Das Schneemädchen (German Edition)
es ist nicht dasselbe wie dein Fuchs. Ich hab überlegt, einen lebend für dich zu fangen, aber dann dachte ich mir, ein Welpe wäre vielleicht besser.
Faina nahm den Kopf des Welpen in beide Hände, und er streckte sich weit vor, sodass er zu grinsen schien.
Du musst ihm regelmäßig zu fressen geben, meldete Jack sich erstmals zu Wort. Er stand mit verschränkten Armen und amüsierter Miene da. Gib ihm das, was du auch isst, dann passt es schon.
Und ich hab mir noch überlegt, vielleicht könntest du ihn zum Schlafen mit unter deinen Mantel nehmen, solange er noch so klein ist, fügte Garrett an.
Faina streichelte immer noch staunend den Hund. Mabel wartete auf ein Danke oder eine Frage, aber das Mädchen blieb stumm.
Du musst den Hund nicht nehmen, wenn du ihn nicht willst.
Mabel klang sich selbst lächerlich in den Ohren. Faina würde nicht ohne den Hund fortgehen.
Dann musst du dir aber einen Namen für ihn ausdenken, wenn er dir gehören soll, sagte sie.
Faina nickte ernst wie ein Kind, das alles versprechen würde, um sein neues Haustier zu behalten.
Was du da hast, das ist ein Schlittenhund, Faina, sagte Jack. Er kann Lasten tragen oder einen Schlitten ziehen. Und diese Hunde sind ganz vernarrt in Schnee. Er wird dich überallhin begleiten. Geh hinaus in den Hof mit ihm, dann wirst du sehen, was ich meine.
Jack öffnete die Tür, und der Hund wetzte hinaus in den Schnee, gefolgt von Faina und Garrett, die im Laufen ihre Mäntel zuknöpften. Jack schloss die Tür und sah ihnen mit Mabel vom Fenster aus zu. Das Lampenlicht aus dem Haus fiel nach draußen auf die beiden, die am Waldrand den Welpen mit Schnee bewarfen und sich von ihm jagen ließen.
«Du meinst also, das ist ganz bestimmt eine gute Idee?», fragte Mabel.
Jack nickte und drückte ihre Schulter. Doch sie spürte, dass er dabei an den Hund dachte, und womöglich war das nicht die Frage, die sie eigentlich im Sinn gehabt hatte.
In den folgenden Wochen tollten Garrett und Faina mit dem Welpen durch Schnee und Bäume vor dem Blockhaus. Oft kam Garrett schon früh am Tag, meist unter irgendeinem Vorwand, sei es, dass er ein Glas Marmelade von seiner Mutter brachte, sei es ein Axtschaft, den er für Jack instand gesetzt hatte. Und dann tauchte unweigerlich Faina mit dem Hund aus dem Wald auf. Die blauen Augen des Mädchens blitzten vor Freude, doch Mabel wurde ihre Bedenken nicht los. Sie versuchte, die Nachmittage zu genießen, wenn alle hereinkamen, der junge Hund sich vor dem Ofen breitmachte und Garrett und Faina am Küchentisch Kuchen aßen. Auch das hatte sie sich einst ausgemalt, wenn sie ihr Leben vor sich sah – Kinder, die vor ihrem Fenster herumtanzten und wohlbehalten mit ihr am Tisch saßen. Wie bei der Ernte, als sie und Jack Hand in Hand gearbeitet hatten, mühte sie sich auch jetzt, jeden Moment ganz und gar auszukosten, in dem Wissen, dass er nicht von Dauer sein mochte.
Garrett entwarf alsbald einen Übungsplan für den Hund, und Mabel neckte ihn, dies sei wohl von Anfang an sein wahrer Beweggrund gewesen: sich einen Schlittenhund heranzuziehen. Er lachte nur und sagte, er wisse, dass dieser Welpe für den Schnee gemacht sei. Bei seinem nächsten Besuch kam er mit einem kleinen selbstgebauten Holzschlitten und einem Geschirr, das er aus Stricken und Leder gefertigt hatte. Da der Hund noch längst nicht ausgewachsen sei, sagte er, solle er vorerst nur den leeren Schlitten ziehen. Mabel sah zu, wie der Welpe Richtung Fluss davonstürmte, den holpernden Schlitten und Garrett und Faina im Gefolge. Sie blieben eine Weile aus, so lange, dass Mabel unruhig wurde. Als Jack vom Stall hereinkam, äußerte sie ihre Sorge.
«Ihnen stößt schon nichts zu, Mabel. Diese zwei Racker finden sich im Wald besser zurecht als alle, die ich sonst kenne. Hast du gesehen, was für ein Tempo der Welpe vorlegt? Er wird einen prächtigen Hund für Faina abgeben.»
Garrett kam kurz vor Sonnenuntergang allein zurück. «Morgen machen wir mit dem Hund eine lange Tour flussaufwärts. Wir treffen uns in der Frühe hier. Könnte ich heute bei euch im Stall schlafen?»
«Ja, sicher», sagte Jack. «Sieht so aus, als hättest du da einen guten Husky für sie aufgetrieben.»
«Allerdings. Er lernt schnell und ist ganz versessen darauf, zu arbeiten.»
«Gleich morgen also? Ihr wollt den ganzen Tag auf dem Fluss sein?» Mabel rang die Hände wie eine überängstliche alte Großmutter.
Am anderen Morgen, als sie Garrett ein Proviantpaket für beide
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