Das Schneemädchen (German Edition)
Abend?»
«Ich weiß nicht. Man kann nie mit Sicherheit sagen, wann sie kommt.»
Der Welpe tollte durch das Haus und hatte bereits in einer Ecke ein Pfützchen gemacht, ein Geschirrtuch zu Boden gezerrt und Jacks Hausschuhe neben dem Ofen angeknabbert. Mabel bemächtigte sich des Geschirrtuchs und putzte die Lache auf.
«Es tut mir leid, Garrett. Ich weiß nicht, wann wir sie das nächste Mal sehen, und um ehrlich zu sein, bin ich mir nicht recht sicher, ob das so eine gute Idee ist. Womöglich ist sie nicht in der Lage, ganz allein für einen Welpen zu sorgen.»
«Das könnte sie schon.»
«Na, schauen wir mal, was Jack dazu sagt. Er wird in ein paar Stunden zu Hause sein. Ich würde dir ja anbieten, den Hund bis zu ihrem nächsten Besuch hierzulassen, aber das würde wohl doch einige Umstände machen.»
«Kann ich nicht hierbleiben, mit dem Welpen? Im Stall vielleicht, bis sie wieder herkommt?»
«Oh. Na ja, ich denke schon. Wenn du das wirklich möchtest. Aber da ist es lausekalt.»
«Das macht mir nichts aus. Und sie kommt ja wahrscheinlich schon bald, oder?»
Garrett ging mit dem Welpen hinaus, um ihn im Schnee toben zu lassen, und Mabel blieb mit dem Gedankenwust in ihrem Kopf zurück. Was für eine seltsame Wendung – da brachte der Bursche Faina auf einmal einen jungen Hund. Mabel bezweifelte, dass das Mädchen überhaupt das Haus betreten würde, wenn sie wusste, dass Garrett hier war. Faina kam nie zu Besuch, wenn Fremde in der Nähe waren. Wie lange würde Garrett ausharren und auf sie warten?
«Garrett ist da?», fragte Jack, als er kurz vor dem Dunkelwerden heimkam. «Hab sein Pferd im Stall gesehen.»
«Ja. Er hat ein Geschenk für Faina gebracht.»
«Für Faina? Was für ein Geschenk?»
«Einen Welpen.»
«Einen Welpen?»
«Ja. Garrett sagt, es ist ein Husky, und man könnte ihn zum Schlittenhund ausbilden.»
«Einen Hund? Für Faina, sagst du?»
Erst wirkte er bass erstaunt. Dann grinste er breit.
«Ein Welpe!»
«Meinst du, das ist eine gute Idee?»
«Ja, natürlich. Sie braucht einen Freund.»
«Aber kann sie denn auch für ihn sorgen?»
«Ach, bestimmt. Es wird ihr guttun.»
«Bist du sicher?»
Ihr ängstlicher Ton war ihm offenbar nicht entgangen, denn nun musterte er sie eindringlicher.
«Sie ist einsam, Mabel. Das musst du doch sehen. Sie ist hin- und hergerissen – bei uns nicht recht zu Hause, im Wald ganz allein. Ich wette, sie hat noch nie einen übermütigen Welpen aus der Nähe gesehen.»
Mabel war versucht, auch ihre sonstigen Bedenken gegen Garrett und sein sonderbares Verhalten vorzubringen, aber sie fand nicht die richtigen Worte und wusste, wie sie sich anhören würde: quengelig und albern.
Als Faina später am Abend an die Tür klopfte, saßen Jack, Mabel und Garrett auf dem Fußboden und jagten den Welpen mit einem verknoteten Lumpen durch den Raum. Garrett hörte das Klopfen und rappelte sich hoch.
Mabel öffnete und fragte sich, ob Faina das Weite suchen würde, wenn sie sah, dass sie Besuch hatten, doch das Mädchen blieb an der Tür stehen, ohne Mütze und Mantel abzulegen. Bei Garretts Anblick machte sie große Augen.
Komm, Kind, sagte Mabel. Gib mir deinen Mantel. Schneit es wieder?
Faina gab keine Antwort, zog aber Mütze und Mantel aus, ohne den Blick von Garrett zu wenden.
Du erinnerst dich doch noch an Garrett? Den Sohn von Esther und George? Ihr habt euch ganz zu Anfang des Winters schon einmal gesehen. Er … ja, also er hat dir etwas mitgebracht.
Garrett hatte den Welpen an der Leine festgehalten, doch nun löste er den Strick von seinem Hals. Der Hund stürmte hechelnd und fröhlich mit dem Schwanz wedelnd auf Faina los, die bis zur Tür zurückwich, wo er sie ansprang.
Ist schon gut, Kind. Es ist ja nur ein Welpe, sagte Mabel. Und ich würde sagen, er hat dich bereits ins Herz geschlossen.
Er beißt nicht, ganz bestimmt nicht, sagte Garrett.
Er kniete sich vor Faina hin und beruhigte den Hund.
Siehst du? Er will nur spielen. Er ist noch ganz jung, erst ein paar Monate alt.
Garrett griff nach Fainas Hand und legte sie dem Hund auf den Kopf.
Schau. Du kannst ihn streicheln.
Der Welpe leckte an Fainas Fingern und brachte sie zum Kichern.
Und, gefällt er dir?, fragte Garrett. Faina nickte lächelnd und ließ sich von dem Welpen die Fingerspitzen abschlecken.
Er ist nämlich für dich.
Das Mädchen sah zu Mabel hin und wieder auf Garrett hinunter, die Stirn in Falten.
Genau. Er gehört dir, sagte Garrett. Ich weiß schon,
Weitere Kostenlose Bücher