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Das schönste Wort der Welt

Das schönste Wort der Welt

Titel: Das schönste Wort der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Mazzantini
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auf dem kleinen Sofa neben dem
Frühstücksraum schlafen können. Doch plötzlich schämte ich mich, ich kam mir
lächerlich vor.
    Wir verabschiedeten
uns hastig, Diego und ich, nach all der Schwammigkeit richteten wir uns auf,
aufmerksam. Nein, ich hatte keine Lust, dort zu bleiben und den Wachhund zu
spielen, ich hätte diesen Schmerz nicht ertragen, diese Pornografie. Wir umarmten
uns, Diego drehte sich um, ich sah, wie sich seine Augen mit Angst und Erregung
füllten.
    Aska kam nicht in
meine Nähe, und ich hatte auch keine Lust, zu ihr zu gehen. Wir standen beide
am Straßenrand, die eine hier, die andere dort. Nebel stieg auf und löschte
alles aus.
    Schwerfällig machte
ich mich auf den Rückweg. Ich trug eine Strickjacke, die von der Feuchtigkeit
lappig geworden war, die Hände in den Taschen vergraben. Ich bereute alles,
schon nach ein paar Schritten bereute ich alles. Die Nacht kam mit Hirngespinsten.
Ich hörte die beiden dort oben keuchen, in diesem kleinen, duftenden Zimmer.
Ich fühlte mich mickrig und verloren, eine bitter schmeckende Verdrossenheit
stieg in mir auf, dieselbe wie in meiner Kindheit, wenn ich mich, verletzt und
tödlich beleidigt wegen einer kleinen Meinungsverschiedenheit, von meinen
Freundinnen abgesondert hatte. Dieses griesgrämige kleine Mädchen war mir wieder
auf den Leib gerückt, und ich umklammerte es zusammen mit meiner lappigen
Jacke. Es war der authentischste Teil von mir, der unglücklichste und vergrabenste,
der Ursprung meiner Unfähigkeiten.
    Ich musste an meine
Mutter denken … Gemma,
Gemma .
    Durch das Fenster
kommen Eichhörnchen herein, deshalb die Gitter … Ich kann meine Gedanken nicht
von diesem Zimmer losreißen, vielleicht schaut ihnen gerade ein Eichhörnchen an
meiner Stelle zu. Ich sehe, wie Diegos Lippen ihre Augen berühren, den
inzwischen lippenstiftlosen Mund …
    Sie sind Hand in Hand
hochgegangen, peinlich berührt, sie haben sich ein wenig unterhalten, haben die
Beine auf dem Bett übereinandergeschlagen und angefangen zu musizieren, leise,
weil alle schlafen. Dann hat Diego einen Joint gedreht, ihm ist danach, zu
rauchen und sich ein bisschen zu betäuben. In dem spärlichen Licht, das von
draußen hereindringt, sehen sie sich mit süß verklebten Augen an, lachen und
kommen sich näher … Er streichelt ihre Hand, die auf dem Bett liegt, jeden
Finger einzeln, sie neigt ihren Kopf, der jetzt ein bisschen schwer ist, und
lehnt ihre Stirn gegen seine, ihre Lippen berühren sich, weiches Fleisch, das
sich langsam öffnet, langsam. Jetzt spüren sie den Geruch von Haut, Hals,
Ohren, spüren den Geruch, der von der Geschichte des anderen ausgeht, den
Geruch der Kindheit und alles Übrigen, von kleinen Wehwehchen, von Staub. Den
Geruch des Todes, der so nah ist. Diego zieht ihr das schwarze Chenillekleid
aus, das Konzertkleid. Sie hebt die Arme, um ihm zu helfen, er vergräbt seinen
Kopf in der Höhlung ihrer Achsel, ihr Busen nähert sich seiner Knochenbrust,
den kleinen Brustwarzen des Jungen aus Genua. Sie haben keine Angst. Jetzt
spüren sie das Herz, die Schläge, die durch jenes rote, untergründige Universum
ziehen. Der Joint tut seine Wirkung, alles ist tief und nah. Sich einlassen
heißt, alles hineinwerfen, heißt, ins Leben treten, wie ein Mann und eine Frau,
wie ein Kind, das vorübergeht und das Grab der Liebe überquert. Jetzt leuchtet
die Dunkelheit. Askas Augen weiten sich und versinken in Diegos … Er ist ein
ferner Planet, der sich nähert. Er fällt über sie her. Sie fallen mehrmals
übereinander her. Planeten, die sich gegenseitig verdunkeln, die sich
verschlingen. Das Lamm ächzt verirrt im Wald und tanzt für ihn, für diesen
kleinen Wolf ohne Reißzähne, der dem Lamm den Nacken leckt und blutet.
    Ich gehe über die
Lateinerbrücke und setze mich an den Brunnen der Reisenden. Gojko legt mir eine
Hand auf die Schulter.
    »Was machst du denn
hier?«
    »Ich bringe den Müll
runter.«
    Er wirft die Tüte weg
und sieht mich an.
    »Ich habe auf dich
gewartet. Ich konnte dich doch nicht allein lassen.«
    Ich weine ihm auf die
Schulter und danke der Nacht für diesen zärtlichen, großen Körper.
    »Ficken die beiden
gerade?«
    »Hm, ja.«
    Wir reden über dies
und das, ich frage ihn, was er gemacht hat, er war in der Rundfunkstation und
dann im Parlament. Er zieht einen Zettel hervor und will mir ein Gedicht
vorlesen, ich wehre ab, sage, dass ich keine Lust darauf habe. Dass ich Gedichte
satt habe. Er ist nicht beleidigt, zündet es mit

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