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Das Schneemädchen (German Edition)

Das Schneemädchen (German Edition)

Titel: Das Schneemädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eowyn Ivey
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Wasser ist noch nicht fertig.» Esther stippte mit dem Finger in einen riesigen Kessel auf dem Herd. Sie hatte die Tür geöffnet, damit die Hitze aus dem Haus entweichen konnte. Mabel eilte in die Schlafkammer. Jack lächelte sie aus den Kissen heraus lammfromm an, seine Haare waren feucht und frisch gekämmt.
    «Sie hat mich gebadet», verkündete er.
    «Esther?»
    Er nickte, so gut es ging. Kissen und Decken hielten ihn in einer seltsamen Position mit gespreizten, angewinkelten Knien.
    «Ist das bequem?»
    Er kniff leicht verlegen die Augen zusammen und nickte dann. «Kaum zu glauben, aber wahr.»
    «Es tut mir leid, dass ich deine Medizin vergessen habe.»
    «Esther hat sie mir gegeben, aber da schien mir noch ein bisschen was Stärkeres dabei zu sein.»
    «Nun komm schon», rief Esther aus dem anderen Zimmer, «bevor das Wasser kalt wird oder mein halbwüchsiger Sohn zurückkommt.» Sie kippte das dampfende Wasser aus dem Kessel in den Trog.
    «Eigentlich wäre die Reihenfolge umgekehrt, die Damen zuerst, aber ich wollte seine Wunden so sauber wie möglich bekommen. Dafür gibt’s für dich noch mal frisches Wasser obendrauf.»
    Mabel wollte ablehnen, protestieren, dass Esther bereits viel zu viel getan habe, doch dann legte sie ihre Kleider ab und stieg in das knietiefe heiße Wasser, während Esther die Tür bewachte.
    «Lass dir Zeit. So ein Bad kriegst du nicht alle Tage.»
    Neben die improvisierte Badewanne hatte Esther einen Stuhl gerückt, auf dem ein sauberer Waschlappen, ein Stück feine Seife und eine Flasche Haarwaschmittel mit Lavendelduft warteten. Das Wasser war fast unerträglich heiß, doch Mabel ließ sich hineingleiten, bis sogar ihr Kopf untergetaucht war und ihr offenes Haar im Wasser schwebte. Jedes Mal, wenn sie Anstalten machte, aus der Wanne zu steigen, beorderte Esther sie zurück, also weichte sie vor sich hin, bis das Wasser nur noch lau und die Haut an ihren Zehen und Fingerspitzen schrumpelig geworden war. Als Mabel schließlich herausstieg, war die Sonne hinter den Bergen verschwunden, und draußen herrschte das ewige Zwielicht der Sommernacht. Esther wickelte sie in ein Handtuch und strubbelte ihr durch die Haare.
    «So. Schon besser. Bald ist das Essen so weit, zieh dir was Bequemes an. Nichts Feines, einfach was, worin du auch schlafen kannst. Ich schätze, Garrett wird noch ein Weilchen unterwegs sein, der guckt sich erst mal die Felder an. Er legt zwar keinen großen Wert darauf, neben zwei alten Weibern zu schlafen, aber irgendwann wird er schon müde werden.»

    Beide saßen sie im Nachthemd da, und Esther servierte Mabel dampfendes, geschmortes Schwarzbärenfleisch und dazu frische weiche Brötchen. Dann rollte sie Bettzeug für drei Leute aus.
    «Ich dachte mir, du wirst wohl seit Tagen auf dem Stuhl geschlafen haben. Ich weiß nur zu gut, wie das ist, wenn sich einer krank im Bett wälzt. Das hier ist gar nicht so unbequem, und deins ist sogar sauber. Komm her!» Sie kroch unter ihre Decke und klopfte auf den Schlafplatz neben sich.
    Mabel verspürte eine ungeahnte Erleichterung: Sie durfte ihren Kopf auf ein Kissen betten, sie war frisch gebadet und satt und nicht allein.
    «Sag, glaubst du wirklich, dass wir das alles schaffen können?», flüsterte sie unter ihrer Decke. «Du und Garrett und ich? Unser gesamtes Land bestellen?»
    «Ich wäre nicht hier, wenn ich nicht dächte, dass wir das hinkriegen.»
    «Aber wer kümmert sich um euren Hof?»
    «George hat Bill und Michael, und wir hatten sowieso vorgehabt, zwei Burschen aus der Stadt als Pflanzhelfer anzuheuern. Wir haben schon ordentlich was geschafft.»
    «Ich weiß nicht, wie ich dir danken soll.»
    «Noch haben wir’s vor uns.»
    Die beiden Frauen schwiegen ein Weilchen, dann fragte Esther: «Was ist mit deinem kleinen Mädchen?»
    «Sie ist weg, Esther.»
    Esther tastete nach Mabels Hand und drückte sie kurz.
    «Brav, Mabel», lobte sie. «Jetzt, wo du Sonne und frische Luft bekommst, lässt sie sich wohl nicht mehr blicken.»
    Mabel schwieg und starrte lange an die Decke. Als sie schon dachte, Esther sei eingeschlafen, und selbst fast wegdöste, stieg plötzlich ein Lachen in ihr auf, erst ganz leise und dann immer lauter.
    «Was amüsiert dich denn so?»
    «Du hast Jack wirklich gebadet? Ich kann es einfach nicht fassen», sagte Mabel. «Außer seiner Mutter und mir hat ihn bestimmt keine Frau jemals …»
    «Ich bin seit dreißig Jahren verheiratet und habe drei Söhne. Kennst du einen, kennst du

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