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Das schottische Vermächtnis: Roman (German Edition)

Das schottische Vermächtnis: Roman (German Edition)

Titel: Das schottische Vermächtnis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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weit sind Sie schon mit der Geschichte?«
    »Keine Ahnung. Wahrscheinlich hab ich ungefähr ein Drittel. Wie lang ein Buch wird, weiß ich immer erst, wenn’s fertig ist.«
    »Folgen Sie denn keinem Plan?«
    »Nein. Dazu bin ich einfach nicht der Typ.« Meine Figuren entwickelten sich am besten, wenn ich ihnen die Zügel locker ließ.
    Stuart grinste. »Ich bin auch kein guter Planer. Bei uns in der Familie ist Graham der Organisierte. Wie finden Sie ihn?«
    »Graham?« Ich öffnete die Klappe des Aga-Herds und stocherte ein wenig in der Kohle herum. »Nett.«
    »Aye, das ist er. Die Beherrschung hat er früher eigentlich nur beim Rugby verloren – und sich hinterher bestimmt bei allen entschuldigt.«
    »Rugby?«
    »Aye, um ein Haar wäre er Profi geworden.«
    Ich schloss die Klappe und gesellte mich mit meinem Teller zu Stuart. »Tatsächlich?«
    »Aye, ein Talentscout hat ihn entdeckt, die Verträge waren praktisch schon unterzeichnet, aber da starb Mum, und Dad … dem ging’s nicht so gut. Als Rugby-Spieler hätte Graham wegziehen müssen, also hat er das Angebot ausgeschlagen und ist an der Uni geblieben. Obwohl das sicher nicht seine erste Wahl war, hat er sich nie beklagt, dazu ist er einfach zu verantwortungsbewusst. Er kümmert sich rührend um Dad, besucht ihn jedes Wochenende.« Mit einem Seitenblick und einem Lächeln fügte er hinzu: »Zum Glück mischt er sich in mein Leben inzwischen nicht mehr ein.«
    »Dann hat er also nie geheiratet?«
    »Wer, Graham? Du liebe Güte, nein.« Seine Belustigung verwandelte sich in Argwohn. »Warum interessiert Sie das?«
    »Ach, nur so. Und was ist mit Ihnen? Sind Sie verheiratet?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, mir ist die Richtige noch nicht begegnet«, erklärte er mit einem herausfordernden Lächeln.
    Ich ließ mich nicht auf seinen Flirt ein. »Wie war’s in London?«
    »Mörderisch. Wir haben furchtbar viel zu tun. Morgen Abend muss ich nach Amsterdam und von dort nach Italien.«
    Nun erzählte Stuart, was er in London gemacht hatte, doch ich hörte nur mit halbem Ohr zu und verkniff mir ein Gähnen. Er merkte nicht, dass mir praktisch die Augen zufielen. Irgendwann schlief ich tatsächlich ein.
    Als ich aufwachte, war der Sessel mir gegenüber leer, und draußen brach bereits die Dämmerung herein. Beim Aufstehen rutschte die Decke herunter, die Stuart über mich gebreitet hatte. Im Kühlschrank fand ich die Reste meines in Folie eingewickelten Essens.
    Nun konnte ich ihm wegen seines egoistischen Auftritts vom Vortag einfach nicht mehr böse sein. Das änderte sich auch nicht, als wenig später das Telefon klingelte. »Stuie Keith hat mir vor dem Killie erzählt, er hätte Sie schlafend zurückgelassen«, sagte Dr. Weir. »Da dachte ich, ich ruf lieber an, bevor ich vorbeischaue.«
    Typisch Stuart, der Sache seine eigene Wendung zu geben. Aber ich freute mich, die Stimme des Arztes zu hören.
    »Ich war ein paar Tage weg, meinen Bruder besuchen. In der Zwischenzeit habe ich etliche Artikel zum Thema genetisches Gedächtnis gelesen und ein paar Dinge herausgefunden, die Sie interessieren könnten. Wenn Sie wollen, komme ich bei Ihnen vorbei.«
    Und ob ich das wollte! Nicht zuletzt, um ihm zu berichten, was ich in Edinburgh recherchiert hatte. Keiner würde mir so geduldig zuhören wie er, der mir die Sache als Arzt auch aus medizinischer Perspektive erklären konnte.
    Der Tee war fertig, als er mit einem Aktenordner bei mir eintraf, in dem sich offenbar Fotokopien aus unterschiedlichen Büchern befanden. Bevor er mir seine Funde erläuterte, erzählte ich ihm von Mr. Halls Brief über seine Reise nach Slains mit Sophia.
    »Das ist ja wunderbar, meine Liebe«, rief Dr. Weir aus. »Und darin steht tatsächlich, dass sie aus dem Westen stammte und beide Eltern bei dem Darien-Projekt umkamen?«
    »Ja.«
    »Unglaublich.« Er schüttelte den Kopf. »Tja, das ist der Beweis, dass Sie nicht dabei sind, den Verstand zu verlieren, sondern schlicht und ergreifend die Erinnerungen Ihrer Vorfahrin geerbt haben.«
    »Wie kann so etwas sein?«
    »Nun, es muss genetische Ursachen haben. Wissen Sie etwas über die DNA-Struktur?«
    »Gerade so viel, wie man aus Krimis erfährt.«
    »Hm.« Er legte den Aktenordner auf die breite Armlehne des Sessels. »Fangen wir bei den Genen an. Sie sind letztlich nichts anderes als DNA-Abschnitte, von denen wir Tausende im Körper haben. Die eine Hälfte erben wir von der Mutter, die andere vom Vater, und die Mischung gibt es

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