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Das schwarze Blut

Titel: Das schwarze Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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Phuket gestiegen.
    Ein neues Jagdrevier des Mörders: Jahrelang hatte er dort als Tauchlehrer gelebt. Seine Hinweise wurden immer präziser:
    In Phuket nimmst du dir einen Leihwagen und folgst der Küste nach Norden. Du überquerst die Brücke zum Kontinent und fährst in Richtung der Grenze nach Birma. Sobald du in Takua Pa bist, wirst du neue Anweisungen erhalten. Sehr wichtig: Du musst dir jetzt ein Mobiltelefon besorgen und auf diesem Weg ins Netz gehen, damit du an jedem beliebigen Punkt deiner Route meine Nachrichten empfangen kannst.
    Dann nannte Reverdi das neue Indiz, das es zu entdecken galt:
    Die Methode ist nicht alles, meine Liebste. Ein Ritual braucht auch einen besonderen Ort, einen heiligen Raum, in dem jede Geste ihren höheren Sinn erhält, jede Bewegung zum Symbol wird.
    Du bist nun auf dem Weg zu einem solchen Ort: der Kammer der Reinheit. Halte den Kurs. Bald wirst du in den ureigenen Raum des Geheimnisses eintreten …Der Weg des Lebens.
Die Wegmarken der Ewigkeit.
Und jetzt die Kammer der Reinheit.
Reverdi führte ihn tatsächlich zu einem Tatort. Mark war inheller Aufregung: Er ahnte, spürte es körperlich, dass er sich dem Mörder näherte, dass er in sein Reich eindrang.
    Fünfzig Meter vor dem Flughafengebäude entdeckte Mark unter einer Gruppe von Palmen die Agenturen der Autoverleiher: schlichte, weiß gestrichene Holzhäuschen. Er entschied sich für einen Suzuki Caribbean, eine Art Jeep mit einem aufklappbaren blauen Verdeck und Klimaanlage. Von derselben Agentur bekam er auch ein Mobiltelefon und ließ es in den Leihvertrag für den Wagen mit aufnehmen.
    Der Chef der Firma brachte ihn zu seinem Wagen und warnte ihn vor dem im Norden einsetzenden Monsun. Unwetter schreckten ihn nicht, hätte Mark beinahe geantwortet.
    Dabei steuerte er geradewegs auf das Auge des Sturms zu.
    Unterwegs dachte er ständig über seinen Roman nach. Während der letzten zwei Tage hatte er seine Notizen bereits zu einem kriminalistischen Plot geordnet. Das war leicht: Die Reise war ja für sich schon ein Krimi. Seitdem er die Idee zu einem Buch gehabt hatte, waren alle Zweifel wie weggeblasen. Sein Vorhaben bestärkte ihn in jeder Hinsicht: Dass er an einem Roman arbeitete, erleichterte ihm die Identifikation mit dem Mörder. In seinen Notizen schrieb er bereits »ich«, wenn er die Perspektive des Täters einnahm.
    Gelegentlich gab er sich auch weniger selbstlosen Wunschbildern hin: Was, wenn ihm ein Bestseller gelang? Auf einmal träumte er von Erfolg, Ruhm, Reichtum …Um fünf Uhr nachmittags war er in Takua Pa, einer flachen, staubigen Provinzstadt mit ein paar Wassertürmen als einzigen Anhaltspunkten. Die zum Landesinneren hin gelegene ehemalige portugiesische Handelsniederlassung hatte keinerlei Ähnlichkeit mit den Tourismuszentren an der Küste, durch die er unterwegs gekommen war. Außer ihm war hier kein einziger Ausländer zu sehen, und er musste lange suchen, bis er ein Hotel fand.
    Hinter der einzigen Tankstelle am Ort entdeckte er schließlich die Nobelherberge von Takua Pa, einen heruntergekommenen, weiß gestrichenen Block, der wie ein umgewandeltes Krankenhaus aussah. Drinnen bestätigte sich der äußere Eindruck: lange graue Flure, schmale Türen, vergitterte Fenster – eine regelrechte Anstalt. Mark bekam ein Zimmer im vierten Stock, das er im Voraus zahlte.
    Die Nacht brach herein. Er schaltete die nackte Glühbirne ein, die einzige Beleuchtung in seinem Zimmer, das nichts als eine kahle Zelle war, schmucklos und weitgehend unmöbliert: ein Ort für Durchreisende, an dem es nichts zu stehlen gab, nicht einmal ein Andenken.
    Er fuhr das Powerbook hoch: keine Mail. Er beschloss, im Freien zu essen. Unweit der Tankstelle fand er ein Lokal mit mehreren Tischen auf einer Terrasse und verschlang sein Leibund-Magen-Gericht, fried rice. Als er in sein Zimmer zurückkehrte, war es erst sieben Uhr. Noch immer keine Nachricht. Er legte sich aufs Bett und studierte auf der Straßenkarte die thailändische Küste. Bis zur Grenze nach Birma waren es noch zweihundert Kilometer. Wohin führte ihn Reverdi?
    Mark setzte sich wieder an seinen Computer und vertiefte sich in sein Romankonzept. Er überarbeitete den Entwurf. Der einzige Unterschied zur Realität war, dass der Mörder im Roman noch nicht hinter Schloss und Riegel saß. Der Ermittler, schlauer als der echte Mark, kam aus eigener Kraft zu seinen Erkenntnissen, ohne Hilfestellung von Seiten des Mörders, dessen Taten einen parallelen

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