Das schmutzige Spiel Kommissar
Reporter abzuschütteln."
Vielleicht sollten wir verreisen und England für ein paar Monate verlassen" sagte die Gräfin und zerkrümelte geistesabwesend ein Stück des Teegebäcks zwischen den Fingern. „Nach unserer Rückkehr wird alles schon vergessen sein."
„Die Polizei würde es wohl kaum begrüßen, wenn wir im jetzigen Stadium der Untersuchungen so einfach verschwinden. Man könnte es als... Flucht auslegen."
„Du hast recht, mein Kind. Es war auch nur ein flüchtiger Gedanke", meinte die Gräfin seufzend.
In diesem Moment klingelte das Telefon. Clarissa bemerkte, wie die Mutter erschreckt zusammenfuhr und ängstlich auf den elfenbeinfarbenen Apparat starrte.
Das kann er sein, dachte die Gräfin erregt. Warum fürchte ich mich noch vor ihm? Weil er ein Mörder ist? Er kann mir nichts anhaben. Ich habe ihn genauso in der Hand, wie er mich. Nein, ich brauche ihn nicht zu fürchten...
Clarissa ging zum Telefon und die Gräfin fragte sich: aber was ist, wenn er den Mord einfach in Abrede stellt? Was ist, wenn er die Tat nicht begangen hat? Warum...
Sie gab es auf, darüber nachzudenken. Seit Bergers Besuch liefen ihre Gedanken ewig im Kreise umher. Clarissa hatte den Hörer in die Hand genommen und lauschte. Dann legte sie ihn wieder auf und kam zurück zum Tisch.
„Ein Zeitungsmann", berichtete sie und nahm Platz. „So geht es den ganzen Tag. Es wäre am klügsten, man würde keinen Anruf mehr entgegen nehmen."
Ja", pflichtete die Gräfin eifrig bei. „Das ist ein guter Vorschlag! Wir kümmern uns einfach nicht mehr um das Telefon! Laß das Ding doch klingeln!"
Clarissa nahm einen Schluck Tee und setzte die Tasse zurück.
„Ich fürchte, das können wir nicht verantworten. Wir müssen daran denken, daß uns gelegentlich die Polizei anrufen will und wird."
„Die Polizei, die Polizei!" sagte die Gräfin ärgerlich. „Was will sie überhaupt von uns?" Dann schlug ihre Stimme jäh um und wurde unsicher. „Aber sie hat ja recht..."
Clarissa horchte auf. „Sie hat recht?"
„Nun ja... wir haben doch tatsächlich versucht, sie zu hintergehen! Denke doch nur an die Quittungen, die du aus Raynes Wohnung geholt hast. Erinnere dich daran, daß du dem Inspektor erzähltest, Raynes nie gesehen zu haben..."
„Diese dummen kleinen Lügen habe ich inzwischen korrigieren können. Der Inspektor weiß jetzt alles... ausgenommen die Tatsache, daß ich in Raynes Wohnung war."
„Ich mache mir Sorgen deswegen. Man könnte dich doch gesehen haben, nicht wahr? Hast du auch keine Fingerabdrücke hinterlassen? Oh Clarissa... ich bin völlig mit den Nerven herunter! Warum mußten wir nur in diese entsetzliche Geschichte verwickelt werden?"
Clarissa holte tief Luft. „Bitte schaue mich an, Mama!"
Die Gräfin folgte der Aufforderung... ziemlich ängstlich und unsicher, wie Clarissa meinte.
„Was ist, mein Kind?"
„Verheimlichst du mir etwas?"
Die Gräfin senkte die Lider. „Du weißt, daß ich diese unangebrachten Verhörmethoden nicht schätze", erwiderte sie. Der Stimme war anzumerken, daß der Ärger, der in ihr enthalten war, nur dazu dienen sollte, eine aufsteigende Verwirrung zu übertünchen.
„Was auch geschehen sein mag, Mama... du kannst mir alles sagen!" fuhr Clarissa beschwörend fort. „Ich werde dich bestimmt verstehen. Ich werde mich vor allem bemühen, dir zu helfen! Aber das kann ich nur, wenn ich die volle Wahrheit erfahre!"
„Es gibt nichts, was du wissen müßtest", meinte die Gräfin ausweichend.
„Gibt es etwas, das ich wissen sollte?"
„Worauf spielst du eigentlich an?" fragte die Gräfin nervös.
„Das möchte ich gerade von dir wissen! Denke nur an den Knopf, an dem sich an Faden des Sofas fand..."
„Dafür habe ich keine Erklärung", sagte die Gräfin brüsk.
Lieber Himmel, dachte sie gleichzeitig, verzeih mir die Lügen! Aber soll ich Clarissa die Wahrheit sagen? Sollte ich ihr gestehen, daß ich erpreßt werde, und daß der Erpresser wahrscheinlich der Mörder ist? Das würde einen Rattenschwanz von Geständnissen und Verhören nach sich ziehen. Damit wäre niemand gedient. Es geht doch nur um Clarissas Seelenfrieden. Es geht darum, daß mir ihre Achtung und Liebe erhalten bleiben. Sie darf nie erfahren, daß ich es war, der ihren geliebten Vater tötete...
„Nun gut", meinte Clarissa, fester denn je davon überzeugt, daß die Mutter schuldig war. „Ich gehe jetzt."
„Du gehst? Wohin denn, mein Kind? Du hast noch nicht einmal den Tee
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