Das schottische Vermächtnis: Roman (German Edition)
Kopf.
Die Proteus sei für einen Kampf nur schlecht ausgestattet gewesen, weil der größte Teil ihrer Kanonen entfernt worden war, um Platz für Vorräte und Mannschaft zu schaffen. Letztlich konnte sie nicht viel mehr tun, als die Schlacht untätig mitzuverfolgen.
Mr. Malcolm berichtete voller Bewunderung von der Taktik des französischen Kommandanten, der, obwohl er in der Falle saß, seine Schiffe wie zum Angriff gegen die Engländer gewandt hatte. Von der Proteus aus war jedoch zu sehen gewesen, wie die Franzosen über Bord warfen, was sie konnten, um leichter und schneller zu werden, wie sie hastig abdrehten und nach Norden flohen.
Am Ende blieben nur wenige französische Schiffe zurück, von denen eines den ganzen Tag und die ganze Nacht gegen die Engländer ankämpfte, aber das mit King James entkam zum Glück.
Genau wie die Proteus , die, nachdem Mr. Malcolm in ein wartendes Fischerboot gewechselt hatte, mutig in Richtung offene See gesegelt war, um einige der englischen Schiffe zur Verfolgung zu verleiten und dem König mehr Zeit für die Suche nach einem sicheren Hafen im Norden zu verschaffen.
»Dann ist der König also am Leben«, sagte Sophia voller Hoffnung, denn genau wie im Schach war nichts verloren, solange der König lebte.
»Ja«, bestätigte Mr. Malcolm, »und ich bete zu Gott, dass er bald an Land kommt, denn bis dahin ist mein eigener Kopf keinen Pfifferling wert. Die Engländer suchen nach denen, die an Bord der Proteus gingen, und im Hafen von Leith werden Kapitän und Mannschaft eines Schiffs von einem festgehalten, der einmal als treuer Anhänger des Königs galt. Der Countess wird es das Herz brechen, wenn sie davon erfährt, weil sie ihn sehr schätzt.«
»Von wem sprechen Sie?«, fragte Sophia.
»Von dem englischen Kapitän – schottisch kann ich ihn nicht mehr nennen –, der seine Kanonen gegen das letzte französische Schiff richtete und es zur Aufgabe zwang. Von Captain Thomas Gordon.«
»Das kann ich nicht glauben.«
»Ich könnte es auch nicht, wenn ich es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte«, erwiderte Mr. Malcolm bitter.
»Warum ist sie fehlgeschlagen?«, fragte ich, und Graham, der auf dem anderen Sofa Seminararbeiten korrigierte, hob den Kopf.
»Was?«
»Die Invasion im Frühjahr 1708. Warum hat sie deiner Meinung nach nicht geklappt?«
»Ah.« Er lehnte sich zurück. »Die Stuarts hatten nie ein sonderlich glückliches Händchen. Sie sahen alle gut aus, aber das Schicksal war ihnen nicht gerade gnädig.«
»Die meisten Historiker würden wohl behaupten, dass sie die Schuld daran selbst trugen.«
Graham wirkte belustigt. »Vertraue nie einem Historiker, am allerwenigsten einem protestantischen, der über katholische Könige schreibt. Geschichte wird meist aus der Perspektive der Gewinner erzählt, und denen liegt natürlich daran, den Gegner schlechtzumachen. Nein, so schlimm waren die Stuarts auch wieder nicht. James zum Beispiel, der Vater von deinem King James. Die meisten Bücher, in denen er als schlechter, grausamer König dargestellt wird, gehen auf einen Bericht von jemandem zurück, der Jahre nach den eigentlichen Vorgängen Gerüchte zu Papier brachte. Wer James persönlich kannte, wusste nur das Beste über ihn zu sagen. Sobald etwas gedruckt ist, zweifelt kaum noch jemand daran, und es wird zur Quelle künftiger Historiker, so dass sich die Lügen und Fehler immer weiter fortsetzen«, erklärte Graham mit einem Achselzucken. »Deswegen empfehle ich meinen Studenten, sich Originaldokumenten zuzuwenden, statt den Büchern zu vertrauen.«
»Den Stuarts«, lenkte ich ihn wieder aufs eigentliche Thema zurück, »war also nur das Schicksal nicht gewogen.«
»Ja, und außerdem war ihr Timing miserabel.«
Ich runzelte die Stirn. »So schlecht erscheint mir das auch wieder nicht. Die Engländer kämpften 1708 gerade in Flandern, und die Union verärgerte die Schotten so sehr, dass sie zum Kampf bereit waren …«
»Aye, in dieser Hinsicht hast du recht. Von allen Jakobiten-Aufständen war der von 1708 wirklich der aussichtsreichste. Der englischen Flotte wären sie sowieso irgendwann begegnet – schließlich konnten nicht so viele Schiffe unbemerkt von Dünkirchen lossegeln –, aber natürlich hatten sie einen Vorsprung, und zu Lande mussten sie praktisch mit keinerlei Gegenwehr rechnen. Fast hätte der Invasionsversuch den Ruin der Bank of England zur Folge gehabt, weil die Leute in Panik gerieten, als es sich herumsprach, dass King James
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