Das schmutzige Spiel Kommissar
sie gesagt haben . . . aber ich finde es ungerecht, daß sie die gute Gräfin hintergeht und ihr Vertrauen mißbraucht."
„Tut sie das denn?"
„Naja ... es ist doch wirklich nicht schön, daß sie selbst während ihrer seltenen Besuche in Ridden Cross nachts oft Besucher empfängt!"
„Hier im Schloß?"
„Ja, Sir. Ich habe es selbst schon erlebt, daß sie einen Mann eingelassen hat."
Der Inspektor und Gregory wechselten einen raschen Blick.
„Haben Sie eine Ahnung, ob sie immer mit dem gleichen Mann zusammentraf?"
„Tut mir leid, Sir, das kann ich nicht sagen. Ich weiß es nicht.“
„Die Gräfin hat davon keine Ahnung?"
„Ich bin sicher, daß sie ganz unwissend ist."
„Haben Sie in der letzten Zeit irgendeine Veränderung an der Gräfin festzustellen vermocht?"
„Eine Veränderung? Nein, Sir. Sie war stets gleichbleibend ruhig und freundlich."
„Noch eins, Belinda . . . wie steht es mit dem Messer? Ich meine die Mordwaffe. Stammt es aus dem Haus?"
„Gewiß nicht, Sir. Ich habe es eingesehen."
„Hm", machte der Inspektor. „Ich glaube, das genügt für den Augenblick. Falls wir Sie nochmals brauchen sollten, lassen wir Sie rufen. Vielen Dank für den Tee!"
Belinda knixte und verließ die Bibliothek.
Der Inspektor goß etwas Sahne in den Tee und rührte nachdenklich in der Tasse herum. „Na, Gregory", fragte er nach einer Pause. „Was meinen Sie?"
„Jetzt ist es Ihnen gelungen, zwei Punkte gegen die Tochter sprechen zu lassen", meinte Gregory unwillig. „Da ist einmal die Überzeugung, daß Miß Clarissa gelogen hat, und zum anderen die Aussage Belmdas, derzufolge die Tochter ihre Liebhaber im Schloß empfing. Ich würde auf das, was das Zimmermädchen sagt, nicht allzu viel geben. Es ist doch klar, daß sie von der Eifersucht der Unbedeutenden gegenüber der strahlenden Schönheit getrieben wird."
„Kann schon sein, daß das eine Rolle spielt. Aber ich bin überzeugt, daß Belinda nicht schwindelt. Miß Clarissa empfing also zu nächtlicher Stunde ihre Liebhaber hier im Schloß. Natürlich ohne Wissen der Mutter. Es sollte mich gar nicht wundern, wenn diese Clarissa den Toten kennt!"
„Ich hoffe, Sie gehen jetzt nicht so weit, ihr eine Teilnahme an dem Mord zu unterstellen. Nein, ich glaube nicht, daß sie in irgendeiner Form an der Sache beteiligt ist. Ich bezweifle sogar, daß sie den Mann jemals gesehen hat. Sie muß und wird sich doch sagen, daß wir früher oder später herausfinden, ob sie mit dem Toten zu dessen Lebzeiten befreundet war. Wenn es zutreffen sollte, daß sie gewisse Beziehungen zu ihm unterhielt, müßte das für sie verheerende Folgen haben. Sie ist sicher alt und auch klug genug, um das zu wissen. Warum sollte sie sich auf eine Lüge einlassen, die sich sehr bald als gefährlicher Bumerang erweisen müßte?"
„Es steht fest, daß Mutter und Tochter nur herzlich wenig voneinander wissen. Im Grunde genommen sind sie einander fremd . . . die eine lebt in London, die andere hier im Schloß. Das ist doch recht merkwürdig, was? Ich begreife nicht, wieso und warum die Gräfin ihrer jungen Tochter gestattet, so allein in der Stadt zu wohnen. Es muß ihr doch klar sein, welche Gefahren das für ein Mädchen in Clarissas Alter birgt."
„Ich würde das nicht überbewerten. Ein Mädchen von neunzehn ist heutzutage schon eine fertige, ausgereifte und durchaus selbständige Persönlichkeit."
„Das stimmt allerdings", spottete Allyson. „Vor allem was die Selbständigkeit anbelangt, wage ich nicht, Ihnen zu widersprechen. Diese modernen Mädchen maßen sich Rechte an, die uns Vertreter der älteren Generationen schockieren müssen."
„Wollen wir jetzt den Butler verhören?"
Allyson schaute auf die Uhr. „Ja, wir müssen voran kommen."
Zwei Minuten später stand John im Zimmer. Er gab seinen vollen Namen mit John Edwards Erskine an. Siebenundvierzig Jahre, unverheiratet. Obwohl man ihn aufforderte, Platz zu nehmen, zog er es vor, stehen zu bleiben.
„Wie lange arbeiten Sie schon in diesem Haus?" begann der Inspektor seine Befragung.
„Sieben Jahre, Sir.“
„Sie haben also den Earl of Clarkstone noch gekannt?"
„O ja, Sir. Bei seinem tragischen Ableben vor drei Jahren weilte ich allerdings nicht in London."
„Warum betonen Sie das?"
„Weil ich nicht in der Lage bin, irgendwelche Fragen zu beantworten, die sich auf den Tod des gnädigen Herrn beziehen."
„Standen Sie unter dem Eindruck, daß die Ehe der beiden Clarkstones harmonisch war?"
„Sie
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