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Das schoenste Geschenk

Das schoenste Geschenk

Titel: Das schoenste Geschenk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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»Bestimmt hat er das Grundstück gekauft, damit er etwas von der Steuer abschreiben kann.«
    »Das glaube ich nicht.« Donna tippte die Preise für den Pfannkuchen und den Kaffee in die Ladenkasse und wartete, bis Sharon ein paar Geldscheine aus ihrer Hosentasche gefischt hatte. »Er renoviert das Haus.«
    »Der Typ muss Unternehmungsgeist besitzen.« Abwesend steckte Sharon das Wechselgeld ein.
    »Und er macht alles ganz allein«, fügte Donna hinzu, während sie ein paar Schachteln mit Süßigkeiten auf dem Ladentisch zurechtrückte. »Ich glaube nicht, dass er viel Geld dafür ausgeben kann. Er hat nämlich keine Arbeit.«
    »Oh.« Sofort war Sharons Mitleid geweckt.
    »Ich habe gehört, er soll sehr geschickt sein. Archie Moler hat ihm vor ein paar Tagen eine Ladung Bauholz geliefert. Er sagte, dass er die alte Veranda schon durch eine neue ersetzt hätte. Aber der Mann besitzt kaum Möbel. Kisten voller Bücher, sonst nichts. Und …« Sie hielt einen Moment inne und meinte dann verträumt: »Er sieht toll aus.«
    »Du bist eine verheiratete Frau. Vergiss das nicht«, erinnerte Sharon sie lachend, während sie bereits überlegte, welche Möbel sie dem Mann abtreten könnte.
    »Ich schaue ihn trotzdem gern an«, seufzte Donna. »Er ist groß und dunkelhaarig, mit einem etwas verschlossenen Gesicht, sehr markant. Etwas schüchtern. Und erst seine Schultern!«
    »Breite Schultern hast du ja schon immer gemocht.«
    Donna lachte. »Mir wäre er ein bisschen zu schlank. Aber mit dem Gesicht würde ich ihn trotzdem nehmen. Er lebt sehr abgeschieden, spricht kaum ein Wort.«
    »Es ist nicht einfach hier für Fremde. Vor allem, wenn man keine Arbeit hat. Was glaubst du …«
    Hier wurde sie vom Läuten der Ladenglocke unterbrochen. Sie blickte auf und vergaß, was sie die Freundin hatte fragen wollen.
    Victor Banning war groß, so wie Donna gesagt hatte. In den wenigen Sekunden, in denen sie sich anschauten, nahm Sharon jedes Detail seiner Erscheinung in sich auf. Ja, er war schlank. Die Schultern waren breit und die Arme muskulös. Sein Gesicht war gebräunt. Sharon fiel das feste energische Kinn auf, das dichte dunkle Haar, das ihm in die hohe Stirn fiel. Und vor allem der Mund. Sein Mund war richtig schön. Seine klaren dunkelblauen Augen blickten kühl. Er hatte etwas Arrogantes, Entrücktes an sich und strahlte doch geballte Energie aus.
    Sharon lächelte. Der Mann nickte ihr knapp zu und ging dann in den hinteren Teil des Ladens.
    »Wann willst du dein Geschäft eröffnen?«, fragte Donna, während sie aus dem Augenwinkel den Mann beobachtete.
    »Was?«, fragte Sharon zerstreut.
    »Ich spreche von deinem Geschäft«, erklärte Donna vielsagend.
    »Oh, in drei Monaten wahrscheinlich.« Abwesend schaute sie sich um, als sähe sie den Laden ihrer Freundin heute zum ersten Mal. »Es gibt noch eine Menge zu tun, bevor es so weit ist.«
    Er kam mit einem Liter Milch zurück, den er auf die Ladentheke stellte, während er seine Brieftasche zog. Als Donna ihm sein Wechselgeld zurückgab, warf sie Sharon einen verstohlenen Blick zu. Und dann verließ der Mann den Laden, ohne dass er auch nur ein einziges Wort gesprochen hatte.
    »Das«, erklärte Donna großspurig, »war Victor Banning.«
    »Ja«, sagte Sharon und atmete unwillkürlich tief aus. »Das habe ich mir gedacht.«
    »Jetzt kannst du dir vielleicht vorstellen, was ich gemeint habe. Er sieht großartig aus, aber als freundlich kann man ihn nicht bezeichnen.«
    »Nein.« Mehr sagte Sharon nicht dazu. Sie ging zur Tür. »Bis später, Donna.«
    »Sharon!«, rief Donna ihr lachend hinterher. »Du hast deinen Kaffee vergessen.«
    »Was? Nein, danke«, meinte sie zerstreut. »Ich trinke später eine Tasse.«
    Die Tür fiel hinter ihr zu. Donna stand mit der Büchse Kaffee in der Hand da und schaute ihr verständnislos nach. »Was ist denn jetzt in sie gefahren?«, fragte sie sich laut.
    Es war, als hätte sie ihr ganzes Leben lang auf dieses kurze stumme Zusammentreffen mit diesem Mann gewartet. Wiedererkennen. Warum kam ihr dieses Wort plötzlich in den Sinn?
    Ja, sie hatte ihn erkannt, und zwar nicht aufgrund von Donnas Beschreibung, sondern aus einem instinktiven Wissen um ihre Bedürfnisse und Sehnsüchte heraus. Er war der Mann, auf den sie immer gewartet hatte.
    Lächerlich, dachte sie. Vollkommen idiotisch. Sie kannte ihn nicht, hatte nicht einmal seine Stimme gehört. Kein vernünftiger Mensch konnte einem Fremden gegenüber so stark empfinden. Wahrscheinlich

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