Das schmutzige Spiel Kommissar
ziehe ich mich jetzt zurück. Mr. Gregory und ich würden gern einmal die Dienstboten vernehmen."
Die Gräfin drückte auf einen Klingelknopf. „Ich rufe John", sagte sie. „Der kann Sie in die Bibliothek führen. Dort ist es warm, und Sie können ungestört Ihre Arbeit erledigen." „Vielen Dank, gnädige Frau."
„Darf ich Ihnen eine Erfrischung anbieten? Wie wäre es mit einer Tasse Tee?"
„Das lehnen wir nicht ab. Herzlichen Dank.“ Fünf Minuten später saßen die beiden Beamten in der Bibliothek. Es war ein mittelgroßer, mit gefüllten Buchregalen vollgepfropfter Raum, in dessen Kamin ein lustiges Feuer brannte. Während der kalten Herbst und Wintermonate wurde hier Tag und Nacht geheizt, um zu verhindern, daß die wertvollen Buchbestände feucht wurden. John hatte sich zurückgezogen, um die Zubereitung des Tees zu veranlassen. Der Inspektor stand an der Balkontür und blickte nach draußen. Der Himmel war noch immer grau und wolkenverhangen, aber es regnete nicht mehr, und der Sturm hatte nachgelassen. Gregory saß in der Nähe des Kamins. Er hatte die Beine weit von sich gestreckt und starrte in die zuckenden Flammen.
Allyson steckte sich eine Zigarette in Brand und meinte griesgrämig: „Das hat uns gerade noch gefehlt. Ich befürchtete so etwas ähnliches. Der Tote stammt also aus London. Ich bin überzeugt davon! Sie wissen doch, was das bedeutet?"
„Ja", nickte Gergory und beugte sich nach vorn, um einen lockeren Schnürsenkel festzubinden. „Ich weiß, was das bedeutet. Sie fürchten sich mal wieder vor Morry."
„Na, und? Ich habe da meine Erfahrungen, lieber Freund. Sobald wir darauf angewiesen sind, mit Scotland Yard zusammenzuarbeiten, taucht früher oder später der Kommissar auf. Er wird unsere schönsten Kombinationen mit ein paar glasklaren, brillanten Überlegungen völlig durcheinanderbringen und uns eine Lektion in der Anatomie der Spurensuche erteilen."
„Ich verstehe nicht, warum Sie sich vor Morry fürchten. Der kocht doch auch bloß mit Wasser. Ich möchte wetten, das ist einer von denen, die ihren Ruf künstlich züchten. Er ist ein geschickter Propagandist. Streut hier mal ein Gerücht aus, läßt da mal etwas von seinem angeblichen Genius aufblitzen . . . und ganz Scotland Yard frißt ihm aus der Hand. Sie sind doch ein alter Hase, Inspektor. Ich begreife nicht, wie Sie auf diesen Hokuspokus hereinfallen können!"
„Gerade, weil ich ein alter Hase bin, mein Freund, weiß ich genau, wie tüchtig dieser Morry ist. Der hat das Sonderdezernat nicht umsonst bekommen. Der knackt noch Nüsse, von denen wir alle meinen, sie wären aus Beton und einfach nicht kaputt zu kriegen."
„Nichts für ungut, Inspektor, aber die Burschen von Scotland Yard können doch auch nicht tüchtiger sein als wir. Sie haben die gleiche technische Ausrüstung, und sie müssen mit einem bestimmten Budget zurechtkommen. Und was die Denkpotenz dieser Herren betrifft, so können wir in der Provinz uns gewiß mit ihnen messen. Erinnern Sie sich doch bloß an unseren guten Smith. Der ist vor zwei Jahren aus dem Yard zu uns gekommen. Sollte angeblich eine große Kanone sein . . . und wir erleben mit ihm einen Reinfall nach dem anderen.“
„Ach, Smith ist doch bloß ein kleiner Fisch", kommentierte Allyson verächtlich. „Den hat man abgeschoben, weil er nichts konnte. Natürlich gibt es auch in London Flaschen. Ganz gewiß. Aber daneben haben sie Leute wie Kommissar Morry . . . und diese Leute sind es, die den guten Ruf des Yards hochhalten."
„Sie brauchen sich vor dem Wundertier nicht zu fürchten", spottete Gregory. „Es gibt eine unfehlbare Methode, ihn aus dem Spiel zu halten. Sie brauchen nur den Täter rasch zu fassen! Dann hat Morry keine Ursache, seine Nase in den Fall zu stecken."
„Glauben Sie ja nicht, daß wir es hier mit einem Feld-, Wald- und Wiesenfall zu tun haben. Das ist keine simple Mordgeschichte, mein Lieber. Dafür habe ich einen Riecher. Der Kerl, aus London, der Tote, wird uns noch eine Menge Kopfzerbrechen bereiten. Wissen möchte ich bloß, warum uns die beiden Hübschen beschwindelt haben."
„Die beiden Hübschen?"
„Na ja, die Schloßdamen, die Clarkstones."
„Beschwindelt?" fragte Gregory verblüfft.
„Mensch, haben Sie das denn nicht bemerkt? Haben Sie nicht gesehen, wie die Gräfin plötzlich rot wurde? Und dann die Kleine . . . ihre überhastete Art des Antwortens war gleichfalls der Ausdruck eines schlechten Gewissens."
„Inspektor, bei allem
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