Das Schloss der tausend Sünden
Sie kannte diesen Mann nicht, und seinen mysteriösen Herrn hatte sie noch nicht einmal zu Gesicht bekommen. Die beiden könnten ebenso gut Serienmörder sein. Und doch folgte sie Oren in Richtung Treppe.
«Ich heiße übrigens Belinda. Belinda Seward», stellte sie sich vor.
Oren nickte und lächelte erneut. Diesmal bekam sie von seinem Grinsen eine Gänsehaut.
Eigentlich war es ausgeschlossen, aber Belinda hatte mit einem Mal das merkwürdige Gefühl, dass er ohnehin schon lange wusste, wie sie hieß. Sie schluckte nervös und ging mit dem stummen Mann die Treppe hinauf …
Jonathan streckte sich genüsslich, drehte sich dann um und klopfte auf der Suche nach Belinda noch halb schlafend auf den Samt.
«Lindi?», murmelte er und öffnete die Augen, als er sie nicht ertasten konnte. «Lindi, Kleines, wo bist du?» Der schlaftrunkene Mann setzte sich auf und suchte mit besorgtem Blick den Pavillon ab.
Keine Spur von ihr – außer der Tasche, die ein paar Meter vom Diwan entfernt stand. Der Anblick beruhigte ihn. Irgendwo würde sie schon sein. Wahrscheinlich war sie aus genau demselben Grund rausgegangen, aus dem sie gestern Abend schon das Häuschen verlassen hatte. Jonathan fuhr sich durch das zerzauste Haar und grinste in Erinnerung an ihre gestrige Rückkehr.
Selbst jetzt in der Rückschau konnte er kaum fassen, wie leidenschaftlich sie gewesen war. Es war lange her, dass er sich so voller Lust und so stark gefühlt hatte. Seine körperlichen Freuden waren durch diese innere Kraft noch verstärkt worden. Und denselben Effekt schien sie auch auf Belinda gehabt zu haben. Noch nie zuvor hatte sie so wollüstig auf ihn reagiert, mit solch einer wilden Hemmungslosigkeit.
«Wir sollten uns öfter vom Gewitter überraschen lassen», sagte er laut in den Raum hinein und griff sich in den Schritt, um das zu berühren, was die Erinnerung aufgewühlt hatte. Aber während er da so träge an sich herumspielte und seinen Riemen anschwellen spürte, wurde er auf einmal von dem Geräusch weiblichen Gelächters überrascht.
Jonathan ließ sofort von seinem Schwanz ab und sah sich erneut um. Das sanfte Lachen stammte definitiv von einer Frau und hatte für einen Moment recht nah geklungen. Doch Belindas kehliges Kichern war es eindeutig nicht gewesen. Während er in Unterhose und Shorts schlüpfte, erklang es erneut, und diesmal konnte er orten, dass es von draußen kam und sich irgendwie seltsam anhörte. Es klang gepresst, so als wollte die amüsierte Person ihr eigenes Kichern unterdrücken.
Blitzschnell zog Jonathan sein T-Shirt über, trat in seine Turnschuhe und eilte entschlossen zur Tür des Pavillons. Er wollte unbedingt wissen, wer dahintersteckte.
Im Freien sah er niemanden, konnte das Lachen aber erneut deutlich hören. Es schien aus dem Wäldchen hinter dem Häuschen zu kommen. So leise es ging, folgte er einem völlig überwucherten Pfad in das Dickicht. Die Luft zwischen den Bäumen war feucht und frisch. Für einen wahrscheinlich wieder brütend heißen Tag war es hier angenehm kühl. Jonathan atmete tief ein und genoss den grünen, moosigen Duft des Waldes.
Nach ungefähr einer Minute blitzte etwas Helles zwischen den knorrigen Stämmen auf, und er nahm an, dass dort die Quelle des Gelächters zu suchen sei. Immer noch bemüht, möglichst leise zu sein, beschleunigte der neugierige Mann seinen Schritt und blieb dann plötzlich stehen.
Er kauerte sich hinter einen Baum, der ihm durch das umgebende hohe Gras einigermaßen Schutz bot. Von dort aus sah er, dass es sich nicht um eine Frau handelte, wie er gedacht hatte – sondern um zwei!
Im Grunde waren es noch gar keine richtigen Frauen, sondern fast noch Mädchen. Zwei schlanke Blondinen, die sich ziemlich ähnlich sahen – Cousinen vielleicht. Sie waren ein paar Jahre jünger als er, vielleicht um die zwanzig.
Beide trugen dünne weiße Kleidchen und saßen, die Füße im Wasser, an einem sanft dahinplätschernden Bach. Mit ihren hübschen Gesichtern und den nur spärlich bekleideten Körpern sahen die Mädchen wie kleine Waldnymphen aus, und Jonathans Riemen stand erneut auf – fast als wollte er sie damit begrüßen. Ihre Natürlichkeit erweckte den Eindruck, sie wären sich seiner Gegenwart in keiner Weise bewusst, doch Jonathans sechster Sinn sagte ihm etwas anderes. Warum sonst sollten sie ihr unschuldiges Geplansche auf einmal unterbrechen und sich einem langen und sinnlichen Kuss auf die Lippen hingeben?
Der erregte Mann legte
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