Das schmutzige Spiel Kommissar
schuldigen Respekt muß ich doch erklären, daß Ihre Behauptung reichlich überspannt klingt. Die Kleine ist eine umwerfende Schönheit... ich möchte wetten, daß sie unschuldig ist. Und die Gräfin? Ich habe noch nie eine Frau getroffen, die so sehr einer vollkommenen Dame gleicht. Nein, mit Ihren Verdächtigungen befinden Sie sich diesmal auf dem Holzweg. Warum hätten die beiden den Kerl umbringen sollen? Selbst wenn sie irgendeinen Grund gehabt hätten, wären sie gewiß klug genug gewesen, das Opfer nicht ausgerechnet in ihrem Haus liegen zu lassen.“
„Nun mal langsam, mein Lieber. Ich habe nicht behauptet, daß die Clarkstones in die Mordgeschichte verwickelt sind ... ich meine nur, daß sie uns beschwindelt haben. Sie verbergen irgend etwas. Fragen Sie mich nicht, warum. Ich weiß es nicht. Aber ich werde dahinterkommen. "
Es klopfte zaghaft. Der Inspektor rief: „Herein!" und ein dralles Mädchen, das ein mausgraues Hauskleid und ein weißes Schürzchen trug, trat mit dem Teetablett ein. Das Schürzchen nahm sich auf dem kräftigen Körper seltsam witzig aus.
„Ah, unser Tee!" sagte der Inspektor und rieb sich die Hände. „Ich nehme an, Sie sind Miß Belinda?"
Das Mädchen knixte errötend und stellte das Geschirr auf einem Tisch ab, der den Mittelpunkt der Klubsesselgarnitur bildete. Sie war so aufgeregt, daß das Porzellan hörbar klapperte.
Der Inspektor trat näher. „Was halten Sie von der Geschichte?"
Belinda legte klirrend die Löffel auf die Untertassen.
„Ich . . . ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll."
Sie entsprach genau der Beschreibung, die die Gräfin von ihr gegeben hatte: sie war robust und provinziell. Das blonde, kräftige Haar war im Nacken verknotet und wurde mit einigen Nadeln zusammengehalten. Die Frisur machte sie älter, als sie war.
Der Inspektor setzte sich an den Tisch.
„Haben Sie sich schon den Toten angesehen?" fragte er ruhig.
Belinda nickte.
„Wann denn?"
„Vorhin . . . ehe Sie kamen."
„Kennen Sie ihn?"
„Nein, Sir."
„Sind Sie ganz sicher?"
Belinda, die das Tablett auf die Tischplatte stützte, machte runde, erstaunte Augen. „Aber ja, Sir!"
„Gut. Wo befindet sich Ihr Zimmer?"
„Unter dem Dach."
„Wohnen Sie allein dort oben?"
„Nein, John hat das Zimmer neben mir."
„Haben Sie den Schuß gehört?"
„Welchen Schuß?"
„Die Sprengung. Sie wissen doch, daß man heute Nacht die Tür gesprengt hat?"
„Ach so. Natürlich, das weiß ich. Aber ich habe nichts gehört . . . obwohl ich die halbe Nacht wach gelegen habe. Der Sturm war so laut, daß ich nicht schlafen konnte."
„Sind Sie furchtsam?"
Belinda lächelte scheu.
„Nein, Sir . . . sonst würde ich wohl kaum im Schloß wohnen."
„Warum? Spukt es hier?"
„Nein, aber die Leute im Dorf behaupten es."
„Was behaupten sie noch?"
„Der Geist des gnädigen Herrn ginge hier um."
„Ach richtig. Ich erinnere mich. Der Earl of Clarkstone wurde vor ein paar Jahren das' Opfer eines Unfalls, nicht wahr?"
„Die Leute im Dorf wollen wissen, daß er Selbstmord beging. Aber das ist sicher Unsinn."
„Die Leute im Dorf reden wohl viel, was?"
Wieder zeigte Belinda ihr schüchternes Lächeln. „Sie müssen das verstehen, Sir. In Ridden Cross ereignet sich nicht allzu viel. Darum kreist das Interesse der meisten Dorfbewohner immer wieder um das Geschehen im Schloß.“
„Passiert hier denn so viel?"
„Nein, eigentlich gar nicht. Gerade deswegen erfinden die Leute so viel hinzu. Das Schloß gibt ihrer Phantasie immer wieder frische Nahrung. "
„Wie kommen Sie mit Ihrer Arbeitgeberin aus?"
„Die gnädige Frau ist ein wundervoller Mensch, Ich verehre sie", sagte Belinda.
„Und wie steht es mit der Tochter?"
Belindas Gesicht verschloß sich. Sie schwieg.
„Nun?" bohrte Allyson.
„Ich kenne sie kaum", erwiderte Belinda zögernd und abweisend. „Sie ist ja so selten hier. Höchstens einmal im Monat. Sie läßt die arme Gräfin immer allein."
Der Inspektor, der den offenen Vorwurf in Belindas Worten nicht überhören konnte, fragte: „Liegt das nicht auch ein wenig an Lady Clarkstone? Wenn ich recht orientiert bin, besitzt sie doch ein großes Haus in London. Warum zieht sie nicht zur Tochter?"
„Ich glaube, es gefällt ihr hier. Im allgemeinen erwartet man doch, daß die Töchter zur Mutter ziehen!"
„Der Tochter gefällt es hier also nicht?"
„Ach die..." begann Belinda verächtlich, bremste sich aber rechtzeitig und fügte hinzu: „Ich will nichts gegen
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