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Das Schloß der blauen Vögel

Das Schloß der blauen Vögel

Titel: Das Schloß der blauen Vögel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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lächelte sogar zurück. »Was an einer solchen dummen Uhr alles hängen kann.«
    »Mindestens eine Stunde Verspätung …«
    »Manchmal sogar das Leben.«
    »Vielleicht. Wenn ich mitten auf der Autobahn stehengeblieben wäre und man wäre auf mich aufgefahren. Aber eine Stunde ist hin.« Sie sah auf ihre kleine goldene Armbanduhr. »Ich komme garantiert zu spät.«
    »Ein Mann wartet auf Sie?«
    »Ein Konsortium von Männern. Ich bin Modezeichnerin. Vera Sommer. In Frankfurt will ich meine neue Kollektion vorlegen.«
    »Mitten in der Nacht?«
    »Morgen früh um sechs fliegen die Herren weiter nach New York. Bei uns wird oft nachts durchgearbeitet.«
    Sassner blickte kurz zurück zu seinem Wagen. Ilse stand neben der offenen Tür. Ein Schatten. Schemen eines Satans. Sassner drehte sich brüsk um.
    »Vera Sommer«, sagte er sinnend. »Ihr Haar ist wie der reife Sommer …«
    »Danke.« Vera lächelte amüsiert. »Für einen Mechaniker machen Sie charmante Komplimente.«
    »Ich bin kein Autoschlosser. Ich bin Arzt.«
    »Ach!« Vera Sommer betrachtete den großen Mann genauer. Jetzt erst fiel ihr seine Kleidung auf. Ein Maßanzug, etwas zerknittert und ungebügelt, aber das findet man oft bei Intellektuellen. Sie legen weniger Wert auf das Äußere; ihre Welt ist der Geist. Ein markanter Kopf mit einer fast amerikanischen Stoppelfrisur. »Und ich dachte …«
    »So kann man sich irren.« Sassner atmete tief auf. »Ich habe keinen Benzinkanister bei mir, aber wenn Sie die Bahnmeisterei anrufen …«
    »Das habe ich schon. Ich dachte ja, Sie kämen von dort …«
    »Dann ist es gut.« Sassner beugte sich über die Hand der jungen Frau, deutete einen Kuß an und verneigte sich leicht. »Ich wünsche Ihnen eine gute Fahrt und viel Erfolg in Frankfurt.«
    Er zuckte zusammen. Ilse Trapps hatte die Tür mit einem Knall zugeworfen. Gleichzeitig rollte ein Werkstattwagen auf den Rastplatz und bremste vor dem Auto Vera Sommers.
    »Ablösung.« Sassner lachte jungenhaft. »Der Meister wird Ihnen bestimmt besser helfen als ich mit leeren Worten. Gute Nacht.«
    »Gute Fahrt!« Vera Sommer winkte Sassner zu.
    Ein netter Mensch, dachte sie. Ein paar Augenblicke der Freude … man begegnet sich und man trennt sich wieder, um sich nie wiederzusehen. Und doch wird man aneinander denken. Es ist wie bei zwei Blättern im Wind, die sich treffen und dann weiterfliegen.
    Sassner kehrte zu seinem Wagen zurück, setzte sich hinters Steuer und fuhr wieder auf die Autobahn. Ilse Trapps sah ihn von der Seite an. Ihre grünen Augen glitzerten.
    »Was soll das?« fragte sie laut.
    »Schweig!«
    »Bist du verrückt geworden?«
    »Du sollst schweigen.«
    »Ist das alles, was du zu sagen hast?« Sie wandte sich auf ihrem Sitz um. »Warum hast du sie nicht mitgenommen?«
    Sassner fuhr langsamer. Seine Unterlippe zuckte wie unter kleinen elektrischen Schlägen. Ilse Trapps stieß ihn mit der Faust in die Seite, sie war außer sich vor Wut und wilder Eifersucht.
    »Was hatte sie an sich?« schrie sie. »Warum liegt sie nicht hinten im Wagen?«
    »Sie sah aus wie Luise«, sagte Sassner leise. Seine Augen waren groß und blickten ins Leere. Er schien in den Erinnerungen zu suchen, kramte im Abfall seiner Seele und fand nur noch Fetzen der Vergangenheit. »Ja, so sah sie auch aus …«
    »Wer ist Luise?«
    »Meine Frau.«
    »Du hast eine Frau?«
    »Sie ist tot. Eines Nachts lag sie neben mir, regungslos, ohne Atem, als schliefe sie. Aber sie war tot. Ich habe sie über alles geliebt.«
    »Ich hasse sie!« schrie Ilse Trapps hysterisch. »Ich hasse sie! Hasse sie.«
    Sassner bog auf dem nächsten Rastplatz wieder ab und hielt. Es war der einzige Personenwagen. Unter den Bäumen standen drei dunkle Lastzüge. Die Fahrerkabinen waren zugehängt. Die Männer schliefen.
    Mit ausdruckslosem Gesicht stieg Sassner aus, zog Ilse Trapps vom Sitz und ohrfeigte sie. Stumm, gespenstisch, lautlos schlug er auf sie ein, nur das Klatschen der Schläge war zu hören, und auch Ilse Trapps gab keinen Laut von sich, wehrte sich nicht, stand mit hängenden Armen hinter dem Wagen und nahm die Schläge an. Ihr Kopf flog hin und her, als säße er auf einer Spirale.
    Mit ein paar Griffen zerfetzte er ihre Bluse, zog ihr den Rock herunter, zerriß Unterwäsche und Büstenhalter. Als sie nackt war, ergriff er sie an den roten Haaren, zerrte sie zur hinteren Tür des Kombiwagens, öffnete sie, holte die Decken heraus, wickelte Ilse hinein und stieß sie wie ein langes Paket zwischen

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