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Das schmutzige Spiel Kommissar

Das schmutzige Spiel Kommissar

Titel: Das schmutzige Spiel Kommissar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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hübsches blondes Dienstmädchen, das aus Wien stammte und in England ein Haushaltsjahr absolvierte, ging zur Tür, um zu öffnen. Sie fand sich einem mittelgroßen Mann gegenüber, der den Hut in der Hand trug und einen runden Kopf mit freundlichen hellen Augen hatte. Er stellte sich als Inspektor Allyson vor.
    „Ist das gnädige Fräulein zu sprechen?"
    „Ich weiß nicht recht", erwiderte Gretchen zögernd. „Sie schläft gerade. Können Sie nicht später noch einmal vorbei kommen?"
    Der Inspektor schüttelte den Kopf und trat über die Schwelle, ohne dazu aufgefordert worden zu sein.
    „Wann ist sie zurückgekommen?" wollte er wissen.
    „Vor etwa einer Stunde."
    „Haben Sie mit ihr gesprochen?"
    „Nein — ich war gerade einkaufen. Sie ist wohl gleich in ihr Zimmer gegangen und hat sich hingelegt."
    „Vielen Dank", sagte der Inspektor und schaute sich in der hohen, kühlen Halle um.
    „Sagen Sie ihr bitte Bescheid, daß ich sie zu sprechen wünsche."
    Gretchen verschwand. Zehn Minuten später führte sie den Inspektor in einen großen, zu ebener Erde gelegenen Wohnraum, dessen hohe Flügelfenster zur Terrasse wiesen.
    Der Inspektor ignorierte die Aufforderung, sich hinzusetzen, und ging statt dessen interessiert an den Wänden entlang, um die zahlreichen und offenkundig sehr wertvollen Bilder zu betrachten. Als sich die Tür öffnete und Clarissa eintrat, wandte er sich um. Er sah sofort, daß sie geweint hatte.
    „Nun, Inspektor?" fragte Clarissa und zwang sich zu einem Lächeln. „Bringen Sie gute Nachrichten?" Sie ging auf ihn zu und gab ihm die Hand. Dann bat sie:
    „Nehmen Sie doch Platz!"
    Der Inspektor nickte und ließ sich auf einem Armsessel nieder. Clarissa setzte sich ihm gegenüber. Sie hatte die langen Hosen gegen einen dunklen Faltenrock eingetauscht. Dazu trug sie eine weiße Bluse, die die Blässe ihres Gesichtes noch zu betonen schien.
    „Gute Nachrichten?" wiederholte Allyson die Frage des Mädchens und schüttelte den Kopf.
    „Ich fürchte, damit kann ich zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht dienen —"
    „Ist es wegen Mama?" entschlüpfte es Clarissa.
    „Nein. Es ist Ihretwegen."
    „Meinetwegen? "
    „Ja — Sie kannten doch Raynes, nicht wahr?"
    „Nein."
    „Ich weiß, daß Sie es in Abrede stellen möchten. Ich kann auch die Gründe verstehen. Raynes war ein Mann, den man nicht gern zu seinen Bekannten zählt. Vermutlich wollen Sie in die dumme Affäre nicht hineingezogen werden — aber ich muß darauf hinweisen, daß Ihre persönlichen Wünsche ohne jede Bedeutung sind. Ein Mensch ist ermordet worden. Es spielt keine Rolle, ob es ein guter oder ein böser Mensch war. Unsere Aufgabe ist es, den Mörder zu fassen! Diese Aufgabe fällt nicht nur mir als Kriminalbeamten zu — sondern auch Ihnen, als gesetzestreue Bürgerin!"
    „Das sehe ich ein."
    „Also — Sie kannten Raynes, nicht wahr?"
    „Was bringt Sie auf diesen Gedanken?"
    „Lassen Sie mich eine andere Frage stellen: welche Theorie haben Sie hinsichtlich der Absichten entwickelt, die sich hinter Raynes Besuch im Schloß verbergen möchten?"
    „Ich muß gestehen, daß ich lange Zeit darüber nachgedacht habe, ohne zu einem befriedigenden Ergebnis zu gelangen. Ich habe nicht die geringste Ahnung, was er im Schloß wollte!"
    „Und ich muß Ihnen gestehen, daß ich in den letzten zwei Stunden sehr emsig war. Bis mir die Ergebnisse der Autopsie vorliegen, habe ich noch ein wenig Bewegungsfreiheit. Gregory und ich haben sie zu nutzen verstanden. Während der Hilfsinspektor Raynes Wohnung unter die Lupe nahm, begab ich mich zu Mr. Shallon. Sie kennen ihn doch?"
    Clarissa erblaßte. „Ja."
    „Wir wissen von Ihrer Mutter, daß Shallon einer Ihrer Künstlerfreunde ist. Ich suchte ihn auf, um zu erfahren — nun, Sie können sich gewiß denken, was ich von ihm wissen wollte, nicht wahr?"
    Clarissa schaute an dem Inspektor vorbei. Ihre Gedanken führten einen wilden, unkontrollierbaren Tanz auf. Ich hätte damit rechnen müssen, daß die Beamten ihre Recherchen anstellen, überlegte sie. Natürlich werden sie
    auch mit den anderen Burschen sprechen. Die meisten werden der Polizei bestätigen, daß ich Raynes kannte. Lieber Himmel — warum habe ich immer nur an die Quittungen gedacht und diesen so naheliegenden Punkt außer acht gelassen?
    „Also gut", bestätigte sie müde. „Ich kannte Raynes."
    „Gut", lobte der Inspektor. „Wir machen Fortschritte. Geben Sie auch zu, daß er Sie im Schloß besuchen

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