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Das Schloß der blauen Vögel

Das Schloß der blauen Vögel

Titel: Das Schloß der blauen Vögel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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verpackt.«
    Sie fuhren die Strecke zweimal, vermieden die Rastplätze, wo mehrere Wagen abgestellt waren, und kamen an einen Rastplatz in der Nähe von Pforzheim. Er lag nicht in einem Waldstück wie die anderen, sondern war nur eine seitliche Ausbuchtung der Fahrbahn mit zwei Bänken, einem Mülleimer und einer Telefonsäule der Autobahnmeisterei.
    Einsam stand ein kleiner Sportwagen auf dem Platz. Ein Mädchen in hellem Staubmantel lehnte am Kofferraum, rauchte eine Zigarette und beobachtete die wenigen vorbeisausenden Wagen.
    »Dort …«, sagte Sassner ruhig, als er Wagen und Mädchen im Scheinwerfer sah.
    Ilse Trapps umklammerte sein rechtes Handgelenk am Steuer. »Bist du verrückt?« rief sie. »Auf einem so freien Platz …«
    »Es muß schnell gehen, Teufelchen.«
    Sassner bremste, stellte die Scheinwerfer auf Standlicht und rollte auf den kleinen Rastplatz.
    Das Mädchen warf die Zigarette weg, stieß sich von ihrem Wagen ab und kam ihnen langsam entgegen. Gerd Sassner blieb in seinem Kombiwagen sitzen und beobachtete das Mädchen. Ilse Trapps, neben ihm, rang die Hände. Die Fingergelenke knackten, so aufgeregt war sie. Sie ist hübsch, dachte sie gehässig. Er wird wieder vor ihrem Körper stehen und sich überlegen, ob er sie operieren oder lieben soll. Und ich werde wieder zuschlagen müssen, um den Bann zu zerstören, den ein nackter Frauenleib bei ihm auslöst.
    »Was willst du jetzt tun?« fragte sie leise. Ihre Lippen bewegten sich dabei kaum. Das bleiche Gesicht mit dem Kranz brandroter Haare war maskenhaft starr.
    »Sei still«, flüsterte er. »Rühr dich nicht.«
    Das Mädchen war an Sassners Wagen herangekommen und beugte sich zur Scheibe nieder. Sassner kurbelte sie ein Stück herunter. Ein Hauch wehte zu ihm hin, herb und doch süß. Französisches Parfum, dachte er sofort. Ich mochte es immer. Wie oft habe ich selbst neue Parfums ausgesucht und mitgebracht.
    »Kommen Sie von der Werkstatt?« fragte das Mädchen.
    Eine forsche, helle Stimme, sportlich wie ihre ganze Erscheinung. Der Wind wehte die blonden Haare vor die blauen Augen; die junge Frau schob die Strähnen zurück und lächelte.
    »Ich glaube, es ist etwas mit dem Vergaser. Ich verstehe nichts davon. Der Motor tuckerte plötzlich, der Wagen begann ganz merkwürdig zu hüpfen … ich war froh, daß ich den Rastplatz noch erreichte.«
    »Vielleicht haben Sie kein Benzin mehr?« fragte Sassner freundlich.
    »Ausgeschlossen! Die Benzinuhr zeigt halbvoll an.«
    »Man soll der Technik nicht blindlings vertrauen.« Sassner stieg aus und warf die Tür zu, ehe Ilse Trapps etwas fragen konnte. »Sehen wir uns den Motor einmal an.«
    Er ging die paar Schritte zum anderen Wagen und hörte, wie hinter ihm die zweite Tür klappte. Ilse Trapps war ausgestiegen. Sie ging um den Kombi herum, öffnete die hintere Tür und stellte sie fest. Ein Maul, in das man gleich einen Menschen schieben würde. Decken und Kartons lagen an den Seiten. In die Decke würde man den Körper wickeln, die Kartons wurden dann drum herumgestapelt. Niemand würde auf die Idee kommen, diesen Laderaum zu kontrollieren. Als sie auf diese Weise den Milchprüfer Julius Hombatz und seine Freundin Agathe Vierholz abtransportierten, kamen sie in eine Polizeikontrolle. Während Sassner mit versteinertem Gesicht hinter dem Steuer saß, beugte sich Ilse Trapps heraus und lachte die Polizisten an. »Die Wirte von der ›Eiche‹ auf Einkaufsfahrt! Wollt ihr ein Zwetschenwässerchen?«
    Die Polizisten lachten und winkten. Freie Fahrt.
    Mit zusammengekniffenen Lippen lehnte sich Ilse Trapps an den hinteren Kotflügel neben der geöffneten Tür und wartete.
    Sassner beugte sich unterdessen über den Motor und starrte auf Vergaser, Zündverteiler und das Gewirr von Drähten, Schläuchen, Rohren, Krümmern und geformtem Eisen. Mit den Fingerspitzen tippte er sinnlos an einigen Motorteilen herum, kroch dann unter der Motorhaube wieder hervor, setzte sich in den fremden Wagen und versuchte, ihn zu starten.
    Es gelang. Der Motor sprang an, aber nach wenigen Sekunden starb er wieder ab. Dabei zeigte die Benzinuhr keinerlei Reaktion … der Zeiger blieb wie festgeklebt auf dem Mittelstrich stehen.
    »Ganz klar«, sagte Sassner zufrieden. »Die Benzinuhr ist hinüber, Sie haben, sich darauf verlassen und haben nun keinen Tropfen mehr im Tank. Das ist alles.« Er sah die junge Frau mit dem Blick eines Mannes an, der weibliche Schönheit zu schätzen weiß. Sie hielt diesem Blick stand und

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