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Das Schloß der blauen Vögel

Das Schloß der blauen Vögel

Titel: Das Schloß der blauen Vögel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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die Kartons.
    Da erst begann Ilse Trapps zu schreien. Sassner preßte ihr die Hand auf den Mund – sie biß in seine Handfläche. Fluchend nahm er sein Ziertaschentuch aus dem Rock, stopfte es ihr in den Mund und griff nach dem Wagenheber, der zwischen den Kartons lag.
    Sie wand sich in den Decken und heulte dumpf gegen das Taschentuch. Ihre grünen Augen flehten um Gnade.
    »Ich habe Luise geliebt«, sagte Sassner dumpf. »Wer etwas gegen sie sagt, den bringe ich um. Verstehst du das?«
    Ilse Trapps nickte. Sie lag still und rührte sich nicht mehr. Und das war klug.
    Sassner schloß die Tür, startete und fuhr vom Rastplatz herunter. Eine Stunde später war er wieder in seinem Schloß der blauen Vögel.
    Angela war gut in Heidelberg angekommen. Professor Dorian hatte sie gegen Mittag endlich sprechen können, obgleich Tante Lotte vorher immer wieder betonte, das arme Kind sei mit den Nerven völlig am Ende.
    Das verspätete Eintreffen erfuhr eine einfache Klärung: Angela hatte sich am Abend so aufgeregt und war in einer solchen seelischen Verfassung, daß sie es nach wenigen Kilometern Autofahrt nicht mehr fertigbrachte, weiterzufahren bis Heidelberg. Sie hatte einfach nicht mehr die Kraft dazu. Vor ihren Augen verschwamm die Autobahn, mühsam, fast im Schritt, ganz rechts fuhr sie weiter, bis sie merkte, daß die Tränen sie völlig blind machten und sie die Reise aufgab. Im Rasthaus Gersthofen bei Augsburg mietete sie sich ein Zimmer und weinte sich in den Schlaf. Erst um zehn Uhr vormittags wachte sie auf. Die Sonne schien, ihre Seele hatte sich beruhigt, die Welt sah wieder nüchterner aus, das Leben war nicht mehr trostlos.
    Mit dem festen Willen, so lange bei Tante Lotte zu bleiben, bis Bernd Keller sich aus der Faszination Professor Dorians gelöst hatte, fuhr sie nach Heidelberg.
    Dorian war glücklich, als er Angelas Stimme hörte. »Es ist gut, daß du bei Tante Lotte bist«, sagte er. »Daß du endlich angekommen bist. Wir hatten solche Sorgen. Willst du Bernd sprechen?«
    »Nein!« sagte Angela hart.
    Dorian hielt die Sprechmuschel zu und hob die Schultern. Dr. Keller stand ungeduldig neben ihm.
    »Sie will dich nicht sprechen«, flüsterte er. »Da kann man nichts machen.« Und laut sagte er: »Angela, erhol dich gut.«
    »Danke!«
    »Grüß alle von mir.«
    Dorian legte auf, ehe Dr. Keller noch nach dem Hörer greifen konnte.
    »Nein, mein Junge, kein Wort mehr! Es hat in diesem Stadium keinen Zweck, mit Angela zu diskutieren. Wir kennen das doch von unseren Patienten her. Erst Ruhe, Ruhe und nochmals Ruhe. In drei, vier Tagen wird Angela anders denken als zur Stunde. Dann kann man mit ihr vernünftig reden.«
    Das Schrillen des Telefons unterbrach Dorian. Er nahm den Hörer ab und setzte sich in seinen alten Ledersessel. Aus Stuttgart rief Kriminalrat Quandt an. Was er berichtete, war haarsträubend.
    »Wir haben auf einem Rastplatz in der Nähe von Pforzheim die zerrissene vollständige Bekleidung einer Frau gefunden. Bluse, Rock, Unterwäsche, Strümpfe. Nur die Schuhe nicht. Die drei Lastzüge, die gleichfalls dort parkten, haben nichts gehört; die Fahrer schliefen und wissen von nichts. Von der Frau keine Spur, aber zum erstenmal auch kein leerer zurückgelassener Wagen. Es ist natürlich möglich, daß es sich um ein Notzuchtverbrechen handelt und der Täter nachher mit seinem Opfer weitergefahren ist. Es kann aber auch sein, daß unsere unbekannte Bestie wieder tätig war, eins der Autobahn-Mädchen, die hier nachts ihre Geschäfte machen, in seine Gewalt bekam und mitschleppte. Vermißtenmeldungen liegen nicht vor. Ich selbst neige zu der letzteren Version. Tatzeit, Tatort und vor allem das Verschwinden des Opfers – bis man es uns später, grausam zu Tode operiert, wieder vor die Tür legt – deuten auf unseren Unbekannten hin. Ich wollte Ihnen das schnell sagen, damit Sie gefaßt sind, wenn Sie einen neuen Brief erhalten.«
    Professor Dorian schien in seinem Ledersessel kleiner zu werden. Die hohe Lehne überragte seine Schultern.
    »Und sonst? Die Polizeiaktion?«
    »Noch ohne Erfolg. Wir haben die zerfetzte Kleidung sofort untersuchen lassen. Rock und Bluse aus einem Kaufhaus bei Freiburg. Unterwäsche und BH bekannter Firmen, die Tausende von Frauen tragen. Wenn diese Bestie so klug ist, wie Sie annehmen, Herr Professor, dann ist die Polizei dabei, ihr Gesicht zu verlieren.«
    »Ich denke, jeder Verbrecher macht einmal einen Fehler?«
    »Ja, das war fast eine Regel für

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