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Das Schmetterlingsmädchen - Roman

Das Schmetterlingsmädchen - Roman

Titel: Das Schmetterlingsmädchen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Moriarty
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beharrlichen Appell an die Logik. Was er sagte, war nicht logisch. Sie würde sich nicht durcheinanderbringen lassen. »Mit einem Mann kannst du auch kein Baby bekommen, oder, Alan? Aber das hält dich nicht ab.«
    »Für einen Mann ist es anders.«
    Sie verzog das Gesicht. Was er sagte, ergab keinen Sinn. »Für dich ist es anders, Alan. Andere Männer machen so etwas nicht. Für dich, Alan. Nur für dich. Tu nicht so, als wärst du wie andere Männer. Du willst eine Beziehung mit einem anderen Mann haben.«
    Er zögerte und nickte dann.
    »Aber du hast eine Ehefrau gebraucht, damit niemand etwas merkt. Damit niemand auch nur auf die Idee kommt.«
    Wieder nickte er.
    »Und du hättest jede Frau in Wichita haben können, eine, die schöner ist oder reicher oder aus guter Familie, aber du hast mich genommen, weil ich jung und dumm und arm und ohne Familie war und es nicht besser wissen würde.«
    Er lehnte sich in dem Sessel zurück. »Ich habe dich genommen, weil ich dich mochte.« Seine Augen schimmerten immer noch feucht und waren an den Rändern leicht gerötet, aber er lächelte. Er lächelte tatsächlich, als er sich mit dem Handrücken über die Wange fuhr. »Ich habe dich bewundert, Cora. Gleich von Anfang an. Und ich dachte, ich könnte dir helfen.« Er hielt sich die Hand vor die Augen. »Ich wusste, dass ich nie eine Frau auf die Art lieben könnte, wie Männer ihre Ehefrauen lieben sollen, aber ich wusste, dass ich dir helfen und dir ein besseres Leben bieten konnte. Ich dachte, damit könnte ich es wiedergutmachen.«
    Sie lachte, aber ihr Lachen wurde zu einem Keuchen. »Was? Dass du hinter meinem Rücken abartige Sachen treibst? Nein, gar nichts machst du damit gut, danke sehr. Lieber wäre ich unverheiratet und ganz allein.«
    »Nein. Nein. Wir hatten Schluss gemacht. Dass ich ihn liebe, meine ich. Daran konnte ich nichts ändern.«
    Eine Weile war nur das Zwitschern des Vogels zu hören und ein Pferd, das langsam die Straße hinuntertrottete. Sie war so dumm. Nie würde sie den Ekel loswerden, den sie empfand, wenn sie daran dachte, wie sie in ebendiesem Bett unter ihm gelegen hatte und sich seines Verlangens so sicher gewesen war. Aber alle hatten sich täuschen lassen. Es ist nicht zu übersehen, wie hingerissen er von seiner jungen Braut ist. Wie sehr hatte sie es geliebt, das in der Zeitung zu lesen. Was für eine Idiotin sie doch war.
    »Ich will, dass du das Haus verlässt«, sagte sie. »Heute noch, bevor sie zurückkommen.« Sie wandte sich ab. Wenn er aufrichtig bereute und sich aufrichtig schämte, konnte er sich jetzt nur leise davonstehlen. Aber er rührte sich nicht. Sie drehte sich zornig zu ihm um. »Geh!«
    »Bist du sicher?«, fragte er, ohne den Kopf zu heben. »Denk einen Moment nach, Cora. Denk an dein Leben, an das, was du hast. Das Haus. Die Jungs. Kein Mangel. Ein gutes Leben mit Freunden. Und du hast mich, Cora. Ich liebe dich. Wirklich.«
    »Das ist eine Lüge.«
    »Nein.« Er hob den Kopf und sah sie verletzt an. »Habe ich nicht immer gut für dich gesorgt?«
    »Das brauche ich nicht mehr. Du bist ein … Sodomit.« Sie spie die Worte heraus. Ihr Zorn machte sie stark, selbstbewusst. »Ich könnte jedem Richter erzählen, was ich gerade gesehen habe, und ich bekäme die Scheidung und alles, was du hast.«
    Er stand auf und rieb sich das Kinn. »Wenn du das machst«, sagte er leise, »bin ich ruiniert. Vielleicht sogar tot. Darüber solltest du dir im Klaren sein. Ich könnte nicht mehr praktizieren oder Geld verdienen, um für dich und die Jungs Unterhalt zu zahlen.« Er sah sie an. »Und sei dir auch darüber im Klaren, dass es Leute gibt, die mich töten würden, wenn sie wüssten, was du gesehen hast. Denk wenigstens an die Jungs und daran, welchen Schaden du ihnen zufügen würdest, seelisch und auch gesellschaftlich. Bitte, Cora. Denk daran.«
    »Vielleicht hättest du daran denken sollen.«
    Er sagte nichts. Das musste er auch nicht. Howard und Earle mit ihren arglosen Gesichtern standen vor ihrem geistigen Auge. Sie hob ihre Hand.
    »Na schön«, sagte sie. »Dann will ich bloß die Scheidung. Und du wirst mich und die Jungs unterhalten müssen.« Sie schloss bei der Vorstellung die Augen. Sie würde eine geschiedene Frau sein, ein Skandal. Und wie sollte sie es begründen? Wenn sie die Wahrheit für sich behielt, würde man ihr die Schuld geben. Sie würde die Schande einer Scheidung, das Getuschel und die gesellschaftliche Isolation erdulden müssen. Die Zukunft

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