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Das schottische Vermächtnis: Roman (German Edition)

Das schottische Vermächtnis: Roman (German Edition)

Titel: Das schottische Vermächtnis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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Stufen vor dem Haus. An der blau gestrichenen Tür war ein polierter Messingklopfer mit dem Kopf des Dichters Robert Burns angebracht.
    Graham, der in seinem abgetragenen schwarzen Pullover und der Jeans genauso heimelig und beständig wirkte wie das Steinhaus, in dem er wohnte, begrüßte mich mit einem Lächeln. »Du hast gleich hergefunden?«
    »Ja, kein Problem.«
    Er nahm mir die Tasche ab und warf einen fragenden Blick auf den Plastikbehälter, an dem Angus herumschnüffelte.
    »Kuchen«, erklärte ich, »für dich.«
    »Für mich?«
    »Bitte frag nicht weiter nach.«
    Er trat beiseite, um mich einzulassen, schloss die Tür hinter mir und gab mir einen Kuss.
    »Hallo«, sagte er mit einem Lächeln.
    »Hallo.«
    »Komm rein, ich zeig dir alles.«
    Er habe das Haus erst ein Jahr zuvor erworben, erzählte er mir, weshalb manches noch nicht fertig sei. Die vorderen Räume mit ihren hohen Fenstern und den hübschen Decken waren halb leer, ohne Tapete und ungestrichen. Sein Schlafzimmer im oberen Stockwerk hatte er in ruhigen, männlichen Grüntönen gestaltet. Bei den anderen Räumen schien er sich noch nicht entschieden zu haben. Nur der hintere Teil des Hauses im Erdgeschoss war vollständig renoviert und eingerichtet.
    Der Küche hatte er den viktorianischen Charme gelassen, sie jedoch modern funktional gestaltet und die hintere Wand für einen Wintergarten herausgenommen, durch den das Sonnenlicht auf den Holzfußboden fiel. Von Stuart wusste ich, dass Graham kochen konnte, und das bewies dieser Raum. Vom karierten Geschirrtuch bis zur Anordnung der Töpfe vermittelte alles den Eindruck, als würde es regelmäßig benutzt.
    Ich fühlte mich sofort wohl, und dieses Gefühl verstärkte sich noch, als Graham fröhlich vor sich hin pfeifend die Schranktüren öffnete, um Tassen und Teller für den Tee herauszuholen.
    Es überraschte mich, dass ich mir vorstellen konnte, mit Graham hier zu leben, weil ich immer meine eigene Wohnung gehabt hatte und mir meine Privatsphäre sehr wichtig war. Wieder eine völlig neue Erfahrung in diesem Winter, der so viele neue Erfahrungen brachte.
    »Der Kuchen ist gut«, sagte Graham, der einen Bissen kostete, während er darauf wartete, dass das Wasser zu kochen anfing. »Willst du probieren?«
    »Nein, danke. Ich hatte schon welchen beim Mittagessen.«
    »Und wie ist’s gelaufen, dein Mittagessen?«
    »Ach, es war lustig, wie immer mit Jane. Wir haben viel über das Buch geredet.«
    Er warf einen Blick auf meine Tasche, die neben dem Sofa stand. »Du hast den Computer dabei?«
    »Ohne hättest du mich ja offenbar nicht kommen lassen.«
    »Aye, lach ruhig, aber du wirst mir noch dankbar sein, wenn du mitten in der Nacht unbedingt arbeiten möchtest.«
    »Ja, Papa.«
    »Das ist mein Ernst.«
    »Dann glaubst du also, dass mich die Inspiration überkommen wird?«
    Er lächelte verschmitzt. »Jedenfalls hab ich vor, meinen Teil dazu beizutragen.«
    Ich kannte den Raum nicht. Die Fenster und Wände waren mir fremd, und es gab nicht viel Licht, das mir geholfen hätte, mich zu orientieren. Einen Moment lang blinzelte ich verwirrt, doch dann spürte ich Grahams warmen Körper an meinem Rücken und seinen gleichmäßigen Atem und wusste, wo ich mich befand.
    Ich schloss zufrieden die Augen. Da war es wieder, dieses Gefühl der Vertrautheit, das ich schon in der Küche gehabt hatte – dass ich mit ihm leben könnte und seiner nie müde werden würde.
    Doch dahinter begann sich etwas anderes zu regen, und nach kurzer Gegenwehr gab ich mich geschlagen, wand mich vorsichtig aus Grahams Umarmung, stand auf, zog mich an und ging nach unten in die vom Mondlicht erhellte, unbeheizte Küche.
    Fröstelnd sah ich mich um. Mein Blick fiel auf die Jacken, die an der Tür zum Garten hingen, und auf ein Rugby-Shirt mit rot-goldenen Streifen, das, ausgewaschen, wie es war, wirkte, als hätte es schon den letzten Krieg miterlebt. Ich schlüpfte hinein und krempelte die langen Ärmel hoch.
    Angus, der auf dem Sofa lag, hob den Kopf, begrüßte mich mit einem Schwanzwedeln, drehte sich auf den Rücken und streckte alle viere in die Luft, um sich am Bauch kraulen zu lassen. Ich tat ihm den Gefallen, allerdings so geistesabwesend, dass er sich bald wieder einrollte, die Schnauze und eine Vorderpfote in Grahams Shirt vergrub und einschlief, als ich zu schreiben begann.

 
      17  
     
    Sophia bewegte sich vorsichtig, um den Säugling nicht zu wecken. Die Geburt ihrer Tochter Anna, benannt nach Morays und

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