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Das Schloss der tausend Sünden

Das Schloss der tausend Sünden

Titel: Das Schloss der tausend Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Portia Da Costa
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eingeweiht, von dem sie keine Ahnung hatte.
    «Jedenfalls ist das ein sehr eindrucksvolles Gemälde», sagte sie und trat einen Schritt vor, um es sich genauer anzusehen. Belinda war zwar keine Expertin für historische Gewänder, schätzte aber, dass der Mann Kleidung des 18.   Jahrhunderts trug. Sein Gesichtsausdruck war ernst und herausfordernd zugleich. Er hatte langes, zu einem Zopf gebundenes Haar in einer merkwürdig weißen Farbe – als wäre es mit feinem hellem Puder bestäubt worden. Sein Samtmantel hatte einen Stehkragen, schräg abfallende Schöße und gab ihm zusammen mit den hellen Kniehosen und hohen Stiefeln etwas ungemein Forsches.
    Ein attraktiver Mann – sowohl vom Gesicht als auchvom Körper her. Und doch waren es in erster Linie seine Augen, die Belindas Aufmerksamkeit erregten. Sie schienen sich hell strahlend von der Leinwand aus direkt in ihr Inneres zu bohren. In den Augen stand eine gewisse Traurigkeit geschrieben, aber ihr durchdringender Blick öffnete sie zugleich und machte sie so verletzlich, dass sie wegschauen musste. Fast als hätte er ihre Gedanken gelesen und die Ängste gespürt, lächelte Oren sie ermutigend an und machte dann eine Geste, ihm nach links in einen Flur zu folgen.
    Belinda folgte ihrem Gefährten, immer noch verwirrt von dem Porträt.
    Wer war er?, fragte sie sich voller Faszination. Zwar hatte sie gemerkt, dass das Haus, in dem sie sich befand, unerwartet gepflegt und erlesen eingerichtet war, doch sie war zu sehr aus der Fassung, um die feineren Einzelheiten zu bemerken.
    Der Mann auf dem Gemälde hatte jedenfalls genau dieselben blauen Augen, die sie letzte Nacht in ihrem Traum – oder was immer das gewesen war – gesehen hatte. Es waren genau die Augen, die sie und Jonathan bei ihrem Akt der Liebe beobachtet hatten.
    Jetzt sei nicht albern, Seward, schalt sie sich und musste fast rennen, um mit Oren Schritt zu halten. Als sie um eine Ecke bogen und einen weiteren breiten, mit Eichenpaneelen getäfelten Korridor betraten, hingen auch dort eine ganze Reihe von Porträts, die scheinbar alle Vor- oder Nachfahren des Mannes auf dem ersten Gemälde darstellten.
    Die Familienähnlichkeit war eindeutig. Der Edelmann in Reithosen und Stiefeln aus dem 18.   Jahrhundert war das Ebenbild desjenigen, der hier das Gewand eines Dandys aus der edwardianischen Zeit trug. Starke Gene, dachte Belinda und blieb vor dem Abbild eines weiteren Verwandten stehen, der einen für die Jahrhundertwende typischen Morgenmanteltrug. Dieser Mann hatte weitaus kürzeres Haar, das aber offensichtlich ebenfalls weiß bestäubt worden war. Er war mit einem Zylinder, Samthandschuhen und einem Gehstock verewigt worden, und aus seinen blauen Augen stach dieselbe melancholische Arroganz wie die seines Vorfahren.
    Wie gerne würde ich Euch doch kennenlernen, dachte Belinda, als sie sich von dem Bild losriss, um Oren zu folgen. Eure Augen sind irgendwie nicht von dieser Welt. So wunderschön, so glänzend, so lebendig – selbst auf den Gemälden.
    Irgendwann schienen sie ihr Ziel endlich erreicht zu haben. Ihr Begleiter öffnete eine Tür und führte sie in ein Schlafzimmer.
    Belinda schnappte nach Luft. Der Raum war atemberaubend groß und so völlig anders, als ihr erster Eindruck des Hauses von gestern Abend vermuten ließ. Alles um sie herum war geradezu überbordend. Sie stand in einem Vergnügungsraum, einem Tempel der Sinnlichkeit, einem Rückzugsort, der nur dazu geschaffen war, lüsterne Freuden zu bereiten und zu empfangen.
    Wohin Belinda ihren Blick auch wandte, sah sie Samt, Brokat, dicke Teppiche und auserlesene antike Möbel, die vor Politur nur so glänzten. Die vorherrschende Farbe war Rot   – Blutrot, Rosarot, Korallenrot   –, und fast überall prangten goldene Blätter.
    «Wow!», war das Einzige, was sie beim Anblick dieser Pracht hervorbringen konnte.
    Oren lächelte nur und gab ihr mit einer weitausholenden Geste anscheinend zu verstehen, dass sie sich wie zu Hause fühlen sollte. Während die staunende Frau sich noch ungläubig umschaute, verließ er den Raum mit einer kurzen Verbeugung.
    Und was jetzt?, dachte Belinda. Sie sah sich erneut um, ging dann zu dem Bett und setzte sich hin.
    Das Ganze entsprach wirklich nicht ihrer Vorstellung von einer Unterkunft für einen unangemeldeten Gast. Nein, dies war die Art Umgebung, die ein reicher Mann für eine Liebste – entweder seine Frau oder seine geheime Geliebte – zur Verfügung stellte. Es war ein Ort für

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