Das schottische Vermächtnis: Roman (German Edition)
langen blauen Mantel mit goldenen Tressen und glänzend polierten Knöpfen. Nachdem er die Countess und den Earl begrüßt hatte, ergriff er Sophias Hand, hob sie an seine Lippen, verbeugte sich tief und sagte mit einem charmanten Lächeln: »Und, Mistress Paterson – Sie haben sich, hoffe ich, von dem kleinen Pferderennen neulich erholt?«
»Ja, Sir, danke.«
»Das freut mich zu hören.«
Als er sich wieder aufrichtete und ihre Hand losließ, fragte der Earl ganz unumwunden: »Kommen Sie allein?«
»Aye. Captain Hamilton wird erst in ein paar Stunden hier sein.«
»Dann«, sagte die Countess, »haben Sie hoffentlich genug Zeit, um mit uns zu essen.«
»Es wäre mir ein Vergnügen.« Und mit einem vielsagenden Blick fügte er hinzu: »Man hat mir mitgeteilt, dass Sie noch einen weiteren Gast haben.«
»Das stimmt.«
»Ich bin gekommen, so schnell es ging.« Bevor er fortfuhr, sah er kurz hinüber zu Sophia, und der Earl erklärte: »Sie können ganz offen sprechen in Gegenwart von Mistress Paterson. Sie genießt unser Vertrauen.« Dabei trat er neben Sophia und legte zur Bekräftigung seiner Aussage die Hand auf ihren Stuhl. »Colonel Hooke war vor ein paar Tagen hier und ist nun zu Verhandlungen mit unseren Adeligen unterwegs. Er hat uns jemanden dagelassen, der Sie, wenn Sie möchten, mit den Plänen des jungen Königs vertraut machen kann.«
Captain Gordon runzelte die Stirn. »Und wer wäre das?«
»Ich glaube, er meint mich«, erklang da Morays Stimme von der Tür aus. An die Countess gewandt, fügte er hinzu: »Verzeihen Sie, aber ich habe vom Fenster meines Zimmers aus gesehen, dass der Captain allein ist.«
»Mr. …?«, fragte der Captain unsicher.
»Moray.«
»Ich glaube, wir sind uns schon einmal begegnet, vor drei Jahren, vor dem Tod Ihres Vaters«, sagte der Captain.
»Ja, daran erinnere ich mich.« Er klang nicht gerade freundlich.
»Damals standen Sie in Diensten des Königs von Frankreich«, bemerkte Captain Gordon.
»Aye. Daran hat sich nichts geändert.«
»Und er hat Ihnen befohlen, nach Schottland zu reisen, obwohl eine Belohnung auf Sie ausgesetzt ist?«
»Es steht einem Soldaten nicht zu, Befehle anzuzweifeln«, antwortete Moray. »Die Pflicht gebietet lediglich, sie zu befolgen. Ich hätte mich genauso wenig gegen diese Reise wehren können wie Sie sich dagegen, die Flagge der Union an Ihrem Mast zu hissen.«
»Thomas, Mr. Moray weiß sehr wohl um die Risiken seines Aufenthalts hier«, mischte sich die Countess ein. »Deshalb hat er beschlossen, bei uns in Slains zu bleiben.«
»Ich wollte damit nicht andeuten, dass Sie waghalsig sind«, sagte Captain Gordon zu Moray.
»Nae?«
»Nein.« Und mit einem charmanten Lächeln fügte der Captain hinzu: »Sie haben vollkommen recht: Wenn es nach mir ginge, würde ich nicht unter der Flagge der Union segeln. Unter uns: Vielleicht tue ich es auch in Kürze nicht mehr.«
»Warum das?«, erkundigte sich der Earl.
»Weil ich mich möglicherweise schon bald gezwungen sehen werde, aus dem Dienst auszuscheiden.« Captain Gordon hob bedauernd die Schultern. »Man wird mir und allen anderen Offizieren einen Eid abverlangen, in dem wir King James und seinem Anspruch auf den Thron abschwören müssen.«
»Oh, Thomas«, seufzte die Countess.
»Ich trage diese Uniform stolz seit vielen Jahren, aber gegen mein Gewissen werde ich nicht handeln«, erklärte Captain Gordon. »Den Eid schwöre ich nicht.«
»Was wollen Sie tun?«, fragte die Countess.
Captain Gordon sah Moray an, und einen Moment hatte Sophia Angst, dass er an die fünfhundert Pfund Belohnung dachte. Doch der Captain überraschte sie. »Wenn ich davon ausgehen könnte, dass der französische König bereit wäre, mich in seine Dienste zu nehmen, würde ich mit meiner Fregatte sofort nach Frankreich segeln.«
»Nun, vielleicht befinden Sie sich bald in Diensten des Königs von Schottland, wenn das Schicksal es gnädig meint.«
»Hoffen wir das Beste.« Der Captain wandte sich einem anderen Thema zu. »Was ist eigentlich aus dem französischen Schiff geworden, das Colonel Hooke und Mr. Moray zu Ihnen gebracht hat?«
»Wir haben den Kapitän dieses Schiffs gebeten, nach Norwegen zu segeln und in drei Wochen wieder zu uns zurückzukehren. Wir hoffen, dass Sie sich nicht begegnen.«
Der Captain runzelte die Stirn. »Ich kann Ihnen versprechen, dass ich mich nicht länger als fünfzehn Tage an diesem Küstenabschnitt aufhalten werde. Würden Sie dafür sorgen, dass Ihr
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