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Das schottische Vermächtnis: Roman (German Edition)

Das schottische Vermächtnis: Roman (German Edition)

Titel: Das schottische Vermächtnis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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von Kirsty und Rory auf, der sich für den Rückritt bereitmachte. Die beiden waren genauso getrennt wie sie und Moray.
    Als Rory sich verabschieden wollte, hielt Sophia ihn zurück. »Ich möchte der Countess eine Antwort schicken. Warte doch bitte, bis du meinen Brief mitnehmen kannst.«
    Sie spürte Kirstys und Rorys Freude über dieses unerwartete Geschenk.
    »Gern«, sagte er.
    »Du hast bestimmt Hunger. Kirsty, zeigst du ihm, wo die Küche ist?«
    »Aye, Mrs. Milton«, antwortete Kirsty mit einem breiten Lächeln.
    Nun machte sich Sophia daran, den Brief zu lesen.
    »Meine liebste Mrs. Milton«, begann die Countess, »voller Freude haben wir gehört, dass Ihre kleine Tochter sicher zur Welt gekommen ist. Schon bald werden Sie sich fragen, wie Sie Ihre Tage füllten, bevor es sie gab. Natürlich würden wir die Kleine gern so bald wie möglich sehen, aber mit einem Besuch in Slains sollten Sie warten, bis das Klima hier oben ein wenig milder geworden ist. Diese Woche habe ich einen Brief von Mr. Perkins erhalten«, fuhr sie fort. »Mr. Perkins« stand für ihren Bruder, den Duke of Perth, der seiner Schwester regelmäßig Bericht über Saint-Germain erstattete und ihr seine Briefe von unterschiedlichen Boten bringen ließ, damit sie nicht in die Hände der Agenten von Queen Anne gelangten. »Er teilt mir mit, dass er unserem Freund, dem Colonel, begegnet ist und mit ihm eine Partie Schach gespielt hat. Im selben Haus traf er auch Ihren Ehemann Mr. Milton, dem es gut geht. Er sagt, er habe vor, in den nächsten Tagen zur Küste zu fahren und in Gesellschaft von Mr. Johnstone die Heimreise anzutreten.«
    »Mr. Johnstone«, das wusste Sophia, stand für den König.
    Dann würde Moray also tatsächlich kommen, und zwar schon bald. Sophia setzte sich hin, um eine Antwort zu formulieren, doch es dauerte eine ganze Weile, bis ihre Hände zu zittern aufhörten. Erst nach über einer Stunde überreichte sie Rory den Brief, der sich daraufhin sofort wieder auf den Weg nach Norden machte.
    In den folgenden Tagen galt Sophias erster Blick immer dem Meer, und sie lauschte beständig auf das Geräusch von Kutschenrädern und Pferdehufen auf dem Weg nach Edinburgh.
    Die kleine Anna jammerte in ihrer Wiege vor sich hin und wollte sich einfach nicht trösten lassen, während Sophia in ihrem Zimmer auf und ab ging, bis die Sohlen ihrer Schuhe durchgelaufen waren. Doch es kam keine Nachricht.
    Eines Nachts hörte sie dann Kanonendonner.
    Fünf Schüsse, anschließend Stille.
    Sophia verbrachte eine schlaflose Nacht.
    »Was ist?«, fragte Kirsty, als sie aufwachte.
    Sophia wusste es auch nicht. Sie spürte nur, dass etwas in der Luft lag. »Hast du die Kanonen denn nicht gehört?«
    »Nein.«
    »Heute Nacht, Punkt zwölf.«
    »Das hast du geträumt«, sagte Kirsty.
    »Nein.« Sophia schaute hinaus auf den grauen Nebel, der sich im rot-goldenen Licht des Sonnenaufgangs aufzulösen begann. »Ich glaube nicht, dass das ein Traum war.«
    Am Abend des nächsten Tages kehrte Mr. Malcolm aufgeregt nach Hause zurück.
    »Bringt mir Brot und Kleidung!«, rief er aus. »Ich muss fort.«
    »Warum denn?«, fragte seine Frau überrascht. »Was ist?«
    »Mein Gott, Frau, schnell, sonst hängen sie mich zusammen mit den anderen.« Mr. Malcolm sank in seinen Sessel und vergrub das Gesicht in beiden Händen. Er hatte sich nicht die Mühe gemacht, seinen schweren Umhang abzulegen, von dem nun Tropfen auf den Boden fielen.
    Als Mrs. Malcolm ihm besorgt ein Glas Wein brachte, begann er zu erzählen.
    Es hatte alles so gut angefangen, sagte er. Zwei Tage zuvor war das französische Schiff Proteus in den Firth gesegelt, und er hatte sich mit zwei Lotsen an Bord begeben. Auf See, berichtete der Kapitän, sei die Proteus durch einen Sturm von den anderen abgeschnitten worden. Man habe erwartet, die Fregatten des Geschwaders im Firth anzutreffen, doch den ganzen Nachmittag und Abend trafen keine weiteren Schiffe ein.
    Also wendete die Proteus bei Tagesanbruch und segelte zur breiten Firth-Mündung zurück, um nachzusehen, ob sich die anderen französischen Fregatten dort aufhielten.
    Die Franzosen, erzählte Mr. Malcolm, hätten am Vorabend an der Firth-Mündung geankert und die Gelegenheit, mit der Flut in den Fluss zu segeln, verpasst. Am Morgen sei Ebbe gewesen, so dass sie erneut warten mussten. »Dann kamen die Engländer«, sagte Mr. Malcolm. »Fast dreißig Schiffe, die Hälfte mit fünfzig oder mehr Kanonen.« Er schüttelte den

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