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Das schottische Vermächtnis: Roman (German Edition)

Das schottische Vermächtnis: Roman (German Edition)

Titel: Das schottische Vermächtnis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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ganz lesen, nur die Einzelheiten verifizieren, sobald ich sie zu Papier gebracht habe. Aber nicht alles lässt sich so leicht nachweisen. Zum Beispiel habe ich gerade herausgefunden, dass meine Heldin schwanger ist, und um das zu belegen, müsste ich Aufzeichnungen über die Geburt oder Taufe des Kindes finden, in denen Sophia als Mutter erwähnt ist. Dokumente aus jener Zeit verraten einem nicht immer, was man wissen möchte, oder lassen sich überhaupt nicht aufspüren. Auch in unserem Stammbaum gibt es ein paar Lücken, obwohl mein Vater seit Jahren daran arbeitet.«
    »Aber bei Sophia Paterson haben Sie einen Vorteil«, sagte Dr. Weir, »weil Sie schon ziemlich viel über ihr Leben wissen.«
    »Stimmt. Etliches konnte mein Vater belegen.«
    »Haben Sie es ihm erzählt?«, fragte Dr. Weir.
    »Woher ich die Informationen habe? Ja, es ist mir nichts anderes übriggeblieben.«
    »Und was hält er davon?«
    »Er sagt, er sei offen für alles, aber ihm wäre es lieber gewesen, wenn ich die Erinnerungen von Sophias Ehemann David McClelland geerbt hätte, weil es bei ihm noch viele Lücken zu füllen gibt.«
    »Wahrscheinlich beneidet er Sie.«
    »Mein Vater?«
    »Aye. Genau wie ich. Wer würde Sie nicht darum beneiden, durch die Zeit reisen zu können? Wissen Sie, dass einer meiner Vorfahren Kapitän eines Schiffs war und nach China und Japan segelte? Vielleicht habe ich seine Liebe zur See geerbt, aber seine Erinnerungen bleiben mir verschlossen.« Plötzlich wirkte er wehmütig. »Und was für Erinnerungen das wären: von Stürmen auf dem Meer, von China in der Blüte der Kaiserzeit … wer würde sich so etwas nicht wünschen?«
    Sein Enthusiasmus hallte noch nach, als er sich schon längst verabschiedet hatte. Wieder einmal begann der Wind an meinem Fenster zu rütteln, und ein weißes Wolkenband umschloss die Ruine von Slains. In meiner Phantasie – möglicherweise auch in meiner Erinnerung – begann es, die Gestalt von etwas anderem anzunehmen.

 
      12  
     
    Captain Gordons Schiff tauchte so lange nicht mehr auf, dass Sophia sich fragte, was aus ihm geworden war. Vermutlich wirkten sich die Veränderungen, die mit der Union einhergingen, auch auf die Marine und seine Befehle aus.
    Deshalb überraschte es sie, als sie eines schönen Morgens Ende Oktober die Masten seines vor Slains ankernden Schiffs entdeckte.
    »Die junge Mistress Paterson wird von Mal zu Mal hübscher, wenn ich nach Slains komme«, bemerkte er beim Eintreten charmant und begrüßte Sophia, die mittlerweile im fünften Monat war, mit einem Handkuss.
    Obwohl er ihre rosigen Wangen und ihr Strahlen bemerkte, ahnte er wie alle anderen außer Kirsty nichts von ihrer Schwangerschaft, weil sie keinen nennenswerten Bauch hatte.
    Captain Gordon erhob beim Essen das Glas zu einem Toast auf King James. »Gott gebe, dass er bald nach Schottland kommt.«
    Die Countess nahm einen Schluck. »Wenn es nach Gott allein ginge, wäre der König zweifelsohne schon hier. Aber leider überlässt Gott manche Dinge dem Menschen, und dann beginnen die Schwierigkeiten.«
    »Was sagt Ihr Bruder, der Duke of Perth? Er ist doch in Saint-Germain beim König, nicht wahr? Worin liegt seiner Ansicht nach der Grund für die Verzögerung?«
    »In seinen Briefen teilt er mir aus Furcht davor, dass sie in andere Hände als die meinen gelangen könnten, nicht viel mit, aber er ist genauso ungeduldig wie wir alle«, antwortete sie. »Ich habe das Gefühl, das Problem liegt nicht in Saint-Germain, sondern in Versailles. Der König von Frankreich finanziert dieses Unternehmen, und die Schiffe können nicht ohne seine Anweisung lossegeln.«
    »Das Wetter war in letzter Zeit nicht gerade günstig«, erklärte Captain Gordon. »Als wir uns letzten Monat von Yarmouth aus auf den Weg machten, wurde unser Schiff in einem Sturm so stark beschädigt, dass wir umkehren mussten, und wenige Wochen später, kurz vor dem Edinburgher Hafen Leith, konnte ich wegen des heftigen Windes erst drei Tage, nachdem wir vor Anker gegangen waren, an Land gerudert werden. Nicht, dass mir das etwas ausgemacht hätte, denn offen gestanden hatte ich alle Erklärungen für eine Verzögerung der Abfahrt erschöpft.«
    »Warum wollten Sie sie denn hinauszögern?«, erkundigte sich der Earl.
    »Um der französischen Flotte einen gehörigen Vorsprung zu verschaffen. Ich hatte gehofft, dass sie den jungen James inzwischen herübergebracht hätte, weil es ziemlich lange dauerte, bis mein Schiff und ich den uns

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