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Das Schloss Im Moor

Titel: Das Schloss Im Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Achleitner
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tun, was er will und sparen, unterwegs muß er Silber springen lassen. Geht nicht anders! Hüh, Schimmel!
Ich glaub gar, der Gaul wird faul!«
    Das letzte winzige Dorf St. Ursula vor der Paßhöhe war durchfahren, die Steigung begann, die Bergeinsamkeit ist
erreicht. Beide Männer stapfen zu Fuß, der Schimmel hat Arbeit genug, das leere Wägelchen den Steilberg
hinaufzuziehen. Ringsum in Wald und Hang ist es tiefer Winter, Fels und Tann tragen Schnee auf Zinnen und Kronen, eine
schmutzige Eiskruste, tief eingerissen von den Bremseisen der Holzfuhrwerke, lagert auf der Bergstraße. Das
Wägelchen schwankt in den unebenen Fahrgleisen und droht umzukippen; die wuchtige Faust Haferditzels hält dem
Gefährte die nötige Balance und verhindert des öfteren den Umfall.
    Theo staunte, daß es hier in den Bergen noch tiefer Winter sei, doch verstummte er alsbald, denn je näher man
der Paßhöhe kam, desto wuchtiger erhoben sich zu beiden Seiten der miserablen Straße die Schneewächten.
Im Schnee steckten Lastwagen, die nicht mehr weitergebracht werden konnten und deren Gespanne nun zur Bergfahrt auf der
andren Paßseite vereinigt waren. Vier, sechs und acht Pferde vor einem einzigen Lastwagen. Auf der
Paßstraße lag der Schnee drei bis vier Meter hoch, mühsam genug quält sich der Wegmacher mit dem
Ausschaufeln ab. Der Schnee ist nicht tragfähig, der Harst von den Sonnenstrahlen tagsüber aufgeweicht, Mensch und
Tier sinken mit jedem Schritt ein; es ist der Verkehr nicht mit Schlitten, nicht mit Wagen möglich, aber die Leute
müssen trotzdem mit den dringlichsten Frachten durch und über die Paßhöhe, die einen wahrhaft arktischen
Anblick gewährt in der Schneeumarmung. Nur winzige Stellen, dort wo warme Quellchen in den Sauerwiesen aufsteigen, sind
schneefrei, rostbraune Flecken, die zur ungeheuren Schneemasse scharf kontrastieren. Von der Jochhöhe herab rinnt in den
Fahrgleisen der Bergstraße das Schneewasser, das die Schneedecke unterwäscht, zum Einsturz zwingt und dann einen
nassen Brei von Kot, Eis, Wasser und Schnee bildet.
    Das Firmament hat sich umdüstert, graue Wolken hängen herein in die Berge, die ersten Tropfen fallen klatschend
in die Wüstenei. Theo keuchte und verwünschte sich und seine zierlichen Stadtschuhe, deren dünnes Leder
völlig durchweicht ist. Ermattet erklärte er, nicht mehr gehen zu können in diesem entsetzlichen Brei.
    Der bärenstarke Braumeister schwitzte für drei gewöhnlich gebaute Sterbliche, stapfte aber tüchtig
aufwärts und half dem Schimmel bei der Arbeit, indem Haferditzel kräftig das Wägelchen berganschob. Wie nun
Theo aufsitzen wollte, wehrte dies der Braumeister energisch. »Sie müssen jetzt gehen, im Schweiß
dürfen S' nicht sitzen, würden sich auf den Tod erkälten. Gehen S' nicht so scharf, Sie rennen ja wie
verrückt! Allweil langsam hinan, wir haben bald die Höhe!«
    Noch eine Viertelstunde, dann war der Paß erklommen, die Straße weist hier eine richtige Schlittenbahn auf, in
die es nun aber regnet und schneit. Und dennoch kündet ein Lebewesen selbst in dieser Schneewüste den nahenden
Lenz: eine Singdrossel hoch oben auf einer Fichte jubelt als Herold des Frühlings das Preislied auf den Schöpfer .
. .
    Mag es wettern und stürmen, türmt sich der Schnee noch so hoch, es muß auch in der Bergeinsamkeit
Frühling werden, freilich spät, sehr spät.
    »Jetzt sind wir oben!« rief aufatmend der Braumeister und hielt den Schimmel an. Geschäftig und ob des
Aussehens Theos besorgt, hüllte er seinen jungen Herrn in die Pferdedecke ein und ließ ihn aufsitzen.
»Halten S' Ihnen jetzt warm, fest einhüllen, durch die Nase atmen, Mund zu!«
    Scharf ließ sich das Gefäll an. Haferditzel wollte jede Gefahr vermeiden, bremste und fuhr im Schritt auf der
verschneiten Straße abwärts, das Pferd mit kräftiger Faust führend, bis die gefährlichsten Stellen
passiert waren.
    Frierend saß Theo im schwankenden Wägelchen, das Ende der strapaziösen Fahrt ersehnend. Mählich ward
die Talung erreicht, im Gesenke zeigte die Straße das gleiche Bild wie jenseits des Passes, es muß das Chaos von
Wasser, Schnee, Mist und Eis durchwatet und durchfahren werden, langsam im Schritt. Trotzdem dampfen des Schimmels
Weichen.
    Je näher man dem Gelände »im Grund« kam, desto böser wurden die Schneeverhältnisse; St.
Oswald steckte im Schnee; schier fünf Meter hoch ragt der weiße Wintermantel auf, und dennoch klingt es von den

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