Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das schwarze Buch der Geheimnisse (German Edition)

Das schwarze Buch der Geheimnisse (German Edition)

Titel: Das schwarze Buch der Geheimnisse (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F.E. Higgins
Vom Netzwerk:
allerdings an den betreffenden Fall erinnerte, denn ich hatte den Sarg geliefert. Der Tote war im Grab der Familie beigesetzt worden. Einen Monat später, als nach dem Tod eines weiteren Familienmitglieds das Grab geöffnet wurde, fand man den Sarg auf die Seite gewälzt. Der Deckel wurde geöffnet, aber es war natürlich zu spät. Die Leiche war bereits in Verwesung übergegangen, trotzdem ließ sich noch deutlich erkennen, dass dieHände des jungen Mannes nicht mehr seitlich am Körper lagen und dass sein Mund in einem schmerzvollen Ausdruck der Verzweiflung geöffnet war.
    »Ich möchte sichergehen, dass eine solche Tragödie nicht noch einmal vorkommt.«
    Ein verständlicher Wunsch, dachte ich und hörte zu, als er seine Vorstellungen erläuterte: Der Sarg sollte mit einem Mechanismus versehen sein, der Luft im Innern zirkulieren lässt, für den Fall, der Verstorbene würde aufwachen. Wir vereinbarten einen Preis, und da die Zeit drängte, machte ich mich sofort an die Arbeit. Es war keine schwierige Konstruktion, am Sarg musste lediglich ein bis zur Erdoberfläche reichendes Rohr befestigt werden, durch das die Luft einströmen konnte. (Der Doktor bestand darauf, die Sache geheim zu halten – möglicherweise würde sich der Pfarrer darüber aufregen, so hatte er erklärt.) Spätnachts war ich mit dem Sarg fertig. Ich lieferte ihn am nächsten Tag an die Adresse, die ich bekommen hatte, ein großer Landsitz, ein paar Reitstunden entfernt. Der Doktor öffnete selbst.
    »Willkommen«, sagte er. »Der Gutsherr ist heute ein wenig unpässlich. Er hat mich gebeten, die Sache für ihn zu regeln.«
    Er winkte mich herein, und wir gingen an einer offenen Tür vorbei. Als ich einen kurzen Blick hineinwarf, sah ich einen Mann, den ich für den Gutsherrn hielt, er saß reglos in einem Sessel am Fenster. Er war blass, alt und sah recht krank aus. Der Doktor untersuchte den Sarg gründlich und stellte viele Fragen hinsichtlich seiner zuverlässigen Funktion. Endlich, als er ihn für gut befunden hatte, trugen wir ihn in den Keller hinunter.
    »Die Verstorbene ist die Frau des Gutsherrn«, sagte er. »Sie liegt im Keller, wo es kühl ist.«
    »Wie ist sie gestorben?«, fragte ich, während wir die sperrige Last mühsam die Treppe hinunterschafften.
    »Schüttelfrost«, sagte er. Mitteilsamer war er nicht.
    Endlich waren wir unten. Die Temperatur war hier sehr viel niedriger als oben, und ich sah die Frau des Hauses auf einem Tisch aufgebahrt. Sie sah blass aus, aber friedlich, und entgegen meinen Erwartungen zeigte sie keine äußeren Anzeichen einer Krankheit. Ich weiß nicht, woran es lag, aber plötzlich war mein Misstrauen geweckt. Sie wirkte so ruhig und entspannt, dass man schwer glauben konnte, sie sei tot, aber natürlich gab es auch keine Spur von Leben in ihr. Ein merkwürdiger Geruch hing im Raum, den ich damals der Feuchtigkeit zuschrieb.
    »Wie schrecklich«, murmelte ich.
    »Allerdings«, erwiderte der Doktor, und ich sah, dass er trotz der Kälte hier unten schwitzte. Er streichelte zärtlich die Hand der Toten, was mir unangebracht schien, so wie es mich überhaupt irritierte, wie besorgt er um sie war. Schließlich war sie nicht seine Frau.
    »So jung und schön«, sagte er. »Der Pfarrer kommt heute Nachmittag, sie soll in der Familiengruft beigesetzt werden.«
    Kaum hatten wir den Sarg abgestellt, schien es der Doktor eilig zu haben, mich zu verabschieden. »Ihr solltet Euch besser nicht länger aufhalten«, drängte er. »Das Wetter schlägt um und der Tag ist bald zu Ende. Ich möchte Euch nicht gern nachts auf der Landstraße wissen. Sie ist berüchtigt wegen ihrer Wegelagerer.«
    Ich entnahm seinem Ton, dass ich länger geblieben war als erwünscht, und so brach ich unverzüglich auf. Mir kam das Wetter nicht schlechter vor als am Morgen, im Gegenteil, es schien mir sogar besser, doch war ich froh, dieses Haus hinter mir zu lassen. MeineArbeit war gut entlohnt worden, und doch spürte ich einen nagenden Zweifel in mir, dass hier etwas nicht in Ordnung war. Der Geruch, der in diesem Keller geherrscht hatte, blieb mir tagelang in der Nase.
    Ein paar Monate später hatte ich zufällig wieder in dieser Gegend zu tun. Einer spontanen Eingebung folgend bog ich an der Weggabelung zur Einfahrt des Gutshauses ab und blieb vor dem Tor stehen. Es war abgesperrt, doch durch die Stäbe sah ich, dass das Haus verschlossen und der Garten verwildert war. Am Torpfosten hing ein Schild, das Anwesen sei zu verkaufen,

Weitere Kostenlose Bücher