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Das schottische Vermächtnis: Roman (German Edition)

Das schottische Vermächtnis: Roman (German Edition)

Titel: Das schottische Vermächtnis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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fester Stimme. »Der Bursche würde den halben Vormittag hier herumsitzen, wenn ich ihn ließe. Kirsty, bring einen Teller und einen Löffel für die Suppe.«
    Kirsty, die ungefähr so alt war wie Sophia, hatte schwarze Locken und große Augen. Sie gehorchte, ähnlich wie Rory zuvor, nicht aus Angst, sondern aus Respekt vor der älteren Frau. »Aye, Mrs. Grant.«
    Sophia setzte sich wortlos an den Tisch, um die heiße Brühe zu essen.
    Als sie fertig war, bedankte sie sich. Mrs. Grant versicherte ihr, dass sie ihr keine Umstände gemacht habe. »Aber«, fügte sie hinzu, »ich glaube, die Countess würde es nicht gern sehen, wenn das zur Gewohnheit wird.«
    Sophia hob fragend den Blick. Wussten die Bediensteten, welchen Platz sie im Haushalt der Countess haben würde? »Soll ich die Mahlzeiten denn mit der Familie einnehmen?«
    »Aye, natürlich, wo sonst?«, fragte Mrs. Grant. »Sie sind doch mit der Countess verwandt.«
    »Es gibt viele Grade der Verwandtschaft«, sagte Sophia.
    Mrs. Grant musterte sie einen Augenblick lang, bevor sie einen weiteren Kessel über die Feuerstelle hängte, und erklärte: »Nicht für die Countess of Erroll.«
    »Sie scheint ein guter Mensch zu sein.«
    »Der beste, den ich kenne. Ich arbeite seit dreißig Jahren für sie und sage Ihnen: Einen so guten Menschen finden Sie auf Gottes Erdboden kein zweites Mal.« Mit einem Lächeln fügte sie hinzu: »Dachten Sie denn, sie bringt Sie bei uns Bediensteten unter?«
    »Ich wusste nicht, was mich erwarten würde«, antwortete Sophia, die ihre Ängste nicht offenbaren wollte. Was kümmerte es diese beiden Frauen, wie sehr sie seit dem Verlust ihrer Eltern hatte kämpfen müssen? »Aber jetzt sehe ich, dass dies ein angenehmer Ort ist.«
    »Aye, das stimmt. Kirsty?«
    Kirsty wandte sich ihr zu.
    »Bring die junge Dame in den Speisesaal, bevor man sie sucht.«
    »Aye«, sagte Kirsty.
    Sophia bedankte sich und stand auf.
    »Und bitte essen Sie bei Tisch noch was, sonst merken die Herrschaften, dass ich Ihnen schon was gegeben habe«, ermahnte Mrs. Grant Sophia.
    Sie hätte sich keine Sorgen zu machen brauchen, denn der viertägige Ritt von Edinburgh hatte an Sophias Kräften gezehrt, und Mrs. Grants Gerichte schmeckten ihr noch besser als die der Köchin des Duke of Hamilton.
    Die Countess of Erroll fragte nicht, warum Sophia so spät zum Frühstück erscheine, sondern erkundigte sich nur höflich, ob ihr das ihr zugewiesene Zimmer gefalle.
    »Danke, ja. Ich habe gut geschlafen.«
    »Ein einfaches Zimmer«, stellte die Countess fest, »und der Kamin hat seine liebe Mühe, es zu erwärmen, aber der Ausblick ist unvergleichlich. An schönen Tagen kann man von dort aus einen wirklich hübschen Sonnenaufgang beobachten.«
    Mr. Hall zwinkerte Sophia zu, während er nach dem Brot griff. »Schönes Wetter gibt es hier nur einmal pro Monat, meine Liebe. Slains besitzt viele Vorzüge, nicht zuletzt seine liebenswerte Herrin, aber aus Gründen, die nur Gott allein kennt, sucht Er es gern mit Nebel und heftigen Winden heim. Wenn es Ihnen gelingen sollte, den Sonnenaufgang vor Beginn des Sommers zweimal zu sehen, können Sie sich glücklich schätzen.«
    Die Countess lachte. »Mein guter Mr. Hall, Sie machen mir das arme Mädchen noch ganz trübsinnig. Sie selbst mögen Slains noch nie bei schönem Wetter erlebt haben, aber sogar hier scheint die Sonne von Zeit zu Zeit.«
    Ihr Lachen ließ sie deutlich jünger wirken. Vermutlich, dachte Sophia, war sie um die sechzig, aber sie hatte nur wenige Falten, reine Haut und wache Augen, denen nicht entging, dass Sophias Blick zu den Porträts rechts und links des Fensters wanderte.
    »Gut aussehende Männer, nicht wahr?«, meinte die Countess. »Der eine ist mein verstorbener Gatte, der Earl. Der Künstler hat ihn mit strenger Miene dargestellt, aber in Wahrheit war er ein ausgesprochen liebenswürdiger Mensch. Bei dem anderen handelt es sich um meinen Sohn Charles, den gegenwärtigen Earl of Erroll und Lord High Constable of Scotland. Oder besser gesagt dessen, was von Schottland noch übrig ist«, fügte sie trocken hinzu, »nun, da das Parlament die Union ratifiziert hat.«
    »Ja, eine beunruhigende Entscheidung«, pflichtete Mr. Hall ihr bei.
    »Eine Beleidigung«, erklärte die Countess, »die hoffentlich nicht lange unbeantwortet bleiben wird.«
    Mr. Hall bedachte Sophia mit einem Blick wie ihr Onkel, wenn das Gespräch auf ein seiner Meinung nach nicht für sie geeignetes Thema kam, bevor er

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