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Das Schloß der blauen Vögel

Das Schloß der blauen Vögel

Titel: Das Schloß der blauen Vögel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Sonderkommission GROSS X nach Stuttgart.
    Die Einkreisung Sassners begann, obgleich bei der Polizei niemand daran glaubte, daß er noch lebte.
    Die Angst Ilse Trapps, eine Patientin des ›großen Boss‹ zu werden, war unbegründet. In der Garage holte Sassner sie aus dem Wagen, entfernte den Knebel und wickelte sie aus den Decken. Zitternd stand Ilse vor ihm, ihr Körper war mit Schweiß bedeckt, kalt und klebrig, wie ihn nur die Todesangst hervortreibt.
    »Sie sollten so etwas nie wieder tun, Schwester Teufelchen«, sagte Sassner milde und strich Ilse über die vollen Brüste. »Disziplin ist in einer Klinik genauso wichtig wie Sterilität. Wo kämen wir hin, wenn jede Schwester eigene Ansichten hätte? Das Wort des Chefs ist allein gültig.«
    »Ja …«, stammelte Ilse Trapps tonlos.
    »Komm.« Sassner legte den Arm um die nackte Frau. Durch die Dunkelheit tasteten sie sich ins Haus; als Ilse eine Kerze anzünden wollte, blies Sassner ihr das Streichholz aus. »Warum? Ich sehe genug! Bei mir sind auch die Nächte hell.«
    Er schob Ilse in das gemeinsame Schlafzimmer, zog sich aus und legte sich ins Bett. Als Ilse nicht von selbst zu ihm kam, klopfte er mit der flachen Hand neben sich auf das Bettlaken. Sie gehorchte, kroch an ihn heran und kuschelte sich in seinen Arm. Ihr rotes Haar, nach Feuchtigkeit duftend, lag kalt auf seiner Brust.
    »Ich bin ein glücklicher Mensch«, sagte Sassner und küßte Ilses geschlossene Augen. Dabei merkte er, daß sie weinte. Seine Lippen tauchten in salzige Flüssigkeit. »Warum weinst du, kleiner Satan?«
    »Nur so …« stammelte Ilse.
    »Du hattest Angst?«
    »Ja.«
    »Vor mir?«
    »Ja.«
    »Aber Teufelchen. Wie kann man vor mir Angst haben? Ich bin der friedlichste Mensch der Welt und will, daß alle den Frieden erkennen.« Er schob Ilse Trapps etwas von sich weg und rollte sich dann halb über sie. »Es ist so schön, dich zu fühlen«, sagte er leise. Seine Stimme hatte eine Zärtlichkeit, die sich über Ilse Trapps ergoß wie duftendes Öl. »Wann war ich je so glücklich?«
    Er küßte sie, und dann brach wieder der Vulkan aus ihm heraus, der alles verbrannte, was sich erneut in Ilse Trapps an Gegenwehr, Gewissen, Angst und Fluchtgedanken aufgespeichert hatte. –
    Gegen Mittag machte Sassner ›Visite‹ bei seinen ›Patienten‹.
    Ilse trug wieder ihre ›Klinikkleidung‹, das Spitzenschürzchen auf dem nackten Leib. Sassner betrat das Zimmer in Operationskleidung: Weißer Mantel, Gummischürze, Kappe und Mundschutz. Nur die Handschuhe ließ er aus … sie zog er erst im ›OP‹ an.
    Die beiden Männer und das junge Mädchen in den Betten starrten ihn an wie ein Ungeheuer. Sie waren mit Lederbändern an die Betten gefesselt und konnten sich nicht rühren. Nur schreien konnten sie, aber das hatten sie nach stundenlangen Versuchen aufgegeben. Niemand kam, niemand hörte sie. Sie schienen am einsamsten Ort der Welt zu sein.
    Agathe Vierholz, die zierliche Friseuse, weinte wieder, als Sassner die Bettdecke zurückschlug und ihren Leib abtastete, als habe sie Gallenschmerzen oder eine Blinddarmreizung. Julius Hombatz, der Milchprüfer, zerrte an seinen Lederfesseln.
    »Sie Saukerl!« brüllte er. »Lassen Sie uns los! Ich zerbreche Ihnen alle Knochen!«
    Sassner winkte Ilse Trapps zu sich heran. In seinem Bett atmetet der Autohändler Markus Peltzer laut und röchelnd. Er sah Ilse jetzt von hinten in aller Nacktheit, und trotz seiner höllischen Angst ließ ihn dieser Anblick nicht unbeteiligt.
    »Notieren Sie, Schwester«, sagte Sassner mit ruhiger Stimme. »Patient Hombatz zeigt Ansätze von zerstörerischer Manie. Das kommt von den Ohrmuscheln her. Sehen Sie sich nur die Ohren an. Wie Radarempfänger.« Er wandte sich zum Bett des Milchprüfers, beugte sich über ihn und zog ihn an den Ohren.
    »Lassen Sie mich los!« schrie Hombatz. »Sie irres Schwein!«
    »Na na.« Sassner lächelte und nickte Ilse zu. »Wir operieren ihn zuerst. Er leidet sehr unter seinem gestörten Wesen.«
    Julius Hombatz zerrte an seinen Fesseln und brüllte unartikulierte Laute. Schaum trat ihm vor den Mund, das Weiße der Augen färbte sich rötlich.
    »Hilfe!« schrie er. »Hilfe! Hilfe!«
    Sassner ging ungerührt hinüber zu Markus Peltzer und schlug dessen Decke zurück. Peltzer wurde rot und schloß die Augen.
    »Sieh einer an«, lachte Sassner und klopfte Ilse auf das nackte Hinterteil. »Sie gefallen ihm, Schwester. Der Arme ist so krank und dabei doch so rüstig! Setzen Sie ihn als

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