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Das Schloß der blauen Vögel

Das Schloß der blauen Vögel

Titel: Das Schloß der blauen Vögel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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McConnell fütterte die Würmer mit dem Wissen: Bei Licht kommt ein Schlag! Dann schnitt er die Köpfe ab, wartete geduldig, bis die neuen Körper wieder gewachsen waren, legte sie ins Becken, knipste die Lampe an … die Würmer zuckten zusammen, als bekämen sie den Schlag. Die Köpfe hatten das Wissen gespeichert, die neuen Körper reagierten wie die alten.«
    Dr. Keller schwieg. Langsam stieg in ihm eine Ahnung auf, worauf Dorian hinaus wollte. Das kann nicht wahr sein, sagte er sich. Das ist ärger als der utopischste Roman. Das hebt alles aus den Angeln, was wir Geist und Seele nennen.
    Dorian stützte sich auf den Filmprojektor. »Ein Schritt weiter. McConnell beobachtete die anderen Würmer, die aus den abgeteilten Leibern neu wuchsen. Ihnen fehlte der Kopf, also produzierten sie ihn. Sie wissen nun nichts von dieser Glühbirne, sagte sich McConnell, also reagieren sie auch nicht auf dieses Licht. Er legte die Würmer mit den neuen Köpfen auch in das Wasserbecken, knipste die Lampe an … und die Leiber krümmten sich zusammen! Das ›Wissen‹ war transportabel, ein unerklärliches Wunder fand statt, wurde sichtbar, leitete eine Revolution der Medizin ein: Man kann Intelligenz verpflanzen wie einen Ableger, wie einen Schößling, wie ein Stück Haut, um medizinisch zu bleiben. McConnell machte einen verrückten Versuch: Er zermalmte die Körper der ›wissenden‹ Würmer zu einem Brei und fütterte damit Würmer, die nie etwas von einer Glühbirne gesehen hatten. Frische Würmer aus dem Tümpel. Nach zwei Tagen setzte er sie dem Zucken der Glühbirne aus … und die neuen, frischen, undressierten Würmer krümmten sich genauso zusammen wie die alten. Mit anderen Worten: Sie hatten die Intelligenz gefressen.«
    »Ein fauler Witz!« sagte Dr. Keller heiser.
    »Das sagten alle Hirnforscher. McConnell wunde zur Spottfigur. Das war 1962. Nur wenige lachten damals nicht und nahmen die Plattwürmer sehr ernst. Auch ich. Neben der rein chirurgischen Möglichkeit, Geist und Seele eines Menschen zu aktivieren, forschte ich weiter mit dem übertragbaren Geist. Ihr habt es alle nicht gemerkt. Und nun mein Film.«
    Dorian drückte auf den Auslöser. Das Bild blendete auf.
    Raum II im ›Tierhaus‹. Professor Dorian injiziert einem kleinen Affen eine Flüssigkeit in den Schädel.
    »Ich habe alles mit Fernauslöser gefilmt«, sagte Dorian. Seine Stimme war plötzlich verjüngt und voller Energie. »Dieser Affe kam einen Tag vor der im Bild festgehaltenen Injektion aus dem Tierhaus der Universität München. Er hatte noch keinerlei Experimente hinter sich. Er war vor vier Wochen erst in Afrika eingefangen worden.«
    Neue Szene. Im Raum III. Drei Affen haben eine Banane vor sich liegen. Große, herrliche Bananen. Aber sie sitzen davor und rühren sie nicht an.
    »Ich habe die Affen drei Tage lang hungern lassen, ehe ich sie filmte«, sagte Dorian. »Sie wimmerten vor Hunger. Als sie die Bananen sahen, stürzten sie sich auf sie. Aber um die Bananen hatte ich einen Draht gelegt. Als die Affen die Bananen anfaßten, erhielten sie einen elektrischen Schlag. Sie zuckten zurück. Das wiederholte sich über dreiundfünfzigmal, dann hockten die Affen vor dem Essen. Sie waren nicht zu bewegen, die Bananen anzufassen.«
    Neue Szene. Der leere Affenkäfig, auf dem Boden zwei große halbgeschälte, duftende Bananen. Dorian hielt den Film an.
    »Ich habe einen der Affen getötet, sein Gehirn herausgenommen und es in Verbindung mit einer Kochsalzlösung und Karbolsäure zu einem Brei verarbeitet. Diese Masse habe ich im chemischen Institut München zentrifugieren lassen, bis ich ein Konzentrat hatte. Am 14. Juni verdünnte ich den Extrakt wieder mit Kochsalzlösung und spritzte es, wie du gesehen hast, dem Äffchen ins Hirn. Und nun – bitte …«
    Der Film lief summend weiter. Im Bild erschien Professor Dorian in Gummischürze und Handschuhen. Er setzte das Äffchen in den Käfig und schloß das Gitter.
    »Auch dieser Affe hungerte drei Tage. Er knabberte vor Hunger schon den Holzboden seines Käfigs an.«
    Atemlos, gebannt starrte Dr. Keller auf das Bild.
    Der kleine Affe hockte sich auf den Käfigboden und sah die Bananen an. In respektvoller Entfernung, Angst in den Augen, blieb er unbeweglich sitzen. Als ihn Professor Dorian mit einer Gabelstange zu den Bananen hindrücken wollte, wehrte sich das Äffchen, schlug um sich, stemmte sich gegen die Stange und flüchtete schreiend in eine Ecke.
    »Woher weiß dieser Affe, daß die

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