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Das Schloß

Das Schloß

Titel: Das Schloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Kafka
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Briefe, ja sogar mündlich auszurichtende Botschaften anvertraut, das ist doch recht viel und wir könnten stolz darauf sein, wie viel er in so jungen Jahren schon erreicht hat.« K. nickte, an die Heimkehr dachte er jetzt nicht. »Er hat auch eine eigene Livree?« fragte er. »Du meinst die Jacke?« sagte Olga, »nein, die hat ihm Amalia gemacht, noch ehe er Bote war. Aber Du näherst Dich dem wunden Punkt. Er hätte schon längst, nicht eine Livree, die es im Schloß nicht gibt, aber einen Anzug vom Amt bekommen sollen, es ist ihm auch zugesichert worden, aber in dieser Hinsicht ist man im Schloß sehr langsam und das Schlimme ist daß man niemals weiß, was diese Langsamkeit bedeutet; sie kann bedeuten, daß die Sache im Amtsgang ist, sie kann aber auch bedeuten, daß der Amtsgang noch gar nicht begonnen hat, daß man also z.B. Barnabas immer noch erst erproben will, sie kann aber schließlich auch bedeuten, daß der Amtsgang schon beendet ist, man aus irgendwelchen Gründen die Zusicherung zurückgezogen hat und Barnabas den Anzug niemals bekommt. Genaueres kann man darüber nicht erfahren oder erst nach langer Zeit. Es ist hier die Redensart, vielleicht kennst Du sie: ‚amtliche Entscheidungen sind scheu wie junge Mädchen›.« »Das ist eine gute Beobachtung«, sagte K., er nahm es noch ernster als Olga, »eine gute Beobachtung, die Entscheidungen mögen noch andere Eigenschaften mit Mädchen gemeinsam haben.« »Vielleicht«, sagte Olga, »ich weiß freilich nicht wie Du es meinst. Vielleicht meinst Du es gar lobend. Aber was das Amtskleid betrifft, so ist dies eben eine der Sorgen des Barnabas und da wir die Sorgen gemeinsam haben, auch meine. Warum bekommt er kein Amtskleid, fragen wir uns vergebens. Nun ist aber diese ganze Sache nicht einfach. Die Beamten z.B. scheinen überhaupt kein Amtskleid zu haben; so viel wir hier wissen und soviel Barnabas erzählt, gehen die Beamten in gewöhnlichen, allerdings schönen Kleidern herum. Übrigens hast Du ja Klamm gesehn. Nun ein Beamter, auch ein Beamter niedrigster Kategorie ist natürlich Barnabas nicht und versteigt sich nicht dazu es sein zu wollen. Aber auch höhere Diener, die man hier im Dorf freilich überhaupt nicht zu sehen bekommt, haben nach des Barnabas Bericht keine Amtsanzüge; das ist ein gewisser Trost, könnte man von vorherein meinen, aber er ist trügerisch, denn ist Barnabas ein höherer Diener? Nein, wenn man ihm noch so sehr geneigt ist, das kann man nicht sagen, ein höherer Diener ist er nicht, schon daß er ins Dorf kommt, ja sogar hier wohnt, ist ein Gegenbeweis, die höheren Diener sind noch zurückhaltender als die Beamten, vielleicht mit Recht, vielleicht sind sie sogar höher als manche Beamte, einiges spricht dafür, sie arbeiten weniger und es soll nach Barnabas ein wunderbarer Anblick sein, diese auserlesen großen starken Männer langsam durch die Korridore gehn zu sehn, Barnabas schleicht an ihnen immer herum. Kurz, es kann keine Rede davon sein, daß Barnabas ein höherer Diener ist. Also könnte er einer der niedrigen Dienerschaft sein, aber diese haben eben Amtsanzüge, wenigstens soweit sie ins Dorf herunterkommen, er ist keine eigentliche Livree, es gibt auch viele Verschiedenheiten, aber immerhin erkennt man sofort an den Kleidern den Diener aus dem Schloß, Du hast ja solche Leute im Herrenhof gesehn. Das Auffallendste an den Kleidern ist daß sie meistens eng anliegen, ein Bauer oder ein Handwerker könnte ein solches Kleid nicht brauchen. Nun, dieses Kleid hat also Barnabas nicht, das ist nicht nur etwa beschämend oder entwürdigend, das könnte man ertragen, aber es läßt – besonders in trüben Stunden und manchmal, nicht zu selten, haben wir solche, Barnabas und ich – an allem zweifeln. Ist es überhaupt Schloßdienst, was Barnabas tut, fragen wir dann; gewiß er geht in die Kanzleien, aber sind die Kanzleien das eigentliche Schloß? Und selbst wenn Kanzleien zum Schloß gehören, sind es die Kanzleien, welche Barnabas betreten darf? Er kommt in Kanzleien, aber es ist doch nur ein Teil aller, dann sind Barrièren und hinter ihnen sind noch andere Kanzleien. Man verbietet ihm nicht geradezu weiterzugehn, aber er kann doch nicht weitergehn, wenn er seine Vorgesetzten schon gefunden hat, sie ihn abgefertigt haben und wegschicken. Man ist dort überdies immer beobachtet, wenigstens glaubt man es. Und selbst wenn er weiterginge, was würde es helfen, wenn er dort keine amtliche Arbeit hat und ein Eindringling

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