspitze bebte, man sah, wie sich die Muskeln zu spannen versuchten, aber es war vergeblich. Der fremde Wille, der Wille Dorians beherrschte alle Funktionen des Patienten.
    »Schlafkontrolle!« Dorian lehnte sich zurück. Der letzte Akt begann. »Diese Müdigkeit … tiefe, tiefe Müdigkeit … Sie schlafen jetzt … ein erquickender Schlaf … aber Sie hören trotzdem immer noch meine Stimme … meine Stimme … hören Sie … und schlafen … ganz tief schlafen …«
    Sassners Mund öffnete sich leicht. Dr. Keller machte eine Pulskontrolle, Dorian hörte noch einmal das Herz ab. Es war alles in Ordnung.
    »Sehen Sie mich an!« sagte Dorian.
    Sassners Lider klappten hoch. Er sah Dorian an mit dem Blick eines Kindes. Der Professor sprach suggestiv auf ihn ein:
    »Es ist ein schöner Tag … irgendwo in Rußland … ein Haus ist da … die Straße ist voller Schlamm … es hat in der Sonne getaut, die Schneeschmelze hat alles im Schlamm versinken lassen, die Russen schießen nicht mehr, ihre Gräben sind voll Wasser wie unsere Gräben und Unterstände. Da kommt ein

Weitere Kostenlose Bücher