Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das schwarze Buch der Geheimnisse (German Edition)

Das schwarze Buch der Geheimnisse (German Edition)

Titel: Das schwarze Buch der Geheimnisse (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F.E. Higgins
Vom Netzwerk:
Immer noch konnte ich Pas Hand auf meiner Schulter spüren, und immer noch hallte in meinem Kopf Mas kreischende Stimme. Und dann waren da Barton Gumbroots funkelnde Marterinstrumente. Ich konnte den Gedanken daran kaum ertragen. Wie merkwürdig, dass ich von alldem jetzt so weit weg war.
    Weil Joe immer noch schnarchte, nutzte ich die Gelegenheit, mir die Waren im Schaufenster näher anzusehen. Der Schmuck glänzte, die Sturmlaterne war poliert und machte einen funktionsfähigen Eindruck. Die Uhren waren aufgezogen und tickten. Ohne weiter darüber nachzudenken, steckte ich zwei davon in die Tasche, fast gleichzeitig aber ließ mich ein hartes Klopfen an der Scheibe zusammenzucken. Draußen stand Polly und winkte mir zu. Wie lange mochte sie mich wohl schon beobachtet haben? Ich ging zu ihr hinaus. Wo sich vorher die Menge gedrängt hatte, war der Schnee niedergetrampelt, und dort auf dem verharschten Eis stand sie.
    »Still ist es heute«, sagte ich.
    »So wie immer«, antwortete sie.
    Es war später Vormittag, und meine Ohren waren an das lärmende Durcheinander der Stadt gewöhnt, an die Straßenverkäufer, die ihre Waren anpriesen, an die fahrenden Musikanten mit ihren Fideln, die Balladensänger, die Kühe, wenn sie mit klappernden Hufen über das Kopfsteinpflaster zum Schlachthaus geführt wurden, an die quietschenden Steinräder derScherenschleifer, die Balgereien und Streitigkeiten, die gewöhnlich an jeder Straßenecke ausbrachen. Aber Pagus Parvus war nicht die Stadt, sondern ein nahezu stummer Ort. Ein-, zweimal hörte ich ein Lachen, einen Schmiedehammer, aber sonst kaum etwas.
    »Willst du reinkommen?«
    »Darf ich mal den Frosch sehen?«, fragte sie.
    Der Frosch beäugte uns, als wir in den Laden traten. Er war tatsächlich ein herrliches Geschöpf, seine Haut schimmerte und glänzte wie ein feuchter Stein. Aus dem Hinterzimmer kam kein Ton, deshalb hob ich vorsichtig den Deckel vom Behälter und griff hinein. Der Frosch schien ein wenig unruhig, als ich ihn mit einer Fliege anlocken wollte, und zog sich in die andere Ecke zurück.
    »Bist du sicher, dass du das darfst?«, fragte Polly nervös.
    »Warum sollte ich …«
    »Fass den Frosch nicht an!«, blaffte eine Stimme hinter mir, und sofort sprang ich zurück. Joe stand plötzlich ganz in meiner Nähe, und ich hatte keinen Ton gehört. Ein eisiger Luftzug wehte herein, bevor Polly die Tür von draußen zuwarf.
    »Ich wollte ihn nur …«
    Joe legte den Deckel wieder auf den Glasbehälter und drückte ihn gut fest. »Du darfst ihn auf keinen Fall berühren«, sagte er streng. »Bis du sein Vertrauen gewonnen hast, lässt er sich nur von mir anfassen. Hast du verstanden?«
    Ich nickte, und dann wurde das unbehagliche Schweigen vom abermaligen Öffnen der Tür gebrochen und von der zögerlichen Anfrage unserer ersten Kundin, einer älteren Fraumit einem Monokel im linken Auge. Sie zwinkerte ständig und runzelte die Stirn, um es an Ort und Stelle zu halten.
    »Mr Zabbidou? Ich habe etwas zum Versetzen.«
    Joe sah sie strahlend an.
    »Ein hübsches Stück«, sagte er. »Sieh mal, Ludlow, ein Nachttopf.«

Kapitel 11

    Ein mitternächtlicher Besucher
    W ach auf«, flüsterte Joe und rüttelte Ludlow am Arm. »Er ist da.«
    Ludlow setzte sich langsam auf und lauschte: Gerade schlug die Kirchenglocke Mitternacht. Er fröstelte. Das Feuer war niedergebrannt, er konnte seinen Atem sehen. Joe legte ein kleines Holzscheit in die Glut und zündete die Lampe an. Auf den Kaminsims stellte er zwei Gläser und eine dunkle Flasche, dann legte er sein schwarzes Buch auf den Tisch, dorthin, wo der Stuhl stand.
    »Setz dich«, sagte er zu Ludlow. »Verhalte dich mucksmäuschenstill, und wenn ich dir ein Zeichen gebe, schreibst du, was du hörst, in dieses Buch. Ich habe die Seite gekennzeichnet.«
    Ludlow schüttelte seine Schläfrigkeit ab und setzte sich an den Tisch. Er nahm das Buch und betrachtete es prüfend. Es war alt, aber in gutem Zustand, dick und fast zu schwer, um es in einer Hand halten zu können. Auf dem Lederumschlag waren mit Blattgold die Worte eingeprägt: Verba Volant Scripta Manent .
    Rechts unten in der Ecke standen in großen verzierten Goldbuchstaben die Initialen JZ. Ein rotes Seidenband kennzeichnete die neue Seite, und in der Mitte des Buches lag eine Feder bereit. Die weißen Seiten schienen im Halbdunkel zu schimmern, und Ludlow strich unwillkürlich mit den Fingern über ihre glatte Oberfläche. Er blätterte flüchtig durch die

Weitere Kostenlose Bücher