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Das Schloß der blauen Vögel

Das Schloß der blauen Vögel

Titel: Das Schloß der blauen Vögel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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systematisch selbst belogen …«
    Kriminalrat Quandt lachte durchaus nicht, als Dorian ihm seinen Verdacht schilderte. Er forderte sofort einen Polizeihubschrauber an und landete zwei Stunden später auf der Wiese vor dem Schloßgebäude von Hohenschwandt.
    An den Fenstern standen die Patienten und sahen zu, wie die große weißlackierte Hummel herunterschwebte und knatternd auf das Gras setzte. In Zimmer 24 ging die Frau des Zigarrenfabrikanten Hunsche, Sylvia Hunsche, in die Knie und begann laut zu beten. Sie litt an religiösem Wahn, bildete sich ein, die Frau des Apostels Jakobus zu sein und wartete auf ein Zeichen der Engel, daß sie schwanger werde und einen Jakobus II. gebar.
    Nun war es soweit. Die Engel kamen vom Himmel und verkündeten die Empfängnis. Sylvia Hunsche weinte vor Ergriffenheit. Eine Schwester hatte Mühe, sie vom Boden zu heben und ins Bett zu bringen. Dort bekam sie eine Beruhigungsspritze und schlief singend ein.
    Kriminalrat Quandt hörte sich ohne lange Vorreden an, was Dorian und Keller berichteten. Er machte sich Notizen und sah ab und zu auf, als glaubte er nicht, was man ihm da erzählte.
    »Angenommen«, sagte er später, als Dorians Bericht zu Ende war, »dieser Sassner lebte noch – ist es medizinisch möglich, daß eine solche Wesensumwandlung stattfindet?«
    »Ja«, antwortete Dorian kurz.
    »Aus einem biederen Familienvater, einem klugen Menschen mit Kultur kann eine Bestie werden?«
    »Ja.«
    »Und das haben Sie gemacht?«
    »Nicht gewollt! Ich habe mit der Operation das Beste erreichen wollen.«
    »Mein Gott, Professor!« Quandt trank einen doppelten Cognac mit einem Schluck aus. »Ich komme mir vor wie in einer Gruselkammer. Das ist alles so unwirklich.«
    »Aber wahr.« Dr. Keller legte einen dicken Schnellhefter auf den Tisch. Mißtrauisch musterte ihn Quandt.
    »Was ist das?«
    »Das sind Experimentalberichte von Tierversuchen. Charakterumwandlungen durch Operationen. Professor Dorians Spezialgebiet.«
    Dr. Keller schob die Mappe zu Quandt. Der Kriminalrat hob abwehrend beide Hände.
    »Da soll sich die Staatsanwaltschaft durchquälen«, rief er. »Mir genügt Ihre Versicherung, daß so etwas überhaupt möglich ist. Was machen wir nun?«
    »Das müssen Sie wissen, Herr Kriminalrat.«
    »Ich glaube, es ist wichtig, zunächst einmal einen Informationsstop zu veranlassen. Die Bevölkerung soll nicht beunruhigt werden. Ich glaube, es ist auch in Ihrem Sinne, Herr Professor, wenn zunächst Ihr Name nicht auftaucht.«
    »Ich überlasse diese Entscheidung Ihnen.« Dorian ging wieder unruhig vor dem Tisch hin und her. Es muß etwas geschehen, dachte er dabei. Warum will man Rücksicht auf mich nehmen? Ich habe – vielleicht – einen Fehler gemacht, und ich weigere mich nicht, ihn einzugestehen.
    »Ich werde im Fernsehen ein Bild Sassners zeigen lassen mit dem Hinweis, daß dieser Mann vermißt wird. Mehr nicht. Wird er irgendwo gesehen, werden sofort Hinweise bei uns einlaufen.« Kriminalrat Quandt hob sein Glas, als Dr. Keller noch einmal mit der Cognacflasche kam. »Unverständlich bleibt es doch! Irgendwo muß er doch wohnen, er muß essen, trinken, schlafen. Er kommt mit anderen Menschen in Berührung, er muß sogar einen Wagen haben, wenn er die Bestie ist. Und – das Wichtigste – er muß einen Raum haben, wo er seine schrecklichen Operationen ausführt. So etwas mitten in Deutschland, unter unseren Augen … es ist, schlicht gesagt, unbegreiflich!«
    Quandt blätterte in dem dicken Schnellhefter herum. Er sah graphische Darstellungen, Kurven und Tabellen, Meßdaten und eine Fülle lateinischer Ausdrücke, am Ende waren Fotos abgeheftet, Hirnschnitte, geöffnete Tierschädel, Affen mit Plexiglasschädeldecken, unter denen man das lebende Gehirn sah, Tiere in völlig konträrem Verhalten zu ihrem Wesen, Katzen, die mit Mäusen spielten, ein Affe, der versuchte, eine Hündin zu vergewaltigen.
    Quandt klappte schnell das Heft wieder zu. Ihn schauderte.
    »Warum läßt man Tier und Mensch nicht so, wie sie von Gott geschaffen wurden?« fragte er mit belegter Stimme.
    »Warum sterben sie nicht mehr an einem vereiterten Blinddarm wie ihre Vorfahren zur Zeit Napoleons?« erwiderte Dorian.
    »Weil die Medizin Fortschritte gemacht hat«, sagte Quandt sofort.
    »Eben …« Dorian lächelte fast traurig. »Leben heißt Entwicklung. Es ist ein verdammt schwerer Weg …«
    Eine halbe Stunde später flog Quandt mit dem weißen Polizeihubschrauber wieder zurück zu seiner

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