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Das Schloß der blauen Vögel

Das Schloß der blauen Vögel

Titel: Das Schloß der blauen Vögel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Banane elektrisch geladen sein könnte?« fragte Dorian mit ruhiger Stimme. »Keiner hat es ihm gesagt, keiner mit ihm experimentiert … aber er fürchtet diese Früchte. Ich will es dir erklären: Ich habe das Wissen, das Gedächtnis, die Erkenntnis des einen Affen mit dem aus ihm gewonnenen Hirnkonzentrat auf den anderen Affen übertragen. Oder – ganz klar –: Man kann den Geist, das Wissen, das Genie Verstorbener mit einer Spritze übertragen! Und noch weiter: Hätte man das alles schon damals gewußt, lebten die genialen Gedanken eines Schiller, Mozart, Einstein oder Planck heute noch in anderen Gehirnen weiter … einfach übertragen durch eine Injektion.«
    Das Filmbild erlosch. Dr. Keller saß wie festgenagelt auf seinem Stuhl. In diesen wenigen Minuten war er völlig durchnäßt, als sei er in einen Teich gefallen.
    »Das ist ja Wahnsinn …« stammelte er. »Das ist kompletter Wahnsinn …«
    »Das ist die Zukunft unserer Menschheit, Junge!« Dorian knipste das Licht an. »Man wird die Genies retten können, man wird die Dummheit ausrotten, man wird zur Vollkommenheit vorstoßen. Vor allem aber: Mit der Ausrottung der Dummheit wird man auch den Krieg ausrotten. Begreifst du das, Bernd …« Dorian beugte sich über den bleichen Dr. Keller. »Das Paradies der Menschheit wird in einer Spritze liegen! Es gibt kein Heiligtum mehr, das Gehirn heißt!«
    Dr. Keller rann Schweiß über das Gesicht. Seine Mundwinkel zuckten. »Ich habe Angst«, sagte er kaum hörbar. »Ich kann Angela verstehen … ich habe Angst vor dir … Vom Affenexperiment zum klinischen Versuch an Menschen, das ist kein weiter Schritt.« Er hob den Kopf und sah in Dorians ruhige Augen. »Du … du denkst doch jetzt schon an eine Intelligenzübertragung von Mensch zu Mensch?«
    Dorian zog einen Stuhl heran und setzte sich neben Dr. Keller. Er legte die Hände aneinander, als wolle er beten, und stützte das Kinn auf die Fingerspitzen.
    »Ich stehe in Verbindung mit Professor Gay von der Western-Universität in Michigan, Professor Ungar vom Texas Medical Center und Professor Cameron vom Medical College in Albany. Wir haben die Erfahrungen unserer Experimente ausgetauscht. Was geht im Hirn vor, wenn es denkt? Wie speichert es Eindrücke, Daten, Namen? Wie kommt es zur Erinnerung? Warum können wir logisch denken? Wodurch behalten wir, daß eine Hyazinthe anders riecht als eine Rose? Was speichert im Gehirn den Eindruck, daß dieser Mensch Frau Lehmann und der andere Herr Weber heißt?« Dorian sah Dr. Keller fragend an, aber er erwartete keine Antwort. »Wir haben das alles hingenommen, haben das Hirn nach seinen Funktionen, die wir mechanisch feststellten, in Felder eingeteilt, und damit war Schluß. Das große ›Wie‹ war eben göttlich. Aber im Menschen gibt es keine Geheimnisse. Der Mensch ist eine Substanz, und Substanzen sind chemisch zerlegbar und erklärbar.« Dorian erhob sich, ging zu den Tischen an der Längswand und zog die weißen Tücher weg. In verschiedenen Glasschüsseln lagen Affenhirne, breiartige Gemenge, Teilstücke von Hirnen. Zwei kleine Reagenzgläser in einem hölzernen Ständer waren mit einem weißgrauen Pulver und einer milchigen Flüssigkeit gefüllt.
    »Ich habe mir gesagt: Denkvorgänge, Speicherung von Gedanken, das bisher als naturgegeben hingenommene Wachsen der Intelligenz vom Säugling bis zum reifen Mann müssen gesteuert werden durch eine innersekretorische Substanz. Ob wir groß werden oder klein, dick oder dünn, ob wir verdauen oder nicht … unser Körper ist eine einzige chemische Fabrik, die Säfte erzeugt und andere Substanzen abbaut, spaltet oder umsetzt in neue chemische Verbindungen. Was speichert die Gedanken im Gehirn? Was ist es, diese ›Denksubstanz‹?« Dorian holte tief Atem. »Wir wissen es jetzt ziemlich genau. Es ist RNS.«
    »Was?« fragte Dr. Keller wie ein dummer Junge.
    »Ribonukleinsäure.«
    Dr. Keller lächelte. »Ribonukleinsäure ist einer der Bausteine, aus denen sich die Erbanlagen zusammensetzen.«
    »Stimmt. Die Genetiker hatten die RNS bisher für sich allein. Aber denke logisch, mein Junge: Wenn es eine Substanz gibt, die Erbmerkmale von Mensch zu Mensch weitergibt, dann bedeutet das: Diese Substanz speichert, diese Substanz gibt Wissen weiter. Woher weiß die Keimzelle, daß sie die Hakennase des Vaters, Großvaters und Urgroßvaters im Urenkel neu entwickeln muß? Ich habe die RNS als reine Substanz herstellen lassen.«
    Dorian hob das eine Reagenzglas aus dem

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