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Das Schloss der tausend Sünden

Das Schloss der tausend Sünden

Titel: Das Schloss der tausend Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Portia Da Costa
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einen Schleier vernebelt. Im Gegensatz dazu schien der gesamte Himmel hell zu leuchten. Ein brillantes Blau, das die Landschaft und den Garten in ein gleißendes Licht tauchte. Belinda hatte das merkwürdige Gefühl, in einer Seifenblase gefangen zu sein. Sowohl das Kloster als auch der Park wirkten wie ein Ort jenseits von Zeit und Raum. Eigentlich hätte sie sich sorgen müssen, aber irgendetwas in ihr hielt das für keineswegs notwendig   …
    Hinter der eingelassenen Tür befand sich tatsächlich ein Badezimmer – wunderschön eingerichtet und mit guterhaltenen antiken Armaturen ausgestattet.
    «Was? Kein blauäugiger Mann an der Wand?», sagte sie scherzhaft zu sich selbst und stellte das Wasser an.
     
    Belindas Bad dauerte eine ganze Weile. Nicht nur weil sie sich nach 24   Stunden ohne eine ordentliche Waschgelegenheit verschwitzt und schmutzig fühlte, sondern auch weil die altmodische Ausstattung des Badezimmers sie überaus faszinierte.
    Die Wanne, das Waschbecken und die Toilette waren riesengroß und aus glänzend weißem Porzellan. Das Ensemble wirkte zwar durchaus altmodisch, war aber bestens in Schuss. Und das heiße Wasser war nicht alles, was Belinda zum Verwöhnen vorfand. In einer Ecke entdeckte sie einen ganzen Vorrat an luxuriösen Toilettenartikeln, um jeden ihrer weiblichen Wünsche nach Pflege und Entspannung zu befriedigen. Die Seife und die Körperlotion dufteten nach Kamille, die Gesichtscreme war reichhaltig und hochwertig, und die Zahnpasta hatte einen leichten, aber köstlichen Kräutergeschmack. Hinzu kamen die dicksten, flauschigsten Handtücher, die Belinda jemals in ihrem Leben benutzt hatte. Sie fühlten sich weich an – wie der Atem eines Babys.
    Als Belinda schließlich sauber, erfrischt und belebt in das rotgoldene Zimmer zurückkehrte, erwarteten sie dort noch mehr Überraschungen.
    Auf dem Bett lag ein wunderschönes, wenn auch recht altmodisches Gewand: Ein zartes, knöchellanges Trägerkleid aus weißer Baumwolle, von dem sie annahm, dass es sich eher um viktorianische Unterwäsche als um ein normales Kleidungsstück handelte. Daneben lagen ein weites Höschen aus austernfarbener Seide und ein paar flacheSlipper, deren Zehen mit Mandala-Symbolen bestickt waren. Wenig zwar, aber als die junge Frau alles angezogen hatte, fühlte sie sich einigermaßen bekleidet. Der Stoff des Kleidchens war allerdings ausgesprochen dünn und ließ ihre Brustwarzen deutlich hindurchscheinen – ein Anblick, der sie etwas beunruhigte, gleichzeitig aber auch entzückte.
    Von Belindas eigenen Sachen fehlte jede Spur. Sie konnte nur annehmen, dass Oren oder sonst wer während ihres Bades in den Raum geschlüpft war und ihre schmutzige Kleidung zum Waschen fortgenommen hatte.
    Man hatte ihr auch etwas zu essen hingestellt: ein großes Glas Milch und mehrere Scheiben selbstgebackenes, dick mit Butter bestrichenes Brot. Sicher, im Zeitalter von Diäten und Cholesterin-Angst absolut tabu, aber im Grunde genau das, worauf sie jetzt Appetit hatte. Die Milch war fett und schaumig, das Brot noch warm, und die Butter glänzte in hellem Gelb und schmeckte nach purer Sonne.
    Jetzt fehlte Belinda einzig und allein noch Gesellschaft.
    Da sie immer noch nicht wusste, wie spät es war, konnte die junge Frau nicht sagen, ob es sich bei ihrer Mahlzeit nun um Frühstück, Mittagessen oder vielleicht sogar schon um den Nachmittagstee handelte. Doch das hielt sie nicht davon ab, ihren Hunger an den Köstlichkeiten zu stillen. Nachdem sie auch die letzten Krumen vertilgt hatte, wurde sie auf einmal unruhig. Sie trat an das offene Fenster und hoffte, Jonathan irgendwo zu entdecken.
    Aber weder er noch sonst jemand war zu sehen. Beim Blick aus dem Fenster fiel ihr jedoch der angelegte Garten ins Auge. Er war üppig mit Blumen bepflanzt, die von hier oben wie ein bunter Teppich wirkten. Als sie die aufsteigenden Düfte einatmete, zog sie verwirrt die Stirn in Falten.
    Wie hatte sie das gestern Abend übersehen können? Ihrwaren nur ein paar spärliche Sträucher und sturmgepeitschte Bäume aufgefallen. Die brillanten Farben der Blumen waren doch sicher nicht über Nacht entstanden – und doch konnte sie sich nur an eine verdorrte, tote Einöde erinnern.
    Da muss ich mit meinen Gedanken wohl woanders gewesen sein, sinnierte sie und betrachtete einen Schwarm zwitschernder Vögel, die über den Park hinwegflatterten.
    «Und? Was jetzt?», fragte Belinda in Richtung ihrer blauäugigen Gesellschaft, als ob der Mann auf

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