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Das Schloss der tausend Sünden

Das Schloss der tausend Sünden

Titel: Das Schloss der tausend Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Portia Da Costa
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dem Bild wirklich lebte und ihr einen Ratschlag hätte geben können.
    Die Augen des Dargestellten betrachteten sie stumm und doch mit stiller Herausforderung in ihrem uneindeutigen Blick. Belinda schüttelte den Kopf, als sie bemerkte, dass sie fast tatsächlich mit einer Antwort von ihm gerechnet hatte.
    Auf jeden Fall konnte sie nicht den ganzen Tag hier in diesem Zimmer herumlungern und auf Jonathan warten.
    Mit einer undefinierbaren, durchaus von Furcht durchzogenen Sehnsucht öffnete sie die schwere Tür und trat in den getäfelten Korridor hinaus. Zu ihrer Linken ging es in Richtung der großen Treppe und der unteren Etage. Dorthin müsste sie gehen, um Jonathan, Oren oder vielleicht sogar den Besitzer des Anwesens zu finden. Der Trakt zu ihrer Rechten war unerforschtes Gelände. Die Stimme der Vernunft riet ihr, nach links zu gehen und die Situation zu klären, doch zu Belindas eigener Überraschung ignorierte sie diese Stimme und wandte sich nach rechts. In der Mitte des Korridors lag ein dicker Läufer, der jedes Geräusch ihrer Schritte schluckte.
    Nach ein paar Metern fand die junge Frau sich in einer langen, luftigen Galerie mit weiteren Porträts wieder, in der zusätzlich eine ganze Reihe von Kunstobjekten und Antiquitäten standen. Auch hier hingen schwere Samtvorhängevon der Decke bis zum Teppich, dessen aufwendiges Muster an einigen Stellen von feinen Sonnenstrahlen geküsst wurde. Der Großteil des Flures lag allerdings im Schatten und wirkte so unheimlich, dass Belindas Nackenhaare sich ohne ersichtlichen Grund sträubten. Sie richtete sich voller Entschlossenheit auf und ging mit resolutem Schritt auf den ersten Lichtstrahl zu.
    Und wieder waren es die blauen Augen, die im Mittelpunkt der Porträts standen. Diesmal befanden sich unter den Dargestellten auch mehrere Frauen. Immer ein und dieselbe Frau, um genau zu sein. Eine schlanke, sanft dreinblickende Schönheit, deren langes, kunstvoll frisiertes tizianrotes Haar und cremeweiße Haut Belinda seltsam bekannt vorkamen.
    «Deinen Freund kenne ich nicht, aber dich schon», sagte Belinda vor einem der Bilder, das die hinreißende Person in einem grünen Samtkleid zeigte. «Obwohl ich beim besten Willen nicht weiß, woher.» Die Erkenntnis war fast greifbar. Doch je mehr die junge Frau versuchte, den Gedanken zu fassen, desto weiter entfernte er sich wieder. Es dauerte nicht lange, und sie bekam Kopfschmerzen. Belinda rieb sich die Augen und setzte ihren Weg durch die Galerie fort.
    Der Besitzer des Anwesens besaß ebenso schöne wie auch seltsame Dinge. Statuen von Göttern und Göttinnen aus dem ägyptischen Pantheon. Eine lange Reihe von Darstellungen verschiedener tierköpfiger Gottheiten auf Holztafeln. Vergoldete Kästen, deren Deckel offen standen, sodass man die darinliegenden, mumifizierten Wesen sehen konnte: Katzen, Schlangen, ja selbst ein Wolf. Riesige, jeweils in Paaren ausgestellte Kristallkaraffen, deren angedeutete Ausgussschnäbel ineinander verschlungen waren. Ausgestopfte Vögel unter Glasstürzen, die in Flug- oder Streithaltung festgehalten waren. Zwei zwergenhafte,menschliche Figuren aus purem Gold, mitten im Geschlechtsakt auf einer Art Altar.
    Obwohl niemand anwesend war, vor dem sie sich hätte genieren können, errötete Belinda bei der letzten Darstellung. Die kopulierenden Figuren stammten von einem meisterlichen Handwerker. Jedes Detail war perfekt, ekstatisch und sehr lebendig – von den lustverzerrten vergoldeten Gesichtern bis hin zu den kunstvoll geformten Genitalien, die durch die Stellung des Paares deutlich zu sehen waren. Der dicke Penis des Mannes spießte die gedehnte Vagina der Frau förmlich auf.
    Je näher Belinda das liebende Paar betrachtete, desto wärmer wurde das Gefühl, das sich in ihrem Bauch ausbreitete. Plötzlich meinte sie, ein Lachen zu hören, und drehte sich blitzschnell um.
    Doch die Galerie war leer.
    Das ist ja verrückt, dachte sie. Es liegt sicher an den vielen Augen auf den Bildern, dass ich mich so beobachtet fühle. Hier ist niemand. Ich bin ganz allein. Nichts als Einbildung.
    Als auch noch eine Tür knarrte, wirbelte die verängstigte Frau erneut herum. Ihr Herz klopfte, ihre Kehle schnürte sich zusammen, und sie bekam einen trockenen Mund.
    «Wer ist da?», rief sie laut. Gleichzeitig fiel ihr auf, dass eine bisher verborgene Tür am Ende der Galerie einen kleinen Spalt offen stand. «Wer ist da?», wiederholte sie. Plötzlich kam ihr ein Gedanke. «Es tut mir leid, wenn ich

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