Das Schloss der tausend Sünden
mich hier verbotenerweise aufhalte … Ich konnte niemanden finden …»
Doch es kam keine Antwort, und die Tür öffnete sich auch nicht weiter. Belinda ging zögerlich darauf zu, blieb aber sofort wie angewurzelt stehen, als sie ein zweites Geräusch hörte.
Es war ein schwacher Schrei. Die Art von unverständlichem Stöhnen, wie man es in Albträumen von sich gibt. Belindas Hand blieb wie festgefroren auf der Türklinke liegen. Was mochte wohl dahinter im Dunkeln verborgen liegen?
Sie nahm allen Mut zusammen und drückte die Tür ein bisschen weiter auf. Erleichtert stellte sie fest, dass der Raum dahinter nicht in völliger Dunkelheit lag. Von oben fiel ein schwaches Licht auf ein Vestibül und die Stufen einer steilen Wendeltreppe, auf die Belinda nun langsam zuging. Nachdem sie trotz angestrengtem Lauschen keine weiteren Geräusche mehr ausmachen konnte, stellte sie ihren Fuß auf die erste, ausgetretene Stufe.
«Jetzt gilt’s», flüsterte sie und begann den Aufstieg. Der Schrei und die ganze Situation hatten sie nervös gemacht. Mehr als nervös. Sie war voller Angst, verspürte gleichzeitig aber auch eine unerklärliche Erregung. Ihre Brustwarzen unter dem dünnen Kleid waren hart und puckerten.
Die Ohren immer noch gespitzt, erklomm Belinda die Stufen so langsam und vorsichtig, wie sie nur konnte. Die geschwungene Konstruktion der Treppe ließ sie sich ganz schwindelig fühlen und sorgte dafür, dass sie sich in wilder Angst an das wackelige Geländer klammerte. Die Steinstufen schickten einen kühlen Schauer durch die dünnen Sohlen ihrer Slipper.
Nach der Anzahl der noch verbleibenden sichtbaren Stufen zu urteilen, hatte sie jetzt die Hälfte des Weges hinter sich. Sie befand sich auf einem kleinen Absatz vor einer getäfelten Tür. Belinda zog kurz in Erwägung, in den Raum dahinter zu schauen, wusste aber instinktiv, dass sie ihr Ziel noch nicht erreicht hatte und weitergehen musste.
Nach einer weiteren schwindeligen Minute hatte sie schließlich die letzte Stufe erreicht. Sie blieb kurz stehenund atmete tief durch. Ihre Hand klammerte sich immer noch an das dünne eiserne Geländer. Die junge Frau nahm an, dass sie sich jetzt in dem Turm befand, den sie von außen gesehen hatte. Er schien aus zwei Etagen mit je einem großen Raum zu bestehen. Als sie wieder zu Atem gekommen war und auch ihr Herzschlag sich wieder beruhigt hatte, stellte Belinda fest, dass sie wieder auf einem kleinen Absatz stand und dass die Tür vor ihr zum oberen Zimmer führen musste.
Es ist wie im Märchen, dachte sie und legte ihre Hand auf den massiven Eisenknauf. Obwohl sie immer noch nicht wusste, ob sie das Richtige tat, drehte sie den Knauf, und die Tür schwang leise und sanft auf.
Das Zimmer dahinter hatte ebenfalls Wände aus blankem Stein, aber hier waren sie mit riesigen Wandteppichen geschmückt. Die Fenster waren mit den allgegenwärtigen Samtvorhängen versehen. Beleuchtet wurde der Raum nur von mehreren dicken Kerzen, die auf prunkvollen Leuchtern thronten. Nachdem Belinda all diese Gegenstände in nur ein paar Sekunden registriert hatte, fiel ihr Blick auf ein großes Bett in der Mitte des Zimmers, das von Dutzenden dünner Stoffbahnen verhängt war.
Auf dem Bett lag ein völlig nackter Mann mit langem, zerzaustem Haar. Sein Gesicht kannte sie bereits allzu gut.
Der Mann mit den blauen Augen!, dachte Belinda und biss sich auf die Lippen, um ihren Gedanken nicht laut auszusprechen. Mit langsamen, ruhigen Schritten durchquerte sie den Raum und schob die Stoffbahnen beiseite.
Der schlummernde Mann – ganz offensichtlich der Jüngste in dieser Linie – schien weitaus attraktiver als irgendeiner seiner bärtigen Vorfahren, wenn auch die Familienähnlichkeit nicht zu übersehen war. Er hatte sehr blasse Haut, und das dunkle Haar war mit blonden Strähnendurchsetzt. Seine starken Gliedmaßen und der Rumpf waren klassisch geformt. Doch trotz der Schönheit seines Körpers konnte Belinda nicht verhindern, dass ihre Aufmerksamkeit sich sofort auf seine Genitalien richtete. Sie war schockiert, als sie seinen halberigierten Schwanz bemerkte, der unter ihren Blicken beunruhigend zuckte und immer größer wurde.
Obwohl sie die Sonne nicht sehen und daher auch nicht wissen konnte, wie spät es wirklich war, kam es der jungen Frau plötzlich merkwürdig vor, dass der Mann mitten am Tage schlief. Ob er krank war? Hatte er sie deshalb vorhin nicht begrüßen können? Sie warf einen genaueren Blick auf seine
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