Das schmutzige Spiel Kommissar
McCormick unterhalten und dabei einige Theorien entwickelt", sprach sie. Jetzt, wo sie sich davon überzeugen konnte, daß die Beamten keineswegs ihrer Angstvorstellung von scharf profilierten Sherlock-Holmes-Typen entsprachen, war sie ganz ruhig. „Wahrscheinlich haben Sie bereits den Knopf und den daran befindlichen Faden betrachtet. Es sieht so aus, als stamme der Faden vom Bezug dieses Sofas. Was halten Sie davon?"
„Hm", machte Allyson und wiegte den Kopf hin und her. „Schwer zu sagen. Daran lassen sich viele Betrachtungen knüpfen. Sie haben vermutlich das Messer gesehen?"
„Ja."
„Gehört es Ihnen?"
„Mir?" fragte die Gräfin befremdet.
„Ich meine: gehört es zum Schloß . . . vielleicht zur Küche des Schlosses?"
„Nicht, daß ich wüßte . . . aber ich muß gestehen, daß ich mich noch nie um das Inventar der Küche gekümmert habe."
„Wer weilte heute Nacht im Schloß?"
„Sie wollen wissen, wer hier schlief?"
„Ich möchte wissen, wer anwesend war."
„Nun, zunächst einmal meine Tochter und ich . . . dann John, der Butler und Belinda, das Zimmermädchen."
„Den Butler habe ich schon gesehen. Aber wo ist das Zimmermädchen?"
„Vermutlich in der Küche."
„Wie alt ist sie?"
„Neunzehn."
„Ist sie hübsch?"
„Ich verstehe nicht recht, was Bellindas Aussehen mit der Tat verbinden könnte", meinte die Gräfin indigniert.
„Ist sie hübsch?" wiederholte der Inspektor geduldig.
„Nein . . . eigentlich nicht. Sie ist . . . nun ja, ein typisches Landmädchen. Robust und kräftig."
Der Inspektor nickte. „Dann können wir annehmen, daß der Besuch des Unbekannten nicht dem Zimmermädchen galt."
„Oh, das ist gewiß. Belinda ist verlobt."
„Beschäftigen Sie nur zwei Dienstboten?"
„Nein, wir haben noch eine Köchin und zwei Gärtner. Aber diese drei wohnen und schlafen im Dorf."
„Gut. Außer Ihnen und Ihrem Fräulein Tochter war also nur der Butler im Schloß . . . und das Zimmermädchen. Wie steht es mit Ihnen, meine Damen? Haben Sie getrennte Schlafzimmer?"
„Selbstverständlich", erklärte die Gräfin.
„Schade", meinte der Inspektor und lächelte. „Sie haben also kein Alibi..."
Da ist es wieder, dieses schreckliche Wort, dachte die Gräfin. Kein Alibi.
„Heißt das, daß Sie uns unterstellen wollen, in irgendeiner Form an dem schrecklichen Geschehnis beteiligt zu sein?" fragte Clarissa gereizt.
„O nein, gnädiges Fräulein. Ich muß nur die notwendigen Informationen sammeln. Das ist mein Beruf."
„Ich hoffe", sagte Clarissa spitzt, „daß Sie darüber nicht die Hauptaufgabe Ihres Hierseins vergessen . . . die Ergreifung des Täters!"
„Ich will mich bemühen, dieses Ziel nicht aus den Augen zu verlieren", erwiderte der Inspektor mit leichtem, keineswegs beißendem Spott. Dann schlug er ein Bein über das andere und fuhr im Plauderton fort: „Kommen wir zu der gesprengten Tür. Hat jemand von Ihnen die Sprengung gehört?"
„Ich!" meldete sich Clarissa. „Ich erinnere mich sehr genau daran. Es klang wie ein Schuß’ und war kurz nach Mitternacht. Ich ging sofort zu Mama, um zu fragen, ob sie den Knall gehört habe. Aber sie meinte, es sei wohl nur ein Ziegel vom Dach gefallen und auf dem Steinboden zerschellt."
„Ich konnte schwerlich annehmen, daß sich mit diesem Geräusch ein furchtbares Verbrechen anbahnt", verteidigte sich die Gräfin. „In der vergangenen Nacht wütete hier ein wilder Sturm. Die Nacht war von seltsamen Stimmen und Geräuschen erfüllt."
„Stimmen?"
Die Gräfin errötete leicht. „Sie wissen, wie ich das meine . . . es gab eine Reihe sehr merkwürdiger Laute, die man sich nicht zu erklären vermochte. Das Schloß ist sehr alt. In seinem morschen Gebälk knistert es selbst dann geheimnisvoll, wenn kein Wind zusätzliche Geräusche verursacht."
„Hm", machte der Inspektor und stützte das Kinn in die Hand. „Es wurde nichts gestohlen, berichtete mir der Konstabler."
„Nichts", bestätigte die Gräfin. „Das Schloß ist allerdings sehr groß. Wir haben uns noch nicht der Mühe unterzogen, eine genaue Inventur zu machen."
„Wann begaben Sie sich zur Ruhe, gnädige Frau?"
„Kurz nach Mitternacht. Wenn ich mich recht erinnere, war es Null Uhr dreißig."
„Und Sie, gnädiges Fräulein?"
„Ein wenig früher."
„Sie wurden, nachdem Sie sich niedergelegt hatten, durch keine verdächtigen Geräusche geweckt oder gestört?"
Beide Damen verneinten.
„Hm", machte der Inspektor. „Wenn es Ihnen recht ist,
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